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Karlstadt
Steigende Stromkosten: So wollen Städte und Gemeinden in Main-Spessart Energie sparen
Die Straßenbeleuchtung macht für Kommunen einen großen Teil der Stromkosten aus. Doch die Beleuchtungszeit kann nicht einfach weiter reduziert werden.
Archivfoto: Eine Straßenlampe in der Altstadt von Gemünden. Viele Kommunen in Main-Spessart tauschen ihre Straßenbeleuchtung gegen LED-Lampen aus, um Strom einzusparen.
Foto: Björn Kohlhepp | Archivfoto: Eine Straßenlampe in der Altstadt von Gemünden. Viele Kommunen in Main-Spessart tauschen ihre Straßenbeleuchtung gegen LED-Lampen aus, um Strom einzusparen.
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:08 Uhr

Einige große Städte in Deutschland denken laut einer Umfrage der dpa darüber nach, Strom einzusparen, indem sie die Zeiten der Straßenbeleuchtung reduzieren. Und auch die Kommunen in Main-Spessart versuchen mit verschiedenen Maßnahmen, Strom und somit auch Stromkosten zu sparen, wie eine stichprobenartige Umfrage dieser Redaktion ergab.

Retzstads Bürgermeister Karl Gerhard bedauert, dass in Main-Spessart jede Kommune etwas für sich macht. In anderen Landkreisen, zum Beispiel im Landkreis Haßberge, gebe es gemeinsame Unternehmen - die BEG Haßberge -, die sich dem Thema Energie annehmen und Maßnahmen umsetzen.

Retzstadt: LED-Lampen sparen jährlich 45.000 Kilowattstunden Strom

Ganz konkret prüft Retzstadt aktuell "die Innenbeleuchtung für die Grundschule und den Kindergarten" und die Möglichkeit, auf dem künftigen Dorfladen eine PV-Anlage zu installieren, sagt Gerhard. Die Schaltung der Straßenbeleuchtung ist in Retzstadt flexibel, sie richtet sich nach dem vorhandenen Tageslicht: Wird das zu schwach oder stärker, gehen die Lampen an oder wieder aus. Gerhard kann sich vorstellen, die Zeiten noch weiter zu verkürzen. "Das muss aber wegen der Verkehrssicherungspflicht genau geprüft werden", sagt er.

Nach Mitternacht werden die Lampen bereits automatisch gedimmt, damit der Stromverbrauch zurückgeht. Und 80 Prozent der Straßenbeleuchtung im Ort sind bereits LED-Lampen. Durch die Umstellung vor fünf Jahren verbraucht die Gemeinde hierfür 60 Prozent weniger Strom. Jährlich lassen sich somit 45.000 Kilowattstunden einsparen. Im Jahr 2021 sind in Retzstadt Energiekosten in Höhe von 42.000 Euro entstanden. Wie viel Geld die Gemeinde durch weitere Maßnahmen einsparen könnte, kann "nicht pauschal beantwortet werden, da ja auch immer erst sinnvoll investiert werden muss".

Karlstadt: Stromkosten von 381.800 Euro im vergangenen Jahr

In Karlstadt werden jedes Jahr im Zuge von Straßenbaumaßnahmen alte Straßenlaternen mit hohem Verbrauch durch LED-Lampen ersetzt, teilt der geschäftsleitende Beamte Uli Heck mit. Auch im Bereich von Gebäuden werden alte Lampen mit hohem Verbrauch ersetzt, wenn das technisch machbar ist. Sie werden auf LED-Röhren umgerüstet oder mit Bewegungsmelder ausgestattet.

Die Straßen- und Fußwegbeleuchtung ist zentral über einen Dämmerungsschalter gesteuert. Wenn es dunkel wird, geht die Straßenbeleuchtung an, früh, wenn es hell wird, geht sie wieder aus. Ein Großteil der Straßenbeleuchtung wird zwischen 23 Uhr und 5 Uhr auf Halbnachtschaltung umgestellt und automatisch um die Hälfte des Stromverbrauchs reduziert. In Karlstadt fielen 2021 Stromkosten in Höhe von rund 381.800 Euro an.

Verwaltungsgemeinschaft Burgsinn: 40 Prozent LED-Lampen

"Wir versuchen im Allgemeinen nach und nach durch Umstellung auf LED und durch die Verwendung von Dämmerungsmessern Energie zu sparen", teilt Christine Pfeifroth von der Verwaltungsgemeinschaft Burgsinn (VGem) mit. Darüber hinaus seien einige kommunale Anwesen mit Fotovoltaikanlagen versehen. Und bei Neu- und Umbauten, aktuell etwa bei der angedachten Schwimmbadsanierung in Burgsinn, "sind energiepolitische Überlegungen stets Thema".

Defekte Straßenlaternen werden ausschließlich durch LED ersetzt und neue Beleuchtung nur noch entsprechend gewählt. Der Anteil in der VGem beträgt aktuell rund 4o Prozent. In vielen Straßenzügen werden zwischen 22.30 Uhr und 5.30 Uhr die Leuchten auf 50 Prozent der elektrischen Leistung gedimmt. Die Ein- und Ausschaltzeiten richten sich auch in der VGem nach der Beleuchtungsstärke und ändern sich somit täglich. So wurden beispielsweise am Montag, den 23. Mai, die Straßenbeleuchtung um 5.06 Uhr ausgeschaltet und um 21.19 Uhr eingeschaltet. "Trotzdem muss natürlich immer die Verkehrssicherungspflicht gewahrt sein", so Pfeifroth.

Gemünden: Im Januar bereits über Lichtverschmutzung diskutiert

Erst im Januar machte Gemündens Stadtrat Matthias Risser den Vorschlag, in Zeiten des Klimawandels und der Lichtverschmutzung alle Straßenlampen nachts von ein bis vier Uhr auszuschalten. Bürgermeister Jürgen Lippert hielt es für keine gute Idee, die Lampen die ganze Nacht auszuschalten, da dies das ein oder andere Problem mit sich bringen könnte. Er verwies darauf, dass LED-Lampen gedimmt werden können.

Lohr: Beim Schwimmbad spart die Stadt bereits Energie ein

Eine Maßnahme zum Stromsparen hat die Stadt Lohr bereits umgesetzt: "In unserem städtischen Freibad wird das Schwimmerbecken mit fossiler Energie nur noch auf 22 Grad aufgeheizt und das Freizeitbecken nur noch auf 21 Grad", teilt Sprecherin Inge Schönmann mit. "Da das Main-Spessart-Bad mit einer Solaranlage ausgestattet ist, können wir bei entsprechender Sonnenenergie dennoch die gewohnten Wassertemperaturen erreichen", so Schönmann.

Insgesamt sei der Handlungsspielraum für Sparmaßnahmen jedoch begrenzt. So können bei einigen öffentlichen Gebäuden, etwa Schulgebäuden, die Raumtemperaturen und Beleuchtungszeiten nicht weiter eingeschränkt werden. Denn kürzere Einschaltzeiten "bergen ein Sicherheitsrisiko und können beispielsweise auf den Freiflächen der Schulgebäude und den Pausenhöfen zu Stürzen oder Verletzungen führen", sagt Schönmann.

Im Jahr 2021 sind Stromverbrauchkosten von rund 300.000 Euro angefallen. Für Betriebszwecke wie die Straßenbeleuchtung oder das Freibad sind weitere 260.000 Euro angefallen, so Schönmann. Wird die Straßenbeleuchtung von Entladungslampen auf LED umgerüstet, wie es derzeit bei mehreren Straßenbaumaßnahmen gemacht wird, sind circa 70 Prozent Energieeinsparung möglich.

 
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  • biene269@yahoo.de
    warum müssen öffentliche Gebäude die ganze Nacht beleuchtet werden, Schulen, Schwimmbäder, Rathäuser usw.? Es tut den Insekten nicht gut und auch den Anwohnern (Thema Lichtverschmutzung) - man könnte hier- mit Abschalten- sehr einfach Energie einsparen - außer bei Veranstaltungen könnte es doch von 22 Uhr bis 6 Uhr dort dunkel sein - das Argument des Unfallschutzes auf Pausenhöfen ist äußerst seltsam, wer hat nachts etwas auf dem Pausenhof verloren????
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  • KGerhard
    Sehr geehrter Herr Völker,
    wenn Sie schon eine Verlinkung einbauen, dann verweisen Sie doch bitte auf die BEG Haßberge eG
    Danke Ihnen
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