Ein Zwischenstand von der Scherenburg: Nach der Hälfte der aktuellen Spielzeit vermelden die Festspiele in Gemünden 10.000 Besucherinnen und Besucher, insgesamt wurden schon 17.500 Karten verkauft. "Das ist ein sehr gutes Ergebnis", findet Hans Michelbach, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Festspiele. Unter Corona-Auflagen kamen vergangenes Jahr insgesamt 11.000 Gäste auf die Burg. Die zehntausendste Besucherin sei heuer aus Darmstadt gewesen und habe zwei Freikarten für kommendes Jahr geschenkt bekommen.
Mit dem neuen Buchungssystem hätten die Festspiele erstmals die Möglichkeit, genau zu sehen, woher ihre Gäste anreisen, so Michelbach. So seien 40 Prozent des Publikums bislang aus Main-Spessart, davon sehr viele aus Karlstadt und Lohr. Die anderen 60 Prozent kämen nicht aus dem Landkreis, sondern beispielsweise aus dem Raum Würzburg, teilweise auch aus der Frankfurter Richtung.
Michelbach zeigt sich erfreut, dass bislang keine Aufführungen wegen Corona-Ansteckungen ausfallen mussten. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das so bleibt." Nachdem die Festspiele zwei Jahre lang durch die Pandemie ausgebremst worden seien, mache die laufende Saison nun Mut für die Zukunft.
Kommendes Jahr soll es vier Stücke geben
Die rund 80 Ehrenamtlichen, die vor und hinter der Bühne aktiv sind, seien weiterhin sehr motiviert, meint Michelbach. Bei einem Workshop im vergangenen Herbst habe man auch viele neue Darsteller gewinnen können. Geehrt wurden beim Bergfest zu Halbzeit der Saison im Kreise der Festspielfamilie hingegen zwei Schauspieler, die schon sehr lange mit dabei sind. So hatte Marco Weber aus Gräfendorf sein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Stadtrat Carsten Ceming tritt sogar seit 22 Jahren bei den Gemündener Festspielen auf.
Die aktuelle Saison läuft noch bis 21. August, die Eigenproduktionen noch bis 15. August. Derweil sind aber schon die Planungen für kommendes Jahr im Gange. "Wir werden uns an vier Eigenproduktionen heranwagen", so Michelbach. Das wäre ein Theaterstück mehr als heuer. Dieses soll sich speziell an Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren richten. Michelbach: "Das ist uns eine Herzensangelegenheit."
Gut angenommen werde das neu gestaltete Foyer unter dem Zeltdach im Burginnenhof. "Teilweise müssen wir die Leute nach den Veranstaltungen nach Hause schicken, weil sie sitzen bleiben."
Warum gibt es kein Geländer trotz steiler Treppen?
Oft gefragt würden die Festspiel-Organisatoren, warum die Treppen der neuen Tribüne noch kein Geländer haben. Michelbach erklärt, dass dieses beauftragt sei. "Das Geländer ist absolut notwendig." Doch die beauftragte Firma gebe an, dass die nötigen Teile aus der Ukraine kämen und sich die Lieferung dadurch verzögere. "Das können wir nicht nachprüfen. Wir wären froh, wenn es bald kommen könnte." Bis dahin bitte man das Publikum, vorsichtig zu sein. Dass die Treppen so steil seien, liege zum einen an der Topografie des Geländes. Zum anderen wollten die Festspiele, dass die neue Tribüne nicht zu stark herausragt. "Da mussten wir Kompromisse machen."