Die in Folge des Ukraine-Krieges angespannten Beziehungen zu Russland und steigenden Energiekosten machen sich in vielen Lebensbereichen bemerkbar: auch in Schwimmbädern. Der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) zufolge senken einige Bäder die Temperaturen in ihren Becken, um Erdgas zu sparen. Auch in derStadt Würzburg oder dem Landkreis Rhön-Grabfeld reagieren die Betreiber von Schwimmbädern auf die unsichere Gasversorgung aus Russland mit kälterem Wasser. Müssen nun auch Besucherinnen und Besucher der Bäder in Main-Spessart mit kühleren Temperaturen rechnen? Wir haben uns im Landkreis umgehört.
Main-Spessart-Bad in Lohr
Im Main-Spessart-Bad in Lohr soll die Wassertemperatur zum Beispiel um zwei Grad sinken, von 24 auf 22 Grad. "Der Bundeswirtschaftsminister hat appelliert, Deutschland möge Gas sparen, um mit möglichst vollen Gasspeichern in den kommenden Winter zu gehen. Wir nehmen diese Aufforderung sehr ernst und möchten deshalb in der Freibadsaison so viel Gas sparen wie möglich", erklärt Dieter Daus, geschäftsleitender Beamter der Stadt Lohr am Main. An sonnigen Tagen werden die Becken über Solarabsorbermatten auf den Dächern der Freibadgebäude erwärmt. Wenn es in Schlechtwetterphasen notwendig sei, werde zusätzlich mit Gas geheizt, so Daus.
Geöffnet werden soll das Bad heuer erst am 26. Mai, also etwas später als sonst. Auch das ist eine Maßnahme der Stadt, um Gas einzusparen. Daus: "Erfahrungsgemäß herrschen insbesondere im Mai noch sehr kalte Nächte. Die Becken auf Badewassertemperatur zu bekommen und zu halten, kostet sehr viel Energie." Bei den Öffnungszeiten des Bades strebt die Stadt vor diesem Hintergrund auch eine "Flexibilisierung" an. Konkret heißt das, dass bei "wirklich schönem Wetter" das Freibad länger aufhaben soll als bisher; im Gespräch ist 21 Uhr. Bei schlechtem Wetter könnte es hingegen auch früher schließen oder sogar mehrere Tage gar nicht öffnen. "Wir werden es nicht schaffen, völlig darauf zu verzichten. Aber wir tun unser Möglichstes, um so wenig Gas wie möglich zu verbrauchen." Wichtig sei, dass die Leute diese neuen Konditionen kennen, bevor sie zur Eröffnung des Bades eine Jahreskarte kaufen, betont Daus. Der Stadtrat trage dieses Vorhaben mit.
Drei-Flüsse-Bad und Freibad in Gemünden
"Es ist grundsätzlich notwendig, mit unseren Ressourcen sorgfältig umzugehen, aber es sind im Moment keine einschneidenden Maßnahmen vorgesehen", antwortet Gemündens Bäderleiter, Manfred Starz auf Anfrage dieser Redaktion. Gemünden sei "in der glücklichen Lagen", das Drei-Flüsse-Bad über das Hackschnitzelheizwerk beheizen zu können, in dem "das Schwachholz" aus dem städtischen Forst verfeuert wird. Das Freibad werde per Wärmepumpe beheizt, also ebenfalls ohne Gas. "Sicherlich schlagen Teuerungen in anderen Bereichen auch bei uns zu Buche, aber inwieweit sich dadurch Änderungen bei uns ergeben, ist noch nicht zu erkennen".
Freibad Karlstadt
Auch im Freibad in Karlstadt wird das Wasser nicht kälter. "Von den aktuell steigenden Gaskosten ist das Freibad der Stadt Karlstadt nur marginal betroffen", sagt Ulli Heck, Pressesprecher der Stadt Karlstadt. Dieses wird maßgeblich über die Abwärme des benachbarten Zementwerkes beheizt. Zusätzlich fungiert ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk zur Energieversorgung. Es seien aktuell aber keine Maßnahmen vorgesehen, um auf die steigenden Energiekosten zu reagieren, so Heck. "Die Besucherinnen und Besucher können von gewohnten Temperaturen des Wassers ausgehen." Das Karlstadter Freibad öffnet schon am 1. Mai.
Freibad Burgsinn
Wie Bürgermeister Robert Herold mitteilt, wird das Schwimmbad in Burgsinn schon seit 2018 durch eine Hackschnitzelanlage mit Wärme versorgt. "Wir sind also nicht abhängig von endlichen Ressourcen und werden keine Einschränkungen im Badebetrieb haben."
Freibad Zellingen
Die Marktgemeinde Zellingen setzt bei der Beheizung ihrer Becken auf Solarthermie. Was das Gas betreffe, gebe es also keine Probleme, so Bürgermeister Stefan Wohlfart. Dementsprechend werden auch keine zusätzlichen Maßnahmen zum Energiesparen ergriffen. Den Strom für seine Pumpen bezieht das Schwimmbad von den Versorgungsbetrieben Zellingen. Laut Wohlfart ist es dank günstiger Verträge im Augenblick noch möglich, diesen zu niedrigen Preise zu beziehen. Diese würden in Zukunft aber natürlich auch steigen.
Hallenbad Karlstadt
"Unabhängig von der aktuellen Situation bemühen wir uns regelmäßig, Energie im Karlstadter Hallenbad einzusparen", so Tina Starck, Sprecherin des Landratsamtes. Wenn das Hallenbad Karlstadt wie jedes Jahr vom 1. Mai an für die Öffentlichkeit gesperrt werde, wolle das Landratsamt "beispielsweise den Warmbadetag nicht mehr fahren". Das heißt, dass beim Schulschwimmen die maximale Badewassertemperatur bei 28 Grad liegt.
"Glücklicherweise haben wir uns bei der Sanierung des Hallenbades Karlstadt im Jahr 2008 für eine alternative Heizquelle entschieden", so Starck. Das Hallenbad Karlstadt werde ausschließlich mit Holzhackschnitzeln aus nachwachsenden Rohstoffen beheizt. "Neben dem Hallenbad heizen wir auch die benachbarte Realschule und das Schülerwohnheim ausschließlich mit Holzhackschnitzeln." An den genannten kreiseigenen Gebäuden gebe es gar keinen Gasanschluss.
Waldbad Lengfurt
"Wir haben schon einiges getan, um Energiekosten zu sparen", berichtet Klaus Scheller, erster Vorsitzender des Fördervereins Pro Waldbad. So seien die Schwimmbecken des Waldbades Triefenstein, das sich im Besitz der Marktgemeinde befindet, über eine Solarabsorberanlage beheizt. "Von den momentan stark gestiegenen Gaskosten sind wir daher nicht betroffen", so Scheller. Im Hinblick auf die erhöhten Stromkosten könne man ebenfalls ruhig in die Zukunft schauen, da die Pumpen in den Becken dort nach dem Ende dieser Saison ausgetauscht werden sollen. Die neuen Pumpen seien "hocheffizient" und sollen 50 Prozent des momentanen Stromverbrauchs einsparen. Der Vorteil ist, dass sie schwächer laufen, wenn wenig Betrieb in den Becken ist, erklärt Scheller.
Wonnemar in Marktheidenfeld
Das Marktheidenfelder Wonnemar ist derzeit geschlossen. Der Stadt liegen keine Informationen vor, wann dieses wieder öffnet. Ungewiss ist dementsprechend auch, ob dort die Becken in Zukunft kühler sein werden.
Die meisten haben bis jetzt noch nicht begriffen, was "Krieg" bedeutet und dass er schon vor unserer Haustüre steht!