Der Frust ist hoch in der Gastronomie in Main-Spessart. "Das ist für viele der Todesstoß", sagt Dennis Imhof von der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Ab Januar gilt für Speisen, die vor Ort gegessen werden, wieder der ursprüngliche Steuersatz von 19 Prozent. Seit Mitte 2020 gab es eine Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie auf sieben Prozent. "Das kommt einer Steuererhöhung von 12 Prozent gleich", so Imhof, der selbst das Restaurant "Zum letzten Hieb" in Langenprozelten leitet.
Die Gastronomie sei von den verschiedene Krisen schwer getroffen worden, so Imhof. "Strom- und Gaspreise sind nach oben geschnellt, durch den Krieg kam die Inflation dazu, die Warenkosten sind explodiert." Dadurch seien die Margen bei "so gut wie allen Betrieben weg", sagt Imhof.
Viele Gaststätten im Landkreis werden die Preise erhöhen
Ina Brikse hat erst vor einigen Monaten "Inas Cafébar" in Lohr eröffnet. Für sie sei es eine schwierige Situation, sagt sie. Es tue ihr leid, dass sie die Preise erhöhen muss, schließlich will sie ihre Kundschaft halten. Deshalb will Brikse die 12 Prozent nicht direkt an die Kundinnen und Kunden weitergeben. Geringfügig müssten aber auch bei ihr die Preise steigen, schließlich müsse auch sie von etwas leben, so Brikse.
Auch die anderen Gaststätten im Landkreis, die mit der Redaktion gesprochen haben, müssen laut eigener Einschätzung die Preise erhöhen. Norbert Becker vom Bistro Madeleine in Marktheidenfeld sagt, die Preise müssten eigentlich stärker als die 12 Prozent steigen, schließlich steige im Januar unter anderem auch der Mindestlohn und die CO2-Steuer. Doch er wolle nur die gestiegene Mehrwertsteuer weitergeben.
Dadurch, dass wieder der normale Steuersatz gelte, würden falsche Anreize geschaffen, so Imhof. Denn werden Speisen zum Mitnehmen verkauft, bleibt es beim Satz von sieben Prozent. Das fördere das To-Go-Geschäft und sorge für leere Wirtshäuser, fürchtet Imhof. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit sei das eine falsche Entwicklung.
Gaststättensterben befürchtet
Norbert Becker befürchtet, dass "eine Kultur stirbt, die nicht mehr kommen wird". Vor allem für inhabergeführte Gaststätten könnte sich das Geschäft bald nicht mehr lohnen, sagt er. "Ich denke, dass sich viele Menschen genau überlegen, wie oft sie noch kommen werden, weil sie es sich nicht mehr leisten können." Damit würden für viele Menschen auch soziale Kontakte wegbrechen, so Becker.
Viele Gäste, die niemanden daheim hätten, würden in sein Bistro kommen, um sich mit anderen auszutauschen, so Becker. "Hier findet das Leben statt", sagt auch Imhof über die Gaststätten. Für den ländlichen Raum sei des deshalb verheerend, wenn Lokale schließen müssten.
"Essen soll nicht zum Luxusgut werden", betont Imhof. Gleichzeitig wolle er nicht an der Qualität sparen. Deshalb setze er in seinem Restaurant auf ein breites Angebot von einfacherem Essen und teureren Speisen. "Wir sind auf das Essen vor Ort ausgelegt und wollen, dass die Gäste zu uns ins Haus kommen", sagt Imhof.
Wenn das To-Go-Geschäft zunimmt, werden weniger Servicekräfte benötigt
Pietro Chirico von der Gaststube Punta del Sud in Karlstadt beobachtet in seinem Lokal bereits seit längerem, dass Familien im Restaurant weniger essen und trinken. Bei ihm werde in Zukunft wahrscheinlich das To-Go-Geschäft zunehmen, vermutet er. Dies hätte dann allerdings Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, da er dann weniger Servicekräfte bräuchte, gibt er zu bedenken.
Die Änderung der Mehrwertsteuer bedeute auch einen "hohen Aufwand zu Weihnachten und Silvester", sagt Imhof. Karten müssten neu gedruckt und die Kassensysteme umgestellt werden. Außerdem müssten Verträge, zum Beispiel mit Reisebüros, nachverhandelt werden. Seit Monaten hätten sie sich für den Erhalt der reduzierten Mehrwertsteuer eingesetzt und wurden dann "lange hingehalten", sagt Imhof. Mitte November kam die Entscheidung, die reduzierte Mehrwertsteuer auslaufen zu lassen. "Die Entscheidung kam zu spät", so Imhof.
Die Gastronomie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben
Die Hoffnung, dass die reduzierte Mehrwertsteuer für die Gastronomie zurückkommt, haben die meisten noch nicht aufgegeben. Norbert Becker wünscht sich von Seiten der Gastronomie mehr Proteste wie bei den Landwirten. Die hätte eine ganz andere Qualität als der Protest der Gastronomen.
Trotz aller Probleme und Herausforderungen machen die Gastronomen aus dem Landkreis ihre Arbeit gerne. "Wir machen das hier mit Herzblut und nicht, um das große Geld zu verdienen", sagt Ina Brikse. Es sei eine tolle Atmosphäre und er erlebe viel, sagt Becker, außerdem entstünden Freundschaften. "Ich würde es wieder machen, aber es keinem mehr empfehlen", sagt Becker.