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Karlstadt
Trotz finanziellem Risiko: Karlstadt tritt Regionalwerk Main-Spessart bei
Karlstadt setzt damit auf lokale Energieerzeugung. Bürgerinnen und Bürger können profitieren – doch es gibt auch Bedenken im Stadtrat und in der Verwaltung.
Blick von der Karlsburg auf Karlstadt mit der Mainbrücke und dem Zementwerk Schwenk.
Foto: Björn Kohlhepp | Blick von der Karlsburg auf Karlstadt mit der Mainbrücke und dem Zementwerk Schwenk.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 17.04.2025 02:39 Uhr

Ohne große Diskussion hat der Karlstadter Stadtrat am Donnerstag mit zwei Gegenstimmen beschlossen, dem Regionalwerk Main-Spessart beizutreten. Die GmbH, an der sich alle Städte und Gemeinden im Landkreis freiwillig beteiligen können, will die Energiewende in der Region fördern und Windenergie- und Photovoltaikanlagen planen und betreiben. So soll verhindert werden, dass Flächen an externe Investoren verloren gehen. Bis 2034 sollen 18 Photovoltaik- und sechs Windpark-Projekte realisiert werden.

Bürgerinnen und Bürger können sich daran beteiligen und im besten Fall Gewinn machen. Bis zum 1. April hatten sich 14 der 40 Kommunen in Main-Spessart für und fünf gegen einen Beitritt entschieden. "Es geht um weitreichende Beschlüsse", sagte Bürgermeister Michael Hombach (CSU).

Bis 2034 sollen 18 Photovoltaik- und sechs Windpark-Projekte realisiert werden

Die Karlstadter Verwaltung begrüßt laut Sitzungsvorlage grundsätzlich die Gründung des Regionalwerks. Damit könne sichergestellt werden, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Gleichzeitig könnten die Beteiligten so mehr Einfluss auf Projekte nehmen.

Die Städte und Gemeinden müssen zehn Jahre lang bis zu 6400 Euro jährlich in die Kapitalrücklage einzahlen. Das ist der Preis, den man für die Dienstleistung des Regionalwerks zahlt, um am Ende von den Erträgen zu profitieren. Die GmbH soll sich im Idealfall irgendwann selbst tragen. Laut den Verantwortlichen im Landratsamt soll dieser Maximalbetrag in der Praxis mit 2700 bis 4000 Euro pro Jahr jedoch deutlich niedriger ausfallen.

Im Haushalt 2025 hat die Stadt Karlstadt dafür keine Mittel veranschlagt. Nach vier Jahren wird die Verwaltung die Wirtschaftlichkeit des Regionalwerks prüfen und den Stadtrat über Verbleib oder Ausscheiden entscheiden lassen. Jedoch ist sowieso eine Ausstiegsoption nach fünf Jahren vorgesehen.

Verwaltung und Stadtrat kritisieren finanzielles Risiko

Wie viel Gewinn oder Verlust dabei gemacht werden kann, ist aktuell noch unklar. Die Spanne reicht im genannten Zeitraum von einem Minus von 312.000 Euro bis zu einem Plus von 59.000 Euro. Die Karlstadter Verwaltung sieht bei der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Regionalwerks ein "nicht zu vernachlässigendes finanzielles Risiko". Dem stimmte Stadtrat Rainer Schäfer (CSU) zu: "Ich habe mit Blick auf die Projekte Bedenken, die Ergebnisprognose ist sehr optimistisch." Er und Edgar Ehrenfels (Freie Wähler) stimmten gegen den Beitritt.

Die Verwaltung kritisierte, dass die Stadt nicht in den Aufsichtsrat bestellt werden kann, wenn bereits die Energie Lohr-Karlstadt dort Mitglied ist. Die Stadt ist an dem Energieversorgungsunternehmen beteiligt. Trete dieser Fall ein, habe die Stadt weniger Kontrollrechte. Karlstadt soll dem Regionalwerk zudem Flächen zur Pacht anbieten, auf denen Energieprojekte geplant sind. Damit erhalte die GmbH die Exklusivrechte für diese Grundstücke, die Stadt sei außen vor. Dies wurde deshalb nicht beschlossen. 

Gerhard Kraft (Grüne) gab ein Statement stellvertretend für seine Fraktion ab: Die Grünen würden das Regionalwerk befürworten. Wichtig sei, das Vorgehen aktiv zu begleiten. "Das ist eine Möglichkeit, regenerative Energien mit Wortschöpfung in der Region zu halten und Bürgerinnen und Bürger mit Anteilen und möglicherweise sinkenden Energiepreisen partizipieren zu lassen." Theo Dittmaier (CSU) sagt dabei die Flächensicherung durch die kommunale Hand zu.

 
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