Rund 20 Bürgerinnen und Bürger sind am Donnerstag in den Pfarrsaal der Heiligen Familie in Karlstadt gekommen, um sich in einer Sondersitzung des Stadtrates über den neuesten Stand des Radverkehrskonzeptes zu informieren. Vor einem Monat hatten Marcel Schlameus und Malte Nowak vom zuständigen Büro Brenner-Plan aus Stuttgart den Vorentwurf erstmals im Digitalisierungs-, Wirtschafts-, Verkehrs-, Stadtentwicklungs- und Tourismusausschuss vorgestellt.
Einige Zuhörende waren merklich enttäuscht, als Bürgermeister Michael Hombach (CSU) gleich zu Beginn klarstellte: "Die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt und der Online-Umfrage, die noch bis 10. Juli läuft, sind in diesem Vorentwurf noch nicht eingearbeitet." Auch heute werde noch kein fertiges Ergebnis präsentiert, mit einer Beschlussfassung rechne man derzeit im November.
Das liegt auch an den vielfältigen Beteiligungsformen: Bürgerinnen und Bürger können noch bis Sonntag, 10. Juli, Anregungen, Wünsche und Kritik in einer Online-Umfrage oder in Papierform äußern. Und auch in der vom Stadtrat initiierten Arbeitsgruppe "Fahrradfreundlichkeit" werden von Interessensvertretern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen Ideen erarbeitet. Am vergangenen Wochenende fand zudem eine Bürgerwerkstatt mit Schlameus und Nowak statt.
Warum die Stadt ein ortsfremdes Planungsbüro beauftragt hat
"All das wird nun über den Sommer hinweg in den Entwurf eingearbeitet, im Herbst werden wir wieder einsteigen und es wird erneut einen Bürgerworkshop geben", so Hombach. Dazu folgen Sitzungen mit der Arbeitsgruppe, dem Verkehrsausschuss und dem Stadtrat. Im September sollen außerdem problematische Stellen mit dem Fahrrad befahren werden, daran könnten Bürgerinnen und Bürger teilnehmen, sagte Schlameus. Und auch mit dem Landkreis Main-Spessart, der gerade ebenfalls ein Radkonzept entwickelt, wolle man sich austauschen.
Aus allen Vorschlägen wird dann ein Maßnahmenkatalog mit Priorisierung der einzelnen Vorhaben entwickelt. Danach könnten dann Fördergelder beantragt werden. Hombach: "Wer Bürgerbeteiligung will, muss einplanen, dass das auch Zeit kostet."
Bisher seien 53 Maßnahmen entwickelt worden, die sich vor allem auf die Kernstadt beziehen. "Wir haben auch die Anbindung der Stadtteile im Blick, hier stecken wir allerdings noch in der Bearbeitung." Dieser Punkt war auch vielen Stadträten ein wichtiges Anliegen. Konkrete Maßnahmen könne man aber noch nicht nennen.
Was der Stadtrat von den Planern wissen wollte
Nach Kritik einiger Bürgerinnen und Bürger daran, dass für die Planung des 35.000 Euro teuren Konzepts ein ortsfremdes Unternehmen beauftragt wurde, erklärte der Bürgermeister: "Ein externes Büro ist erforderlich, damit wir auf verschiedene Fördertöpfe zugreifen können."
"Ich finde die Vorschläge gut – vor allem, dass die Ortsteile doch noch in die Überlegungen mit einbezogen werden", sagte Stadtrat Harald Schneider (SPD). Hier hatte es nach der ersten Vorstellung des Konzepts heftige Kritik gegeben. Er wies zudem auf die Zusammenarbeit mit dem Landkreis hin: "Die einzelnen Projekte der Kommunen und Städte sollten vernetzt werden." Schlameus sicherte zu, mit der Behörde in Kontakt zu treten. Von der ebenfalls laufenden Online-Befragung des Landkreises habe er nichts gewusst.
Stadt plant Plakatkampagne für mehr Rücksicht in der Innenstadt
Schneider bat außerdem zu prüfen, ob ein Steg über die Bahntrasse von der Johann-von-Korb- in die Ringstraße möglich ist. Es gebe mittlerweile viele Ideen, wie man die Bahngleise überqueren könnte - "aber keine einfache", so Schlameus. Schneider kritisierte daneben, dass der Fuß- und Radweg an der Mainpromenade beim Ausbau nicht getrennt werde. "Da sind auch die Bewohner des Seniorenheims unterwegs, das ist brandgefährlich." Laut Schlameus passen Radler bei einer klaren Trennung aber nicht mehr genug auf.
Wolfgang Tröster (Grüne) äußerte seinen Unmut über die Situation in der Innenstadt – hier führen Autos oft zu schnell. "Eine Plakatkampagne, die auf das Problem hinweisen soll, ist bereits geplant und in Druck", versicherte Hombach.