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Arnstein
Solarpark Erlasee bei Arnstein: Eine GbR bietet privaten Besitzern jetzt den 500-fachen Preis für ein Solarmodul
Bald endet die Laufzeit des Solarparks und bisher hatten die Investoren nur das Angebot, ihre Module für einen Euro zu verkaufen. Wie viele eingeschlagen haben, ist nicht bekannt. Ende Oktober ist nun der nächste Stichtag.
Der Solarpark mit seinen beweglichen Modulen galt 2005 als der größte Solarpark weltweit. 
Foto: Günter Roth | Der Solarpark mit seinen beweglichen Modulen galt 2005 als der größte Solarpark weltweit. 
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 27.10.2023 02:57 Uhr

Den Besitzern der beweglichen Solarmodule im Solarpark Erlasee bietet sich derzeit eine neue Möglichkeit: Sie können ihre sogenannten Mover für jeweils 500 Euro an die Erlasee Liegenschaften GbR verkaufen – vorausgesetzt sie haben noch nicht eingewilligt, die Mover für jeweils nur einen Euro an die S.A.G. Solar Development & Construction beziehungsweise die Raising Power GmbH abzugeben. Verkaufen würden die Investoren zu Anfang 2025, der Käufer könnte dann noch ein Jahr lang an der Einspeisevergütung verdienen, bevor das Ende der Laufzeit des Solarparks erreicht ist.  

Der Erlasee Liegenschaften GbR gehört die 85 Hektar große Fläche des Solarparks. Wer steckt dahinter? Laut Grundbuch besteht die GbR aus der SQES GmbH (Berlin) und der Sycamore GmbH (Berlin). Der Mover-Besitzer Wolfgang Holzinger hat hinter diesen Firmen die Namen Thomas Krupke und Thomas van Aubel gefunden. Letzterer ist Rechtsanwalt in Berlin. Und Krupke wurde in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach dem Bau des damals in seiner Art weltweit größten Solarparks Erlasee durch die Solon AG als "Sonnenkönig" gefeiert. Er war bei Solon Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand.

Raising Powers wollte zum symbolischen Preis kaufen

Diese Erlasee Liegenschaften GbR hat die Website www.erlasee.de eingerichtet und teilt dort mit, dass sie die Mover "zu den von Raising Power GmbH genannten identischen Konditionen und Terminen" kaufen würde, nur eben für den 500-fachen Preis. "Unser Angebot befristen wir bis zum 31.10.2023."

Welche Rolle spielt eigentlich die S.A.G. Solar Development & Construction beziehungsweise die Raising Power GmbH genau? Sie hat die Fläche von der Erlasee Liegenschaften GbR gepachtet und verpachtet die einzelnen Mover-Parzellen an die Mover-Besitzer weiter. Gleichzeitig kümmert sie sich um die Wartung der Mover.

Raising Power hatte im Juni die Besitzer angeschrieben und ihnen eine Frist bis Ende September gesetzt, bis zu der sie ihre Mover für den symbolischen Preis von einem Euro verkaufen könnten. Dafür müssten sie sich nicht um den Abbau kümmern. Den würde die Raising Power GmbH übernehmen, nachdem sie ein Jahr lang die Einspeisevergütung eingestrichen hätte. Wie viele Mover-Besitzer dieses Angebot angenommen haben, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Auf eine Anfrage reagiert die Raising Power GmbH derzeit nicht.

Solarpark könnte neu aufgesetzt werden 

Naheliegend ist ein Repowering des Solarparks. Dabei würden die bisherigen Mover entfernt und stattdessen modernere und leistungsfähigere Photovoltaik-Module aufgebaut. Insider gehen davon aus, dass statt der momentanen knapp 12 Megawatt Peak mindestens das Dreifache, wenn nicht gar das Fünffache aus der Fläche herauszuholen wäre. Bewegliche Mover würde man heutzutage nicht mehr einsetzen. Die aufwendige Technik war vor 20 Jahren sinnvoll, weil damals die Solarzellen noch erheblich teurer und weniger leistungsfähig waren. Das hat sich geändert. Man baut Solarparks heute auf starren Gestellen und damit wesentlich weniger wartungsintensiv.

Wann könnte ein solches Repowering stattfinden? Thomas Krupke von der Erlasee Liegenschaften GbR antwortet, der Solarpark werde bis mindestens Ende 2028 laufen. Ein Repowering käme daher frühestens in sechs Jahren infrage. Wie die Finanzierung des Repowerings aussehen werde, könne er momentan nicht sagen – also ob sich wieder Privatleute beteiligen können.

Stadt Arnstein hat Baurecht

Wie lange wäre eigentlich eine Nutzung der Fläche als Solarpark nach einem solchen Repowering erlaubt? Der Bebauungsplan, der die "Energiegewinnung und Freizeitnutzung" vorsieht, gilt bis 2035. Seit 2008 ist auf einer kleinen Teilfläche der dritte Jugendzeltplatz des Landkreises Main-Spessart in Betrieb. Nach 2035 "darf die Fläche wieder landwirtschaftlich genutzt werden", zitiert Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer aus den Bebauungsplan-Unterlagen.

Projekt mit Modellcharakter: Zeitweise wurden auch geführte Touren durch den Solarpark gemacht, wie unser Archivbild von 2006 zeigt.
Foto: Kamm | Projekt mit Modellcharakter: Zeitweise wurden auch geführte Touren durch den Solarpark gemacht, wie unser Archivbild von 2006 zeigt.

Auf den ersten Blick sitzt die Stadt Arnstein in der Frage, wie es mit Erlasee weitergeht, mit dem Baurecht am längsten Hebel. Der Bürgermeister schränkt allerdings ein, dass die Kommune "wohl nicht alleine" über das Baurecht bestimmen könne. Beispielsweise könnte der Staat der Energiegewinnung privilegierten Status einräumen.

Arnstein wollte Erlasee 2013 kaufen

Sauers Ziel ist es, den Solarpark "in unseren Energienutzungsplan einzubeziehen". Bei diesem freiwilligen Konzept – im Gegensatz zur Wärmeplanung, zu der die Kommunen verpflichtet wurden – gehe es darum zu definieren, welche Flächen des 112 Quadratkilometer großen Stadtgebiets der Landwirtschaft, der Photovoltaik und so weiter zur Verfügung stehen sollen. Der Bürgermeister sieht den ländlichen Raum bekanntlich vielfach als Versorger der Ballungszentren – auch hinsichtlich regenerativer Energie.

Arnstein würde Erlasee am liebsten kaufen, was 2013 im Bieterverfahren nach der Insolvenz der Solon AG misslungen ist. Über einen erneuten Kaufversuch muss im Rathaus aber keiner nachdenken, weil für eine solch große Investition das Geld fehlt. Doch wie Sauer berichtet, ist er mit allen drei "Parteien" in gutem Kontakt – mit den Grundstückseigentümern, mit Raising Power und mit den Moverbesitzern, die sich zu einer Initiative zusammengeschlossen haben, um nach einer Alternative zum Verkauf ihren Anlagen zu suchen.

Schwere Entscheidung für Mover-Besitzer

Manche Mover-Besitzer tun sich schwer mit der Entscheidung, ob sie verkaufen oder behalten sollen. Letztlich ist auch ein wenig Glück im Spiel. Denn bei beiden Angeboten – sowohl von Raising Power als auch der Erlasee Liegenschaften GbR – gilt, dass die Mover zum Verkaufszeitpunkt Anfang 2025 voll funktionstüchtig sein müssen. Die Nachführung mit ihren Motoren muss also ebenso intakt sein wie die Wechselrichter.

Sofern diese Technik bisher nicht von übermäßigem Pech verfolgt war, haben die Besitzer der Mover während der Laufzeit ein Plus gemacht. 45.000 bis 55.000 Euro kostete vor knapp 20 Jahren ein solcher Mover samt PV-Modulen, Wechselrichtern und Verkabelung. Nur von einigen wenigen ist bisher mit Sicherheit bekannt, dass sie sich nicht auf das Ende September ausgelaufene Verkaufsangebot eingelassen haben. Es sind zumindest die Hauptakteure der "Initiative um den Solarpark Gut Erlasee bei Arnstein".

 
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