zurück
Gemünden
Bekleidungsgeschäft würde gern in die Gemündener Ladestraße, der Stadtrat lehnt dies jedoch ab
Ein Textilgeschäft im ehemaligen Güterbahnhof wurde als Konkurrenz zu dem in der Innenstadt gesehen. Viel Platz gibt es künftig für Gastronomie in der Ladestraße. Kommt eine Fastfood-Filiale?
In die Gebäude des denkmalgeschützten ehemaligen Güterbahnhofs in der Ladestraße könnten Geschäfte und Restaurants einziehen (Archivbild).
Foto: Ferdinand Heilgenthal | In die Gebäude des denkmalgeschützten ehemaligen Güterbahnhofs in der Ladestraße könnten Geschäfte und Restaurants einziehen (Archivbild).
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:26 Uhr

Auf dem Areal der Ladestraße rund um den ehemaligen Güterbahnhof könnte sich neben Lidl, dm und Weimann auch ein Restaurant ansiedeln. Bis zu 500 Quadratmeter groß könnte das Lokal dort werden. Das hat der Gemündener Stadtrat am Montag mehrheitlich beschlossen. Abgelehnt hat das Gremium jedoch mit drei Gegenstimmen das Ansinnen des Investors, dort ein Textilgeschäft mit ebenfalls bis zu 500 Quadratmetern zuzulassen. Es hatte offenbar konkrete Anfragen gegeben. "Das will ich nicht haben", hatte Bürgermeister Jürgen Lippert klargemacht, weil er ein neues Bekleidungsgeschäft dort – als Ladenraum wäre offenbar der ehemalige Güterbahnhof mit einer Grundfläche von 580 Quadratmetern vorgesehen gewesen – für eine Konkurrenz zum bestehenden in der Innenstadt hielte.

Ein Klamottenladen ja oder nein? Darüber hatte sich eine rege Debatte entsponnen. Mehrere Stadträte schlossen sich der Meinung Lipperts an, fanden aber auch den Vorschlag des Planers Dieter Heinrich vom Planungsbüro Bautechnik Kirchner ganz gut, das künftige Sortiment etwa auf Sportkleidung zu beschränken. Helmut Aulbach (FWG) wollte wissen, welches Textilgeschäft genau angefragt habe, ob es ein neues sei oder ein schon in Gemünden ansässiges. Das, so Planer Heinrich, wisse er nicht.

Risser: Stadtrat hat früher viele innenstadtrelevante Geschäfte außerhalb der Innenstadt zugelassen

Matthias Risser (CSU) war einer derjenigen, die sich gegen die Ansiedlung eines Bekleidungsgeschäfts dort aussprachen. In den vergangenen 27 Jahren, seit er im Stadtrat ist, sei der Stadtrat bei Ansiedlungswünschen innenstadtrelevanter Geschäfte außerhalb der Innenstadt immer wieder "umgefallen". Er wünsche sich mehr Geschlossenheit in der Frage. Walter Volpert (BfB) hielte eine von vielen gutgeheißene Beschränkung auf Sportbekleidung für schwierig bei einer so großen Ladenfläche, weil die Abgrenzung zu einem normalen Bekleidungsgeschäft problematisch wäre. Außerdem glaube er, dass das stationäre Sportgeschäft allgemein rückläufig ist, warum sollt ein solches dann in Gemünden laufen?

Hubert Fröhlich (Öko-Kreis) hingegen argumentierte gewohnt liberal und befürwortete die Ansiedlung eines Bekleidungsgeschäfts in der Ladestraße: "Ich freu mich, dass die in Gemünden ein Potenzial sehen." Er sei für Wettbewerb. Es sei auch eine Chance für das Bekleidungsgeschäft in der Innenstadt, das sich dann etwa als das Geschäft mit dem besseren Service positionieren könnte. "Wohlstand", so Fröhlich, "kommt durch Wettbewerb und Gewerbefreiheit."

Lippert zum Einfluss, den Stadtrat und Stadt auf Pläne haben

Helmut Aulbach (FWG) sagte, er fände es positiv, wenn der Investor den Güterbahnhof unterhalte und erhalte. Ob wir überhaupt Einfluss darauf haben, was da reinkomme? "Ja, jetzt haben wir noch Einfluss darauf", sagte Lippert. Das könne in den Bebauungsplan aufgenommen werden, was nicht heiße, dass der Stadtrat das in fünf oder zehn Jahren nicht auch wieder ändern könne. Aulbach machte scherzhaft den Vorschlag, dass man vom Investor ja ein Jugendzentrum als Gegenleistung für eine Zustimmung zu seinen Plänen verlangen könne.

Robert Lampert (CSU) sagte, er wolle nichts ausschließen, und wollte wissen, ob der Investor denn schon mit der Stadt das Gespräch gesucht habe. Er habe jetzt erst von den Plänen erfahren, so Lippert. Hätte er ihn vorher gefragt, hätte er ihm gesagt, dass er "damit nicht zu kommen braucht". Auch Richard Rauscher (FW-FB) wollte nichts ausschließen. "Seit Jahren jammern wir hier in Gemünden, da kommt keiner, da geht nix." Der Stadtrat sage ja im Moment mehr Nein als alles andere. Bei der Abstimmung waren dann Lampert, Rauscher und Fröhlich diejenigen, die sich für die Ansiedlung eines Textilgeschäfts aussprachen.

Fastfood-Filiale ausschließen oder nicht?

Bei der Vergrößerung der Gastronomiefläche im oder rund um den Güterbahnhof von 150 auf 500 Quadratmeter hatte sich Monika Poracky (SPD) gegen die mögliche Ansiedlung einer Fastfood-Filiale dort ausgesprochen, das habe nichts mit Nachhaltigkeit und guter Ernährung zu tun, während Carsten Ceming (CSU) Fastfood in Ordnung fände, das ziehe auch Leute an. Wolfgang Remelka (BfB), der die Geschäfte in der Ladestraße erneut einen "Sargnagel für die Innenstadt" nannte,  verwies darauf, dass Fastfood auch ein Treffpunkt für die Jugend sein könne. "In Lohr und Karlstadt ist der McDonald's ein Treffpunkt."

Bernd Rützel (SPD) sagte, er wolle wissen, was da reinkomme, sonst lehne er ab. Lippert sagte, dass könne der Stadtrat nicht wirklich kontrollieren. Mit 17:3 fiel die Entscheidung für eine Vergrößerung der Gastronomiefläche, Monika Poracky, Bernd Rützel und Hans-Joachim Schüßler (Öko-Kreis) stimmten dagegen.

Planer Heinrich sagte, die Denkmalbehörde habe bisher noch gar keine Stellung zu den Plänen mit dem denkmalgeschützten ehemaligen Güterbahnhof genommen, weswegen man eine Zustimmung annehme.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gemünden
Björn Kohlhepp
Bernd Rützel
CSU
Dieter Heinrich
Freie Wähler
Innenstädte
Jürgen Lippert
Lidl
McDonald's
SPD
Sportbekleidung
Stadt Lohr am Main
Stadträte und Gemeinderäte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • christa kratz
    War eigentlich schon mal ein Stadtrat bei Lidl ? Auch dort gibt es fast wöchentlich Textilien zu kaufen!
    Ich frage mich allerdings seid wann die Märkte/ Geschäfte Richtung Langenprozelten und Wernfeld zur Innenstadt gehören aber die Ladestrasse nicht..??
    Richtung LA sind es 5 Textilgeschäfte sowie mindestens 3 die teilweise Textilien verkaufen , Richtung Wernfeld sind es 3 Geschäfte die ganz sicher Innenstadt relevante Ware anbieten..Dazu gibt es auch noch neben Trabold ähnliche Märkte/ Geschäfte..also sind die alle Innenstadt?
    Gerade in der Nähe der Seniorenanlagen wäre ein Textilgeschäft in meinen Augen sinnvoll , damit würde ich den mobilen Senioren etwas Lebensqualität geben ! Dorthin könnte so mancher noch laufen , in die Innenstadt sicherlich nicht!
    Hat man darüber schon mal im Stadtrat nachgedacht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • margarete wuestner
    Nach der Abstimmung 17:3 ist nicht schwer zu erkennen, welchen Sinn es macht, Kindern und Jugendlichen schon ab Kita/Kita und Schule die gesunde Ernährungs-Lehre nahezubringen, bzw zu unterrichten, wenn dann Jugendliche dazu "eingeladen" werden ihren Treffpunkt in einer Fastfood Filiale zu verabreden. Dann wäre doch ein Fitness-Studio nebenan sinnvoll!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Werner Müller
    Frau Wüstner, Sie sprechen mir aus der Seele. Ja, spart man sich eben in Gemünden einen geeigneten Jugendtreff, übernimmt dann MC und Co. auf dem Vorplatz. Bahnhof in der Nähe, muss man dann für den Joint nicht weit laufen. Und 17:3. Ich denke, das ist ein recht autokratischer Stadtrat. Gemündener wacht endlich mal auf! Sind das in diesem Stadtrat nur noch Duckmäuser, gibt es keine Fraktionssitzungen mehr, in denen auf die Thematik hingewiesen wird oder profitieren einige dieser Stadträte von der Gemündener Autokratie und passen sich dann automatisch an? Dieser Stadtrat wirft mit dieser Entscheidung Fragen auf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Werner Müller
    100 Prozent Zustimmung Herr Albert. Wie hätte wohl der Stadtrat entschieden, wenn sich ein weiteres Textilgeschäft in der Innenstadt hätte ansiedeln wollen? Dann auch Ablehnung. Vermutlich schon. Geht es hier um die Innnenstadt oder geht es hier vielmehr darum, einen in der Innenstadt etablierten Textilgeschäft unter dem Deckmantel Innenstadt die Konkurrenz vom Leib zu halten? In wie weit haben das die Gemündener Stadträte, außer Fröhlich, Rauscher und Lampert überhaupt begriffen und überrissen. War doch schon einmal so ähnlich in Gemünden als Rexroth ansiedeln wollte und sich Mörtl - mit Stadtratsmandat - dagegen entschieden hat. Mörtl gibt es inzwischen nicht mehr. Wo bleiben eigentlich die Ladesäulen für E-Autos? Die könnte man doch auch innenstadtnah platzieren und damit für einen kurzweiligen Aufenthalt der Wartenden in der Innenstadt sorgen. In anderen Städten schon längst Konzept, nur in Gemünden nicht. Ganze zwei AC-Ladesäulen. Wow!! Gemünden ist Entwicklungsstadt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Albert
    Ich bezeichne es als Sargnagel für eine Freie Marktwirtschaft, wenn sich Leute nach ihrer Nase dafür oder dagegen entscheiden, die mit einem unternehmerischen Risiko soviel gemein haben, wie ein Wolf mit veganer Ernährung.
    Das gibt es nur in n D, dass unfähige Personen ohne Qualität unternehmerische Strategien kolportieren dürfen.
    Selbst schon in Kissingen erlebt.
    Dann geht es halt woanders hin, wo das Invest gewürdigt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten