
In Sachen Solarenergie könnten sich die Karlstadter in Zukunft sehr umtriebig zeigen. Gleich drei Punkte auf der Tagesordnung im Bau-, Umwelt-, Land- und Forstwirtschaftsausschuss behandelten am Donnerstag das Thema Photovoltaik. Das Gremium tauschte sich nicht nur über mögliche Projekte wie eine neue Anlage am Münzberg bei Stetten und eine Erweiterung der bestehenden Anlage in Laudenbach aus. Auch die Gestaltungssatzung der Altstadt könnte sich schon in der kommenden Stadtratssitzung ändern.
Die bestehende Photovoltaikanlage Laudenbach Süd-West könnte Zuwachs in der Fläche bekommen. Der Antrag eines Würzburger Ingenieurbüros vom 4. September beinhaltet eine Erweiterung des Solarparks über 13 Ackergrundstücke auf einer Fläche von etwa 23 Hektar. Die Grundstücke gehören zum Teil Privateigentümern und zum Teil der Stadt.
Drei Grundstücke mit hoher Bonität
Wie Bianca Fenn aus der städtischen Bauverwaltung berichtete, habe die Planungshilfe der Regierung von Unterfranken die Flächen grundsätzlich als größtenteils geeignet beschrieben. Gleichzeitig wurde dem Gremium aber dazu geraten, über drei der Grundstücke gesondert zu beraten, da diese gut als Ackerland genutzt werden könnten. Insgesamt handelt es sich hierbei um 4,9 Hektar mit einer sehr hohen Bonität von 62 und 1 Hektar mit einer hohen Bonität von 50. Die Bewertungszahl der meisten anderen Ackerflächen im potenziellen Erweiterungsgebiet beträgt unter 42.
Eugen Köhler (CSU) plädierte dafür, die Flächen mit hoher Bonität bei der Erweiterung außen vor zu lassen, auch, da die drei Grundstück ohnehin isoliert am nordwestlichen Rand des Solarparks lägen. Auch Stefan Rümmer (SPD) merkte an, dass der "Grundsatz weiterhin ein guter Boden" sein sollte. "Wenn wird diese Grundstücke rausnehmen, ist dort Landwirtschaft möglich und wir können die Anlage trotzdem erweitern", so Rümmer.
Fünf Prozent Bürgerbeteiligung ist dem Gremium zu wenig
Kritisch sahen viele die Vorstellungen des Investors zur Bürgerbeteiligung. Diese sehen vor, die GenoEnergie Karlstadt eG mit fünf Prozent an der Projektgesellschaft zu beteiligen. "Fünf Prozent sind auch für die Erweiterung ohne die drei Grundstücke mit gutem Boden viel zu wenig", protestierte Horst Wittstadt (Die Grünen), dessen Wunschvorstellung eher in Richtung 20-25 Prozent ging. Edgar Ehrenfels (Freie Wähler) ging sogar so weit, zu sagen: "Bei mir fängt Bürgerbeteiligung gedanklich erst bei 50 Prozent an."
Der Ausschuss sprach dem Stadtrat schließlich die Empfehlung aus, der Erweiterung der Anlage zuzustimmen und die drei diskutierten Grundstücke als Ackerland bestehen zu lassen. Auf Empfehlung von Marco Amrhein aus der Bauverwaltung wurde die Verwaltung zusätzlich damit beauftragt, mit dem Investor Gespräche hinsichtlich einer höheren Bürgerbeteiligung zu führen.
18 Hektar Solarpark in Stetten möglich
Weiter ging es mit der nächsten Photovoltaikanlage, diesmal in Stetten. Ein Stromversorger aus Burgkunstadt stellte am 10. Juli erneut den Antrag, einen Solarpark auf dem Münzberg zu verwirklichen. Die Gesamtfläche soll gut 18 Hektar betragen. Ähnlich wie in Laudenbach sieht die Regierung von Unterfranken auch diese Flächen als geeignet an, ein Großteil des Bodens liege bei einer Bonität zwischen 25 und 30. Landwirtschaftlich interessant seien lediglich 3000 Quadratmeter.
Da zwei nebeneinander liegende Grundstückseigentümer nicht verpachten wollen, wäre eine Splittung in zwei Anlagen vorgesehen, die in früheren Sitzungen des Stadtrat bereits abgelehnt worden war, von Eugen Köhler am Donnerstag aber durchaus positiv gesehen wurde: "Diese Schneise führt dazu, dass das Wild sich bewegen kann, eine Öffnung der Flur ist wichtig."
Mehrere Beteiligungsmodelle vorgeschlagen
Florian Burkard (CSU) sah die Photovoltaikanlage an sich zwar nicht kritisch, habe aber Bedenken für die Zukunft. "Ich weiß nicht, ob das so stimmt, dass es auf Dauer zu keiner Beeinträchtigung des Landschaftsbildes führt. Nachher wird Schritt für Schritt der gesamte Münzberg mit Photovoltaik zugekleistert", so Burkard.
Für die Beteiligung steht beim Projekt in Stetten der Vorschlag eines Bürgersparens im Raum. Das funktioniere wie ein Sparbuch und eine Beteiligung sei ab 500 Euro möglich. Darüber hinaus wurden weitere individuelle Beteiligungsmodelle vom Investor zur Auswahl gestellt, die zwischen dem Stromanbieter und der Verwaltung noch besprochen werden sollen. Der Ausschuss gab die Entscheidung über den Bau der Photovoltaikanlage einstimmig an den Stadtrat weiter.
Bald mehr Solar auf Altstadtdächern in Karlstadt?
Neuigkeiten zu Photovoltaikanlagen machten am Donnerstag auch vor der Karlstadter Altstadt nicht Halt. Nachdem am 1. Juli Änderungen im Bayerischen Denkmalschutzgesetz in Kraft getreten sind, soll nun ein Satz der städtischen Gestaltungssatzung ersetzt werden. Der Satz "Vom Straßenraum sichtbare Sonnenkollektoren sind nicht zugelassen" wird, sofern der Stadtrat am Dienstag zustimmt, zukünftig nicht mehr zu lesen sein. Bald soll dort stehen: "Die Errichtung von Solaranlagen und technischen Anlagen richten sich nach den Vorgaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege."
Sinn der Änderung ist, dass somit Einzelfallentscheidungen für Solaranlagen auf den Dächern von Altstadtbewohnern immer direkt beim Landesamt für Denkmalpflege aufschlagen und nicht mehr über den Tisch der Stadt laufen. Der Riegel, den die Satzung Bauherren bisher vorgeschoben hat, wäre somit beseitigt, der Ensembleschutz besteht aber weiterhin. Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sagte dazu: "Wir wollen uns dem Thema öffnen, die finale Entscheidung liegt aber nicht bei uns."