Nach ihrem letzten Besuch in Karlstadt Ende Juli stellte die Planerin Petra Zeese dem Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag ein weiteres Mal das Strukturkonzept zur Entwicklung der Südstadt mit Hegewaldgelände vor. Diesmal ging es um die Beschlussfassung für die aktuelle Rahmenplanung. Weitere Beschlüsse des Gremiums betrafen die Solarparks in Laudenbach und Stetten sowie die städtische Gestaltungssatzung.
Der Stadtrat in Karlstadt hat das städtebauliche Strukturkonzept für die Entwicklung der Südstadt final beschlossen. Auf dem Papier ist das ein großer Schritt. In der Praxis bedeutet das, ähnlich wie vor drei Monaten, noch nichts Konkretes. "Es handelt sich um einen Rahmenplan, der eine Handlungsgrundlage geben soll, keinen fertigen Bauplan", betonte Zeese.
Priorisierte Punkte bleiben bestehen
Erneut stellte die Planerin die Liste der kurzfristigen Maßnahmen vor. Darauf stehen Punkte wie ein Nutzungskonzept des Turmkaufhauses, eine Bauleitplanung für das Hegewaldgelände, die Aktivierung des alten Hafens als Jugendtreffbereich und Veranstaltungsort und die Umgestaltung des Mainufers sowie des "Würzburger Platz" als Verbindung zur Altstadt.
Vom Turmkaufhaus bis zum Alten Hafen besteht das Konzept aus insgesamt 14 Punkten, die auf der Website von Karlstadt öffentlich einsehbar sind. Gleiches gilt für die vier Varianten, die für die Nutzung der Gebäude im Hegewaldgelände in Frage kommen.
Unzufriedenheit mit Beschlussvorschlag
Mehreren Stadtratsmitgliedern war vor der Beschlussfassung am Dienstag nicht ganz klar, worüber überhaupt entschieden wird. "Stimmen wir jetzt über den Diskussionsstand ab?", fragte Armin Beck (Die Grünen) und wünschte sich im Beschlussvorschlag eine Ergänzung der Ergebnisse aus der Stadtratsklausur. "Den Umfang der Parkplätze sehen wir als Fraktion kritisch. Ich will nicht irgendwann hören, dass wir das mit beschlossen haben", ergänzte Beck. Marco Amrhein erinnerte vonseiten der Verwaltung daran, dass der Prozess und die Diskussionen mit dem Beschluss der Rahmenplanung nicht abgeschlossen seien.
Eugen Köhler (CSU) entnahm einer Anlage im Ratsinformationssystem, dass es Überlegungen gebe, die einen bestehenden Fußballplatz oder den Bootszugang des Ruderclubs zum Main gefährden könnten. Zeese versprach, dass der Zugang zum Main für die Ruderer wichtig ist und erhalten bleiben soll, ebenso der Fußballplatz. "Wir schauen bei unserer Planung eben auch, was gemacht werden könnte, wenn sich auf bestimmten Teilen des Areals etwas ändert," so Zeese.
Erweiterung des Solarparks Laudenbach Süd-West kommt
Außerdem entschied das Gremium über mehrere Photovoltaik-Themen, die bereits im Bauausschuss behandelt wurden. Das voll besetzte Gremium stimmte einstimmig für eine Erweiterung des Solarparks Laudenbach Süd-West, wobei die fünf Prozent Bürgerbeteiligung, die der Investor vorschlägt, scharf kritisiert wurden.
"Wir müssen uns vor unserem Beschluss einigen, in welchen Prozentbereich die Reise bei der Bürgerbeteiligung aus unserer Sicht gehen soll", sagte Bürgermeister Michael Hombach. Schließlich wurde die Verwaltung damit beauftragt, 25 Prozent zu fordern. Die Bürgerbeteiligung soll über die GenoEnergie Karlstadt eG abgewickelt werden.
Burkard befürchtet Photovoltaik von Stetten bis zum Solarfeld Thüngen
Eine komplett neue Anlage wird es am Münzberg bei Stetten geben. Mit zwei Gegenstimmen begrüßte der Stadtrat den über 18 Hektar geplanten Solarpark. Anders als im Ausschuss zuvor stimmte Florian Burkard (CSU) diesmal gegen das Projekt und äußerte Bedenken: "Es sind zwar Mutmaßungen, aber wenn wir das so beschließen, muss uns klar sein, dass weitere Flächen bis zum Solarwerk nach Thüngen mit Photovoltaik vollgemacht werden. Das wird auch von fachlicher Seite so gesehen", mahnte Burkard.
Köhler entgegnete, dass man einem Ringschluss nach Thüngen zu gegebenem Zeitpunkt dann eben nicht zustimmen dürfe. "So selbstbewusst müssen wir sein und bei Bedarf dann weitere Anträge zu Erweiterungen abwehren." Auch beim Solarpark am Münzberg sprach sich das Gremium dafür aus, entgegen der Vorschläge des Investors, eine Bürgerbeteiligung von 25 Prozent zu verhandeln.
Solar in der Altstadt ab November nicht mehr durch Stadt behindert
Nicht nur außerhalb des Stadtgebietes, sondern auch mitten in der Altstadt könnte es bald mehr Solaranlagen geben. Die Altstadtsatzung wurde, ebenfalls auf Empfehlung des Ausschusses, geändert. Ein Absatz lautet ab dem 1. November nicht mehr "Vom Straßenraum sichtbare Sonnenkollektoren sind nicht zugelassen", sondern "Die Errichtung von Solaranalgen und technischen Anlagen richtet sich nach den Vorgaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege".
Aufgrund der am 1. Juli in Kraft getretenen Änderungen im Bayerischen Denkmalschutzgesetz erleichtert die veränderte Satzung die Anbringung von Anlagen auf Baudenkmälern und im Bereich des Ensembleschutzes, dem die gesamte Karlstadter Altstadt untersteht. Wichtig ist zum Beispiel, dass die Anlage am Baudenkmal überwiegend dem Energiebedarf am Gebäude selbst dient oder zu seiner energetischen Verbesserung beiträgt.