Eigentlich wollte sich der Landkreis Main-Spessart von den alljährlich beim Klinikum auflaufenden Defiziten in Höhe von jeweils mehreren Millionen Euro verabschieden. Eigentlich. Denn derzeit sieht es nicht so aus, als ob dieses Ziel in absehbarer Zeit erreicht werden könnte.
Zum einen liegt das daran, dass das vor rund 20 Jahren in Deutschland eingeführte Fallpauschalensystem kleine Krankenhäuser der Grundversorgung wie das in Lohr eher benachteiligt. Zum anderen kam zu diesem grundlegenden Problem 2020 die Corona-Pandemie mit ihren negativen Auswirkungen auf das Gesundheitswesen hinzu. Doch damit nicht genug: Seit einigen Monaten machen dem Klinikum zusätzlich inflations- und kriegsbedingte Kostensteigerungen zu schaffen.
Nur noch 17 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland schreiben positive Zahlen
Schon im Jahr 2021 konnte das im Masterplan angepeilte Defizit von 3,9 Millionen Euro nicht erreicht werden, tatsächlich entstand ein Fehlbetrag von rund zehn Millionen Euro. Auch das für das Jahr 2022 veranschlagte Defizit von rund 2,5 Millionen Euro ist längst Makulatur. Bereits im ersten Quartal lief ein Defizit von 1,5 Millionen Euro auf.
Nun war in der Werkausschusssitzung am Mittwoch im Landratsamt zu hören, dass beim Klinikum, inklusive der Seniorenzentren, im zweiten Quartal 2022 ein Fehlbetrag von 4,2 Millionen Euro entstanden sei. Das Kreisseniorenzentrum Marktheidenfeld verzeichnete dabei aber ein Plus von 382.301 Euro und das Kreisseniorenzentrum Gemünden ein Plus in Höhe von 293.522 Euro.
Laut Albert Prickarz, dem neuen Leiter des Bereichs Finanz- und Rechnungswesen, steht das Klinikum Main-Spessart mit seinem Defizit nicht alleine; landauf, landab hätten viele Krankenhäuser ähnliche Probleme. Ihm zufolge schreiben nur noch 17 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland positive Zahlen. "Wenn man da nicht gegensteuert, wird das System an die Wand gefahren", sagte er an die Adresse der Politik gerichtet.
Bostelaar: Im Gesundheitsministerium geht es "völlig planlos" und "wild" zu
Klinikreferent René Bostelaar kritisierte in diesem Zusammenhang Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der immer nur Versprechungen mache. Doch selbst wenn die Politik jetzt reagierte, wäre es nach Bostelaars Einschätzung für die Krankenhäuser schon zu spät. Im Moment könne man nicht verhindern, dass eine "unglaubliche Belastung" auf die Kommunen als Kostenträger zukomme.
Dass immer weniger Krankenhäuser wirtschaftlich arbeiten können, liegt laut Bostelaar unter anderem am Fachkräftemangel und an der aktuellen Kostenexplosion. Das Fallpauschalensystem funktioniere nicht mehr und im Gesundheitsministerium gehe es "völlig planlos" und "wild" zu.
Beim Klinikum Main-Spessart werde man dennoch versuchen zu sparen: nicht an der Patientenversorgung, "aber rundherum". Glücklicherweise, so Bostelaar, habe man eine Holzhackschnitzel-Heizanlage im Lohrer Krankenhaus. Zwar lag man beim Klinikum im zweiten Quartal mit 4889 Behandlungsfällen sogar fünf Prozent über dem Plan, bei der Fallschwere hingegen vier Prozent darunter.
Wie man diesem Fallschwere-Rückgang entgegenwirken könne, wollte Brigitte Riedmann (FW) wissen. Das werde man in der Klausurtagung des Werkausschusses am 21. Oktober besprechen, antwortete Bostelaar.
In einer früheren Version des Artikel hieß es, dass in den Seniorenzentren in Gemünden und Marktheidenfeld ein Fehlbetrag erwirtschaftet wurde. Dies war jedoch nicht korrekt. Die entsprechende Stelle wurde korrigiert.
Die Kosten muss man wohl oder übel übernehmen als Landkreis und die Zeiten werden nicht besser werden , egal welche Parteifarbe sie wählen . Viel lieber sollte man sich Gedanken machen was man vor Ort verändern kann und auf Dauer sich anders aufstellen muss.
Wenn zum Beispiel Fachpersonal fehlt kann dies Merkel und auch kein Lauterbach lösen !