Die Königin ist daheim: 500 Freundinnen und Freunde, Fans und Schaulustige jubelten der Fränkischen und neuen Deutschen Weinkönigin am Dienstag in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg) zu. Eva Brockmann hatte am Freitag das Finale um die Krone gewonnen, nun stand ein Heimatempfang in der Volkshalle an. Bei allem Glanz und der schieren Freude über den Erfolg der 24-Jährigen war vor allem die ungeheure Integrationskraft der Weinhoheit aus Churfranken spürbar.
Die Königin kam standesgemäß. Eine vierspännige Pferdekutsche brachte sie zur Volkshalle, ein Kind überreichte einen Blumenstrauß, die Menge jubelte. Mit der Musik der Großwallstadter Musikanten und des Musikvereins Spessartecho Dörrmorsbach wurde sie in die Halle und auf die Bühne geleitet.
Eva Brockmann sorgt für neues Wir-Gefühl
Soweit das allgemein Sichtbare an diesem Nachmittag. Doch aus den folgenden zahlreichen Festreden wurde deutlich: Eva Brockmann hat ihrer Heimatregion ein neues Selbstbewusstsein und einen neuen Zusammenhalt gegeben.
Klaus Giegerich, ihr Mentor und der Vorsitzende des Weinbauvereins, brachte es am besten auf den Punkt: "Eva hat es geschafft, unsere Regionen Churfranken und Mainfranken, unsere beiden Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg, ja ganz Franken zu begeistern und zusammenzuführen. Hier wurde aus einem Ich ein echtes Wir."
Vom Tellerwäscher zum Millionär
Die Integrationskraft beginnt schon mit den beiden Heimatgemeinden Brockmanns. Geboren und aufgewachsen ist sie in Haibach (Lkr. Aschaffenburg), ihre "Weinheimat" aber ist das benachbarte Großwallstadt. Dort hat sie vor acht Jahren als Praktikantin im Weingut Giegerich ihre ersten Winzer-Erfahrungen gesammelt, bevor sie schließlich ein Önologie-Studium absolvierte.
Großwallstadts Bürgermeister Roland Eppig verglich den Werdegang der 75. Deutschen Weinkönigin mit dem modernen Märchen vom amerikanischen Traum, in dem ein Tellerwäscher zum Millionär wird. Brockmann habe den unglaublichen Weg von der jungen Weinpraktikantin zur Königin des deutschen Weins geschafft.
Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach hob Anmut und Herzenswärme Brockmanns hervor. Ihr Amt als Fränkische Weinkönigin habe sie mit Freude und Ehrfurcht ausgeübt, so die CSU-Politikerin aus Aschaffenburg, und mit derselben Einstellung werde sie sicher auch den deutschen Wein in der Welt vertreten.
Singender Politiker, sprachlose Königin
Der Weg zur deutschen Krone sei ein Marathon gewesen, ergänzte der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes Artur Steinmann. In einem Endspurt habe sie im Finale im rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße verdient gewonnen. Aschaffenburgs Landrat Alexander Legler betonte die ansteckende Fröhlichkeit Brockmanns. Und weil damit dann alles gesagt war, trug Bernd Schötterl, der singende stellvertretende Landrat von Miltenberg, seine Glückwünsche als Lied vor. Auch dafür gab es Applaus.
Brockmann selbst war überwältigt: "Ich bin sprachlos - und das ist bei mir selten", antwortete die Deutsche Weinkönigin auf die vielen Lobreden. Sie sei dankbar für den Rückhalt der gesamten Region, besonders aber für die Unterstützung durch ihre Familie und das Weingut Giegerich.
Brockmann will die fränkische Krone noch ein bisschen behalten
Nur eine Bitte hatte Brockmann noch: "Es fällt mir nicht leicht, meine fränkische Krone einfach zurückzulassen", sagte sie an Steinmann gerichtet. "Ich möchte sie gerne bis zur Wahl meiner Nachfolgerin in einem halben Jahr bei mir zu Hause in Haibach behalten dürfen."
Dort wird sie allerdings nur selten sein: In ihrem neuen Amt wird die 24-Jährige die rund 15.000 deutschen Winzerinnen und Winzer bei vielen Terminen als Botschafterin im In- und Ausland vertreten.