
Nach dem einstimmigen Votum des Gemündener Stadtrats für den Beitritt der Stadt als Gesellschafter des Regionalwerks Main-Spessart zeigte sich am Montagabend im Sitzungssaal des Rathauses ein nicht ganz alltägliches Phänomen: Alle 22 Stadträte und die Stadträtin machten durch Tischklopfen deutlich, dass der Sachverhalt, über den sie eben abgestimmt hatten, ein wichtiger ist. Und, dass der Nachdruck, mit dem sich das Gremium – allen voran Bürgermeister Jürgen Lippert (BfB) – für das Projekt ausgesprochen hatte, von Bedeutung ist.
"Ich finde, das ist ein sehr deutliches Zeichen der Stadt Gemünden, wie wir da dahinterstehen", freute sich Lippert, der sich bereits bei der ersten Vorstellung des Projekts vor ziemlich genau einem Jahr klar für eine Beteiligung der Stadt positioniert hatte. Wie damals betonte der Bürgermeister auch am Montag, wie alternativlos es sei, die Energiewende vor Ort voranzutreiben und gleichzeitig die daraus erzielte Wertschöpfung im Landkreis zu belassen.
Kommunen, Bürger und Energieversorger sollen profitieren
Besonders die Kommunen, auf deren Gebiet letztlich Windparks oder Freiflächenphotovoltaikanlagen entstehen werden, müssten von dieser Bereitstellung auch entsprechend profitieren können, so Lippert. Er plädiert dafür, dass sich dies nicht lediglich auf die – verhältnismäßig wenig lukrative – Verpachtung der Flächen beschränkt, sondern auch die Beteiligung am Betrieb der Anlagen mit einschließt. Dies sicherzustellen, dafür sei das Regionalwerk das ideale Instrument.
Doch nicht nur die Kommunen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit erhalten, sich als Gesellschafter zu engagieren – gleiches gilt für die Energieversorgungsunternehmen der Region. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) würden Kommunen, auf deren Gebiet entsprechende Anlagen entstehen, zudem noch einmal zusätzlich entschädigt.

Potenzielle neue Vorranggebiete für Windenergie- und Freiflächenphotovoltaikanlagen gibt es nach Einschätzung Lipperts aufgrund der neuen Regionalplanung voraussichtlich zuhauf. Dadurch ergebe sich für das künftige Handlungsfeld eines Regionalwerks Main-Spessart ein enormes Potenzial.
Gemeinden müssen sich finanziell beteiligen
Damit sich das Projekt auch umsetzen lässt, bedürfe es, so Lippert, jedoch auch genügend Gemeinden, die sich beteiligen. Finanziell bedeutet dieser Schritt für jede Kommune die Zahlung eines einmaligen Beteiligungsbetrags von maximal 500 Euro und eine jährliche Einzahlung von maximal 6400 Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren, "um das ganze Gebilde erst einmal zum Laufen zu bringen", so Lippert. Als zusätzliche Risikodeckelung führte der Bürgermeister zudem die Option auf, dass die Kommune nach fünf Jahren wieder aus der Gesellschaft austreten könne.
Ein aus Sicht von Stadtrat Wolfgang Remelka (BfB) "überschaubarer Betrag", der laut Lippert nach allen Voraussagen bei 30 bis 35 beteiligten Kommunen sogar noch deutlich geringer ausfallen wird – nämlich wahrscheinlich zwischen 3700 und 3800 Euro.
Für Lippert stelle sich jedoch nicht in erster Linie die Frage, was die Stadt davon habe, und wann sich die Investitionen amortisieren, sondern was der Landkreis, seine Bürgerinnen und Bürger und seine Wirtschaft davon habe. "Wenn es denn erfolgreich ist, haben wir mit Sicherheit alle etwas davon. Und insofern bin ich ein absoluter Befürworter dieser Beteiligung an einem solchen Regionalwerk."
Landkreis soll in Sachen Energiewende "Gas geben"
Dem schlossen sich in ihren Wortmeldungen auch Wolfgang Remelka, Hans-Joachim Schüßler (Oko-Kreis), Robert Lampert (CSU) und Monika Poracky (SPD) an. Während sich die Sozialdemokratin darüber hinaus wünschte, dass der Landkreis mithilfe des Regionalwerks in Sachen erneuerbare Energien "endlich einmal Gas gibt", erkundigte sich Remelka, ob sich das Handlungsfeld des Regionalwerks ausschließlich auf Windenergie und Photovoltaik beschränken muss.
Dass dazu noch weitere Geschäftsfelder wie die Versorgung mit Gas oder Wasserstoff hinzukommen, ist laut Jürgen Lippert tatsächlich nicht ausgeschlossen, jedoch vom Votum der Gesellschafterversammlung abhängig. Für Lippert sei dies jedoch schon einen Schritt vorausgedacht. "Ich glaube, man muss das ganze Ding erstmal funktionsfähig machen", so der Bürgermeister. Die Stadt Gemünden scheint dazu bereit.