
Gleich zwischen drei Bürgermeisterkandidaten dürfen sich die Bewohner Rienecks am Wahlsonntag entscheiden. Eine Stimmungsabfrage durch Handzeichen unter dem Publikum bei der Podiumsdiskussion der drei Anwärter belegte, dass viele noch unentschlossen sind, wen sie wählen sollen. Rund 300 Bürger informierten sich im vollbesetzten Saal des Bürgerzentrums über die Ansichten und geplanten Aktivitäten der Bewerber.
Neben dem Amtsinhaber Wolfgang Küber (61) von der Rienecker Jungen Wähler Union (RJWU) streben mit Stadtrat Hubert Nickel (61) aus der Allianz für Rieneck (AfR) und dem neuen Kandidaten Sven Nickel (40), der für die Freien Bürger Rienecks (FB) antritt, zwei weitere Bewerber nach dem Bürgermeisteramt. Sie stellten sich den Fragen des Moderators Rainer Bauer, ehemaliger Rienecker Schulleiter (Lohr).

"Nach dem Studium der Kandidatenflyer fiel mir auf, dass jeder der Bewerber in etwa die gleichen Themen setzt. Also wo liegen die Unterschiede?", fragte er zu Beginn. Fragen zu sieben Themengebieten, die Bauer vorbereitet hatte, gaben den Kandidaten Gelegenheit, genau diese Unterschiede zu verdeutlichen.
Moderieren, Gestalten oder Repräsentieren?
Moderieren, Gestalten oder Repräsentieren – einen dieser drei Begriffe sollten die Bewerber als Schwerpunkt ihrem künftigen Bürgermeisteramt zuordnen. "Das Wesentliche ist das Gestalten, da ich ein Macher bin", sagte Hubert Nickel dazu. Auch für Wolfgang Küber war Gestalten die wichtigste Aufgabe, da der Bürgermeister die grundsätzliche Richtung der Stadtpolitik vorgeben sollte. Fürs Moderieren entschied sich Sven Nickel, da es unter anderem auch gelte, eine mögliche Trennlinie zwischen Stadtrat und Bürgermeister aufzuheben.
Welche finanziellen Spielräume gibt es angesichts der Finanzknappheit der Stadt, um weitere Projekte zu realisieren, lautete eine weitere Frage. "Wie finanziere ich unsere Pflichtaufgaben, was bleibt noch übrig für andere Projekte", das war für Küber der Leitsatz dazu. Bei einer Schuldenlast von über zwei Millionen Euro dürfe man nicht noch weitere Kredite aufnehmen und müsse vorrangig laufende und bereits geplante Projekte beenden und angehen.
Bürgermeisterkandidat Sven Nickel will "mehr Gas geben"
Auch mit Berücksichtigung des Schuldenlast zog Sven Nickel andere Folgerungen. Das Ortsbild, Leerstandsmanagement und die dauerhafte Sicherstellung der Nahversorgung müssten angegangen werden. Man müsse "mehr Gas geben" und schauen, wo mehr Fördergelder zu erlangen sind. "Die Verschuldung darf uns nicht nervös machen", sagte Hubert Nickel. Rieneck habe jährliche eine freie Finanzspanne von 350 000 Euro. Es müssten noch mehr Zuschüsse als bisher abgerufen werden.

Die Altstadtgestaltung wird eine der Aufgaben der nächsten Legislaturperiode. Die Ablösesumme von 44 600 Euro durch das Straßenbauamt für die Ertüchtigung der Ortsdurchfahrt ist zu wenig. Darüber waren sich alle Kandidaten einig. Die Schwerpunkte in der Altstadt bewerteten sie aber unterschiedlich. Sven Nickel will bis Ende nächsten Jahres ein komplettes Sanierungskonzept inklusive Parkplatz, Schulgasse, Ladenneubaufläche und Ortsdurchfahrt als Wohnstraße auf die Beine stellen.
Diskussion über Laden Rieneck: Mehr Unterstützung der Stadt gefordert
Hubert Nickel verwies auf die Klausur des Stadtrates und die dort ermittelten sieben Handlungsfelder sowie den Rotenbergausbau, die Städtebauförderung und das Bebauungskonzept für die Hauptstraße 21. Die Sanierung des alten historischen Rathauses bilden neben einem ganzheitlichen Parkkonzept und einem nachhaltigen integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) für Wolfgang Küber die nächsten Schritte.
Der Laden Rieneck, die neue Nahversorgung, platzt aus allen Nähten, sagte Hubert Nickel zu der "Erfolgsgeschichte des Bürgerengagements". Hier sei in Kombination mit anderen Einrichtungen dringend ein Neubau erforderlich. Mit ihm als neuer Bürgermeister würde sich die Stadt bei diesem Projekt sehr stark engagieren. Wenig bis gar keine Unterstützung durch die Stadt habe das Ladenprojekt erfahren, kritisierte auch Sven Nickel. "Der Laden war mit Herzensangelegenheit", versicherte dagegen Küber. Dazu habe er bereits im Vorfeld unzählige Gespräche geführt. Ein Laden brauche Umsatz. Deshalb habe die Stadt immer wieder Gutscheine gekauft, diese weiter gegeben und damit unterstützt.
Einig: Stadtverwaltung soll eigenständig bleiben
Weitgehende Übereinstimmung zeigten die Anwärter beim Thema Stadtverwaltung. Diese soll eigenständig bleiben, also nicht an eine Verwaltungsgemeinschaft angeschlossen werden und wird als "Dienst am Bürger vor Ort" angesehen. Eine weitere Verschlankung der Verwaltung wird ausgeschlossen (Wolfgang Küber, Hubert Nickel), aber deren Effizienz sei dennoch zu prüfen (Sven Nickel).

Es gelte den gesamten Sinngrund mit seinen rund 8000 Einwohners ins Auge zu fassen und gemeinsam voranzubringen. Deshalb stehe er voll und ganz hinter der Sinngrundallianz, sagte Küber. Auch die beiden anderen Kandidaten stellten sich positiv zur Allianz. Jedoch will Sven Nickel bei den Maßnahmen auch einen Nutzen für Rieneck sehen. Hubert Nickel möchte mehr Mitbestimmung der einzelnen Gemeindegremien im Vorsitz der Allianz haben.
Weitere Themen im Wahlforum bildeten Familie, Senioren und Jugend, die Wasserversorgung und Energieversorgung sowie der Stadtwald. Das Thema Tourismus entfiel aus zeitlichen Gründen.
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