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Karlstadt
Verwirrung um neue Fahrrad-Markierungen auf der Nordbrücke: Diese Regeln gelten nun für Auto- und Fahrradfahrer in Karlstadt
Neue Fahrbahnmarkierungen sollen es Radfahrenden in Karlstadt einfacher machen. Doch die Maßnahmen sorgen für Verwirrung. Wie sich Verkehrsteilnehmende dort verhalten müssen.
Vor allem die Schutzstreifen für Radfahrende, die beidseitig auf halber Strecke der Brücke enden, lassen die Verkehrsteilnehmenden rätseln.
Foto: Jennifer Weidle | Vor allem die Schutzstreifen für Radfahrende, die beidseitig auf halber Strecke der Brücke enden, lassen die Verkehrsteilnehmenden rätseln.
Jennifer Weidle
 und  Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 29.04.2024 02:42 Uhr

Lange wurde zum Radverkehrskonzept diskutiert und geplant, nun sind erste Maßnahmen im Stadtgebiet sichtbar. Doch was zu Optimierungen führen soll, sorgt vorerst für Unmut und Verwirrung, bei Rad- wie Autofahrenden. Konkret geht es dabei um die Nordbrücke, die den Verkehr der Innenstadt mit der Siedlung verbindet. Hier gibt es neuerdings Bordsteinabsenkungen zum Gehweg hin und rote Farbe ist an Kreuzungen angebracht. Am meisten verwirren allerdings die Radsymbole und weiß-gestrichelten Linien am Straßenrand, die auf Höhe der Brückenmitte plötzlich enden.

Sowohl bei der Stadt als auch bei der Polizei gingen zahlreiche Rückmeldungen zu den umgesetzten Maßnahmen ein. "Die haben da einen neuen Radweg gebaut, aber der hört mittendrin auf", zeigt sich auch eine Autofahrerin vor Ort verwundert. Der Bordstein sei nicht abgesenkt, so komme man doch von der Straße mitten auf der Brücke nicht den Bordstein hoch. "Vielleicht ist es eine Radfahrer-Logik, die ich nicht verstehe", vermutet sie. Welche Regeln gelten und wie sich die Verwirrung lösen lässt, erklären Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt Karlstadt, und Thomas Kaiser von der Polizei Karlstadt, Leiter des Sachgebiets Verkehr in Main-Spessart.

1. Schilder und Symbole am Geh- und Radweg auf der Nordbrücke

Der Bordstein ist abgesenkt und Schilder sowie Symbole zeigen, dass der Gehweg auch mit Fahrrädern befahren werden darf.
Foto: Jennifer Weidle | Der Bordstein ist abgesenkt und Schilder sowie Symbole zeigen, dass der Gehweg auch mit Fahrrädern befahren werden darf.

Bordsteinabsenkungen und entsprechende Schilder zeigen es: Radfahrende können auf den Gehwegen an der Nordbrücke fahren. Allerdings nur im Schritttempo, erklärt Kaiser. Auf dem Geh- und Radweg an der Parkplatzausfahrt ist außerdem das Piktogramm eines Fahrrads mit einem Pfeil in Fahrtrichtung zu sehen. Theoretisch dürften Radfahrende dort in beide Richtungen fahren, doch Kaiser empfiehlt, den Weg nur in Fahrtrichtung der Straßenfahrbahn zu nutzen, wie vom Pfeil angezeigt.

2. Rote Markierungen auf der Straße nahe der Nordbrücke

Die Querung über die Straße 'Am Hirschfeld' ist nun mit roter Warnfarbe markiert.
Foto: Jennifer Weidle | Die Querung über die Straße "Am Hirschfeld" ist nun mit roter Warnfarbe markiert.

Die rot markierten Bereiche an der Querung über die Straße "Am Hirschfeld" und an der Ein- und Ausfahrt des Parkplatzes hätten zunächst keine verkehrsrechtliche Bedeutung. Die Fahrradfahrer haben hier sowieso Vorfahrt, so Kaiser. Die rote Farbe und die Piktogramme seien als zusätzliche Warnungen für Autofahrer zu sehen, dass hier Radfahrer kreuzen könnten – sie verstärken die Vorfahrt der Radfahrenden nicht noch weiter. Autofahrende dürfen den Bereich befahren, um abzubiegen, sofern kein Fahrrad sich nähert.

3. Weiß gestrichelte Linien am Fahrbahnrand auf der Nordbrücke

Sorgen für Verwirrung: die abrupt endenden Markierungen am Fahrbahnrand auf der Nordbrücke.
Foto: Jennifer Weidle | Sorgen für Verwirrung: die abrupt endenden Markierungen am Fahrbahnrand auf der Nordbrücke.

Auf beiden Seiten der Nordbrücke erwartet Verkehrsteilnehmende eine weiß gestrichelte Linie, die einen Bereich von 1,5 Metern am jeweils rechten Fahrbahnrand für Radfahrende reserviert. Heck bezeichnet diesen Radstreifen als zusätzliches Angebot. "Damit haben Radfahrer die Wahl, ob sie auf der Fahrbahn oder dem Gehweg fahren möchten", so Heck. Der Gehweg wurde dafür in beiden Richtungen mit "Fahrräder frei"-Schildern ergänzt.

Allerdings: Die gestrichelte Linie endet in beiden Richtungen abrupt kurz vor dem Scheitelpunkt der Brücke. Dort gibt es keine Bordsteinabsenkung, um auf den Geh- und Radweg zu wechseln. Die Idee dahinter sei, dass die Radfahrer auf der "langsameren" Strecke bergauf im geschützten Bereich fahren können, so Heck. Bergab gibt es dann jeweils keine Schutzstreifen mehr an den Fahrbahnrändern. Die vorhandene Straßenbreite gibt leider keinen beidseitigen durchgängigen Schutzstreifen her, heißt es vonseiten der Stadt.

Warum wurden dann überhaupt zusätzlich zum Geh- und Radweg und die Schutzstreifen auf halber Strecke eingerichtet? Der Unterschied der beiden Wege ist, dass Radfahrende auf der Straße schneller fahren dürfen, auf dem Geh- und Radweg nur im Schritttempo, erklärt Kaiser.

Der Polizist stellt auch noch einmal klar: Die Schutzstreifen dürfen Radfahrende auf keinen Fall entgegengesetzt zur Fahrtrichtung befahren. Autofahrende müssen beim Überholen von Radfahrenden weiterhin 1,5 Meter Abstand halten, davon befreit der Schutzstreifen nicht.

4. Radweg-Ende weiterhin kurz nach der Brücke

Vor dem Kreisel ist Ende für Radfahrende.
Foto: Jennifer Weidle | Vor dem Kreisel ist Ende für Radfahrende.

Nach der Brücke, kurz vor dem Kreisverkehr, endet der gemeinsame Geh- und Radweg. Dort geht es dann für Radfahrende nicht weiter. Der Gehsteig ist mit einem Schild ausschließlich für Fußgehende markiert. Hier kann man schieben oder muss vor dem Kreisel auf die Straße einbiegen. Denn auch auf der anderen Seite gilt: Gehsteig nur für Fußgehende. 

5. Freigabe der Alte Bahnhofstraße für Radfahrende

Diese rote Fläche ist für einbiegende Radfahrende reserviert.
Foto: Tabea Goppelt | Diese rote Fläche ist für einbiegende Radfahrende reserviert.

Die Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr, erläutert Heck, ist ein weiterer Baustein des Radverkehrskonzeptes. Dazu wurde nun die Alte Bahnhofstraße in Gegenrichtung für Radfahrerinnen und -fahrer freigegeben. Zu sehen ist das besonders an der roten Fläche an der Ausfahrt zur Ringstraße. Die rote Fläche sei dort ebenfalls lediglich als Warnung anzusehen, so Kaiser. Doch: Die durchgezogene weiße Linie auf der Fahrbahnmitte bedeutet, dass Autofahrer beim Linksabbiegen aus der Einbahnstraße heraus eben nicht die rote Fläche befahren dürfen. Damit ist diese Fläche für einbiegende Radfahrende reserviert.

6. "Haifischzähne" an der Kreuzung zur Langgasse

Diese Dreiecke gelten nur für Radfahrende und sollen ermahnen, auf den kreuzenden Verkehr zu achten.
Foto: Tabea Goppelt | Diese Dreiecke gelten nur für Radfahrende und sollen ermahnen, auf den kreuzenden Verkehr zu achten.

Eine Reihe kleiner Dreiecke ist an der Ecke Alte Bahnhofsstraße/Langgasse zu sehen. Diese sogenannten "Haifischzähne" gelten als Warnung für Radfahrende, dass sie den Verkehr der kreuzenden Straße beachten sollen. 

Als nächste geplante Maßnahme werden voraussichtlich die mobilen Querungshilfen in der Bodelschwinghstraße auf Höhe der Johann-von-Korb Straße im Sommer zu festen Einrichtungen umgebaut.

 
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  • Marcel Kade
    Das wäre was für extra3 "Der reale Irrsinn". Komplizierter ging es wohl nicht...
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  • Helga Scherendorn
    Hauptsache es hat Geld gekostet, für mehr taugt es nicht.
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  • Heidi Weidhaas
    Fahrradfreundlich gestaltete Fahrradwege erfordern oftmals umfangreiche bauliche Maßnahmen. Diesen finanziellen Aufwand können viele Städte und Kommunen nicht leisten. Dadurch entstehen Notlösungen die alle Verkehrsteilnehmer erstmals überfordern.
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  • Brigitte Kinz
    Ich sehe in diesem Vorhaben einen weiterern Schildbürgerstreich unserer Stadt.

    Wenn ich langsam....wobei die meisten ein E-Bike haben....die Brücke hoch fahre, bin ich in einem "geschützen" Bereich, abwärts kann...muss...ich schnell sehen, dass ich aus dem "ungeschützen" Bereich heraus komme. Wenn mich da ein Autofahrer überholen möchte wird es eng.
    Ich vermisse den Spiegel am Ende der alten Bahnhofstraße/Ringstraße, da konnte man wenigsten noch den Verkehr vom Bahnhof kommend einsehen.
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  • Florian Evenbye
    Schön zu sehen, dass sich auch eine kleinere Stadt wie Karlstadt, bemüht, Radfahrende zu schützen und unterstützen. Die Regelungen sind doch logisch und daher sehe ich keinen Grund sich aufzuregen. Dass ein Radweg freilich im Nichts endet, wie am Kreisverkehr, ist freilich noch unsinnig. Der Vorwurf, das sei typisch deutsch, bezieht sich wohl auf den Kommentar, dass man die Geschwindigkeit auf dem Gehweg kontrollieren müsste? Es ist wohl völlig egal, ob jemand hier mit 7km/h oder 13 km/h entlang radelt. Entscheidend ist doch die Rücksicht gegenüber den anderen Benutzern des Fußwegs.
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  • Werner Müller
    Typisch deutsch ist es unter anderem, erst etwas zu fordern und dann über das Resultat zu motzen. Ein bisschen mehr Rechtskunde, hier Verkehrsrecht, würde dem einen oder anderen Kommentator außerdem sehr gut zu Gesicht stehen
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  • Norbert Blatterspiel
    Ich dachte erst, der Kindergarten war mit Kreide unterwegs und hat auf der Straße malen dürfen. Nein, jetzt im Ernst. Wer bitte hat sich so einen Unsinn ausgedacht, genehmigt und umgesetzt?? Das sollte man bei " Mario Barth deckt auf ", anmelden . Einfach nur eine Lachnummer.
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  • Gerald Ebert
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Günther Schreiber
    Überreguliert. Unnötig wie ein Kropf. Auf dem Fussweg der Brücke Schrittgeschwindigkeit fahren, das ich nicht lache. Macht eh keiner. Kontrollieren tuts keiner. So was denken sich nur Träumer aus. Das gepinsel verblasst hoffentlich bald
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  • Thomas Diener
    Typisch deutsch :)
    Kompliziert , umständlich und nicht verständlich !
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  • Peter Koch
    Fahren die für diesen Radstreifen auf der Brücke verantwortlichen bzw. diesen erklärenden eigentlich selbst mit Fahrzeugen auf öffentlichen Strassen herum? Ich kann es mir nicht vorstellen.
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  • Hiltrud Erhard
    Es fehlen einen einfach nur die Worte!
    Das muss man nicht verstehen. Teilweise völlig überzogen und unnötig wie ein Kropf. Wenn man auf der Brücke auf dem Gehweg, der breit genug ist, fahren kann, wozu dann noch auf die Straße?
    Man gewinnt den Eindruck, dass man sich in Karlstadt mit Amsterdam vergleicht. Gleichwertigkeit und Rücksicht ist immer gut und richtig, aber das hier hat damit nichts zu tun.
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  • Paul Merklein
    Die Stadt Karlstadt sollte einen eigenen Führerschein anbieten, damit man dieses sonderbaren Regeln auch ganz genau erlernen kann. Schilda lässt grüßen.
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