
In der jüngsten Karlstadter Stadtratssitzung ging es erneut um das Radverkehrskonzept der Stadt, das derzeit erstellt wird. Marcel Schlameus und Malte Nowak vom zuständigen Büro Brenner-Plan aus Stuttgart erklärten dabei anhand von sieben Beispielen, wie Brennpunkte für Radfahrende in der Stadt entschärft werden könnten. "Gerade läuft die heiße Phase der Bürgerbeteiligung", sagte Schlameus. In Richtung Oktober soll es dann ein abgestimmtes Konzept geben.
In einer "Heatmap" wurden bereits mehrere kritische Stellen in Karlstadt identifiziert. Diese möglichen Maßnahmen für sieben Brennpunkte stellten die Planer nun vor:
1. Bodelschwinghstraße
"Die Straße hat eine zentrale Lage, ist allerdings eine Barriere für alle, die in die Innenstadt wollen", so Schlameus. Um den Radverkehr sicherer und übersichtlicher zu machen, sei ein abgegrenzter Radweg möglich – "dann könnte man hier allerdings nicht mehr parken". Außerdem seien die privaten Ausfahrten Gefahrenstellen. Schlameus plädierte deshalb für Mischverkehr wie bisher und ein ganzheitliches Konzept, um die Bodelschwinghstraße mit all ihren Funktionen zu erhalten.
Möglich sei eine abwechslungsreiche Gestaltung mit Bushaltestelle, Verkehrsinseln und Kreuzungshilfen; mit Bäumen und Markierungen soll das Parken geordnet werden. Eine nicht ganz gerade Straßenführung und die Verringerung der Straßenbreite von zehn auf sechs Meter könnten Raser ausbremsen. Die Planer schlugen auch eine Beschränkung auf Tempo 30 vor. "Das wäre hier sehr, sehr sinnvoll."
2. Johann-von-Korb-Straße und Johann-Zahn-Straße
Auch hier handele es sich um Hauptverkehrsachsen. "Es gibt hier sehr viel Schulverkehr, deshalb haben die Straßen bei den Maßnahmen eine hohe Priorität." Die Planer schlagen hier vor, eine Einbahnstraße mit Freigabe des Radverkehrs in die Gegenrichtung einzurichten. Auch ein breiterer Gehweg wie im Krönleinsweg mit Freigabe für den Gegenverkehr sei möglich.
3. Eußenheimer Straße

Daneben sollen die Kreisverkehre an der Eußenheimer Straße attraktiver für den Radverkehr werden. Die Planer schlugen vor Fußgänger und Radfahrer "in Nebenanlagen zu führen". Das könne zwar zu Konflikten führen, die Wege seien aber eigentlich breit genug. "Das ist eine gute Maßnahme, getrennte Radwege wären schwieriger umzusetzen – auch aufgrund des begrenzten Platzes", so Schlameus. Sinnvoll sei auch eine Fußgängerampel in Höhe des neuen Kindergartens.
4. Nordbrücke
Die Verbindung an der Nordbrücke gewinne durch den geplanten Kita-Neubau und ein mögliches Erweiterungsgebiet an Bedeutung. Jedoch könne man die Brücke nicht einfach umbauen – und wenn, dann wäre dies teuer und kompliziert. Der Vorschlag der Planer: Die wenig genutzten Gehwege an der Nordbrücke für Radler freigegeben und an der Bergauf-Seite zusätzlich einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen für Radfahrende anbringen. Dann wäre auch noch genug Platz für Autos. "Wir können hier garantieren, dass der Abstand zum Radverkehr auch eingehalten werden kann."
5. Südbrücke

Im Rahmen der Bürgerbeteiligung sei aufgefallen, dass einige Karlstadter auch gerne über die Südbrücke fahren würden. Immerhin könnten so Einkaufsmöglichkeiten schnell erreicht werden. Schlameus: "Schon bei unserer ersten Besichtigung war allerdings klar: für Radfahrer ist sie aus Verkehrssicherheitsgründen ungeeignet." Die Bundesstraße grenze direkt an, mit 10.000 Fahrzeugen pro Tag und starkem Lkw-Verkehr sei es dort für Radler zu unsicher. Umfangreiche Baumaßnahmen wären zudem nötig. Allerdings sei man bereit für Gespräche und Vorschläge.
6. Alte Mainbrücke
Hier sei die Situation ähnlich wie an der Nordbrücke, nur die Verkehrsbelastung sei höher. An der Brücke werde geparkt und die Fußwege seien eng. Ein baulich getrennter Radweg ist hier laut Schlameus die einzig sinnvolle Maßnahme: Denn dort fahren viele Radler, die Knotenpunkte an beiden Seiten sind unübersichtlich. Schutzstreifen wären nur einseitig möglich. Die Planungen für einen Ersatz der Alten Mainbrücke liegen auf Eis.
7. Mainpromenade
Zuletzt ging Schlameus auch noch auf die Mainpromenade ein, die stark von Fußgängern und Radlern frequentiert werde. Hier ist eine komplette Umgestaltung des Areals im Gespräch. Die Planer halten einen gesonderten Fuß- und Radweg für sinnvoll. Man könne zudem überlegen, ob hier weiterhin ein Parkplatz sein soll oder durch eine neue Gestaltung Stellplätze wegfallen könnten. Der Planer stellte die Frage: "Gibt es auch andere Parkplätze, die nicht so stark ausgelastet sind und auf die man ausweichen kann?"
Nein, Trugschluß.
Wenn der Autofahrer jetzt noch jeden Baum anschauen soll, ob dahinter ein Kind rauskommt, ist das eben NICHT sicherer.
Sicher ist, wenn alles breit, weithin und gut einsehbar ist.
Und umgekehrt ist es genauso: wenn jemand die Straße überqueren will, oder jemand aus seinem Grundstück herausfahren will, ist es am besten, wenn er rechts und links weit und ungehindert sehen kann.
Nochmal: es gibt nichts sichereres, als eine nicht verunstaltete Staße, breite Straße, gerne auch mit 30 km/h auf der ganzen Länge.
Eine Autobahn ist auch schön breit und weithin einsehbar. Trotzdem ist es für einen Fußgänger lebensgefährlich, sie zu überqueren. Die Breite der Bodelschwinghstraße verführt viele Autofahrer dazu, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten. Ein Kind, das die Straße überqueren möchte, kann die Geschwindigkeit herannahender Autos nur schwer einschätzen. Je breiter die Straße, desto weiter sein Weg auf die andere Straßenseite und desto höher sein Risiko überfahren zu werden. Also sollte man doch zusehen, die Straßenbreite zu reduzieren. Ich denke, das schafft auch die rechtliche Voraussetzung dafür, auf dieser Straße durchgehend Tempo 30 einzuführen. Denn so ohne weiteres darf eine Kommune das m.W. nicht entscheiden.
Und der Vergleich mit einer Autobahn? Sie machen sich lächerlich.
Das wäre sehr Sinnvoll und an der Zeit , besonders bei stark befahrenen Durchgangsstraßen.
Es wäre schön wenn Prioritäten richtig gesetzt werden.
Die nutzlos ausgegebene 35.000 Euro könnte man dafür verwenden und hätte noch viel übrig.
Bodelschwinghstraße: "abwechslungsreiche Gestaltung mit Bushaltestelle, Verkehrsinseln und Kreuzungshilfen; mit Bäumen und Markierungen....eine nicht ganz gerade Straßenführung ...Verringerung der Straßenbreite von zehn auf sechs Meter könnten Raser ausbremsen. ...Beschränkung auf Tempo 30 "
Alles schlicht falsch.
Eine sehr breite Straße, mit breiter Fahrbahn trotz parkender Autos ist nicht nur für Radfahrer, sondern für alle die beste Lösung. Eben genau so wie es jetzt ist. Jede Art von Inseln, Hindernissen, Bodenmalereien usw. verschlechtert die Lage. Deshalb ist auch in den vergangenen Jahrzehnten GAR NICHTS dort passiert. Tempo 30? Ist doch sowieso auf der Hälfte der Strecke (Kindergarten, Schulen, Bushaltestellen) längst umgesetzt.