
Die noch bestehende Kita Theresienheim in Karlstadt wirbt auf Social Media damit "Die Kita im Herzen von Karlstadt" zu sein. Schon vor mehreren Jahren wurde durch einen Stadtratsbeschluss entschieden, dass sich das mit dem Neubau in der Eußenheimer Straße bald ändern wird. Die Planungen sind abgeschlossen, Baubeginn soll im Herbst 2024 sein. Am neuen Standort ist also nichts mehr zu rütteln. Auf der Bürgerversammlung im Historischen Rathaus machten am vergangenen Donnerstag trotzdem einige Bürgerinnen und Bürger ihrem Ärger Luft.
Viele der Anwesenden störten sich daran, dass nun auch die Kita in die Peripherie verlagert werden soll. "Wenn der Kindergarten der Innenstadt nicht erhalten bleibt, wird diese noch mehr ausbluten, weil man dann bald gar keine Kinder mehr in der Stadt sieht", formuliert es eine Bürgerin. Schließlich liegen bereits die Grundschule, das Gymnasium, die Hauptschule und die Realschule allesamt in der Siedlung und irgendwann gehe vielleicht auch der Kinderarzt dorthin, ergänzt sie.
Überquerung der Nordbrücke vielen Eltern ein Dorn im Auge
Auch eine weitere Erhöhung des Verkehrs durch die Verlegung der Tagesstätte bemängelt die Karlstadterin. Bürgermeister Michael Hombach entgegnete, dass die Wege für Eltern mit Kindern durchaus machbar bleiben – auch mit dem Fahrrad. "Wir bauen ja nicht irgendwo am Hirschfeld oder am Hammersteig", stellt er fest.
Doch gerade das Thema der Mobilität mit dem Fahrrad beschäftigte einige im Saal. Ein Bürger fragte leicht zynisch, ob er seine Kinder mit einem Fahrrad ohne E-Motor dann künftig mit einem Anhänger über die Nordbrücke ziehen soll. "Die Brücke auf dem Weg zum neuen Standort ist ein Hindernis, das mit Kindern und den kleinen Fahrrädchen erstmal überwunden werden muss. Wenn ich ebenerdig fahren kann, ist das deutlich einfacher", sagt er. Auf Hombachs Einwand hin, dass inzwischen viele ein E-Bike oder ein Lastenrad hätten, entgegnete er, dass das nicht für alle gelte.

Rückblickend hielt Hombach fest, dass damals ein Platz für den Kindergarten gefunden werden musste und man in verschiedenen Zusammensetzungen über zehn Jahre darüber diskutiert hat. Die Entscheidung habe man sich "wahrlich nicht leicht gemacht". "Die Brücke ist nicht wegzudiskutieren, aber wir brauchen genug Platz und er passt nicht auf das bestehende Theresienheim obendrauf", erklärt Hombach.
Bürgerbus auch für Kita-Transport denkbar?
Ein weiterer Bürger wies darauf hin, dass Arbeitgeber heutzutage attraktiver wirken, wenn sie Kinderbetreuung in unmittelbarer Nähe zum Betrieb anbieten können. "Kann man nicht im Theresienheim noch etwas aufrechterhalten, damit man als Elternteil nicht extra aufs Fahrrad oder ins Auto steigen muss, um zu seinem Kind zu kommen", wollte er vom Bürgermeister wissen. Der erklärte, Kitaplätze nur für den tatsächlichen Bedarf gefördert zu bekommen. Hombach: "Wenn der Bedarf künftig steigt, spricht nichts dagegen, im Theresienheim oder an anderer Stelle in der Altstadt wieder etwas aufzubauen".
Auch äußerte jemand die Idee, den neuen Bürgerbus auch für Kinder einzusetzen, um die Problematik mit der Nordbrücke und der längeren Anfahrt zu entschärfen und zusätzlich geschaffenen Verkehr zu reduzieren. Hombach ließ den Vorschlag von der Verwaltung aufnehmen.
Rückblick auf Investitionen für 31 Millionen Euro
Da es sich am Donnerstag um die erste Karlstadter Bürgerversammlung nach stolzen 12 Jahren handelte, fiel auch der Rückblick auf Baumaßnahmen und Investitionen seit 2012 entsprechend ausführlich aus. Knapp 31 Millionen Euro wurden seitdem für verschiedenste Projekte in die Hand genommen. So blickte Hombach auch noch auf den Umbau des Freibads zurück, den er mit 6,2 Milllionen Euro bezifferte. Das Bad, das vorerst dienstags geschlossen bleiben wird, begrüßte am Eröffnungstag – dem 1. Mai – 1436 Besucher.
Andere große Investitionssummen flossen beispielsweise mit 3,7 Millionen Euro in den Anbau des Verwaltungsgebäudes für die Stadtwerke, mit 3,6 Millionen Euro in die Sanierung der Hauptstraße 9, mit 4 Millionen Euro in städtische Mietswohnungen und mit 2,2 Millionen in die Sanierungen im Straßenbau. Als eine der aktuelleren Ausgaben, hob Hombach auch die Calisthenics-Anlage mit diversen Fitnessgeräten hervor – Kostenpunkt 23.000 Euro.
Aber wie so oft war es nur eine "Scheinbeteilung" der Bürger und es wird mal wider deren Willen geplant und gebaut. Sinnvolle Lösungen wie Leckertsgarten und Hegewald-Gelände wurden mit fadenscheinigen Argumenten abgeschmettert.
Genau so war es übrigens beim Bau des Altenheims am Tegut-Kreisel, ein Standort wie er schlechter nicht sein könnte.