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Hasloch
Neue Pächter gesucht: Stefanie Merker und Karl Englert verlassen 2024 die Kartause Grünau
Die Kartause Grünau im Spessart zwischen Schollbrunn und Hasloch ist ein Idyll, in dem Wandernde gerne Rast machen. Auch für Familienfeiern buchen Gäste die Gastwirtschaft. Wie es weitergeht.
Die derzeitigen Pächter der Kartause Grünau im Spessart, Stefanie Merker und Karl Englert, vor dem markanten Nordtor des Anwesens. Sie möchten aus persönlichen Gründen den Pachtvertrag nach dem 31. März 2024 nicht fortführen.
Foto: Dorothea Fischer | Die derzeitigen Pächter der Kartause Grünau im Spessart, Stefanie Merker und Karl Englert, vor dem markanten Nordtor des Anwesens. Sie möchten aus persönlichen Gründen den Pachtvertrag nach dem 31.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Im April 2024 wird sich das Leben von Stefanie Merker und Karl Englert drastisch ändern. Sie ziehen von einem weitläufigen Anwesen, das mitten in abgeschiedener Natur liegt, nach Bischbrunn in ihr Haus zurück. Sie geben ihr Leben als selbstständige Gastronomen auf. Wie es beruflich weitergeht, steht noch nicht fest. Aber beide haben ihre Vorstellungen.

Wie es mit der Kartause Grünau im Wald zwischen Schollbrunn und Hasloch weitergeht, wissen sie noch nicht. Der Pachtvertrag mit der Verwaltung des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Freudenberg läuft aus, verlängern will ihn das Paar nicht. Denn die Zeit für Privatleben ist rar, die Gesundheit leidet, berichten sie.

Kartause Grünau: Eine Gaststube so einladend wie ein Wohnzimmer

Die beiden sitzen am rustikalen Holztisch in der warmen Stube. Sie trinkt einen Latte Macchiato, er einen Cappuccino, dazu gibt es einen Keks – so wie ihn auch die Gäste serviert bekommen. Gäbe es in der Gaststube nicht eine große Theke mit Bierzapfhahn, man könnte meinen, man säße in einem Wohnzimmer.

Die Pächter der Kartause Grünau leben in einer Wohnung über der Gastwirtschaft. Trotzdem verbringen sie die meiste Zeit im Erdgeschoss. Stammgäste und Mitarbeitende würden stets für eine familiäre Stimmung sorgen, erzählt Stefanie Merker (41). "Unsere Besucher fühlen sich hier wohl." Sie berichtet etwa von einem Mann, über 80 Jahre alt, der während der Öffnungszeiten täglich aus dem nächsten Ort gelaufen kommt, ein oder zwei Bier trinkt, und das Gespräch sucht.

Gäste strömen bei schönem Wetter in Scharen zur Kartause Grünau

Unter der Woche ist es in der Gaststube ruhig. Dann gehen Merker und Englert die Arbeit etwas langsamer an und nehmen sich auch mal Zeit für Gespräche und eine Tasse Kaffee. Die Arbeit und das Privatleben zu trennen, ist nahezu unmöglich. "Und wir tragen ein großes Maß an Verantwortung", sagt Merker. Die große Stärke und vielleicht auch das Erfolgsgeheimnis der beiden ist ihre Fähigkeit, sich ständig den Umständen anzupassen, sagen sie. Egal ob das Kunden oder Geschäftspartner oder das Anwesen betrifft.

Die Kartause Grünau zwischen Schollbrunn und Hasloch bei Schneeregen im Winter. Während es draußen ungemütlich wirkt, ist die Gaststube beheizt und wirkt so einladend wie ein privates Wohnzimmer.
Foto: Dorothea Fischer | Die Kartause Grünau zwischen Schollbrunn und Hasloch bei Schneeregen im Winter. Während es draußen ungemütlich wirkt, ist die Gaststube beheizt und wirkt so einladend wie ein privates Wohnzimmer.

Am Wochenende – vor allem wenn die Sonne scheint – strömen die Gäste in Scharen zur Kartause Grünau. Sie machen dort Rast bei einer Wanderung oder Fahrradtour oder einen Abstecher nach dem Besuch des Wildparks in Schollbrunn, weiß Merker. Gäste können in der Gaststube, im Gewölbekeller oder draußen an Holztischen sitzen.

Und bei schlechtem Wetter? Eine feste Einnahmequelle sind die Familienfeiern, jede Woche ein oder zwei. Kunden können den "Ruinen"-Raum (90 Sitzplätze) buchen. Selbst für das kommende Jahr gibt es bereits Reservierungsanfragen.

Neben der idyllischen Lage inmitten der Natur ist auch die asphaltierte Zufahrtsstraße ein Vorteil. "Besonders Hochzeitspaare freuen sich, dass sie bei ihren Feiern bis tief in die Nacht laute Musik spielen lassen können", weiß Merker. Sie und das Team seien sehr flexibel, Einschränkungen gebe es kaum. Außer: Es ist im Sommer sehr trocken, dann dürfe kein offenes Feuer oder kein Feuerwerk abgebrannt werden.

Gute Bedingungen und Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden

Über Personalmangel können die beiden Chefs nicht klagen. "Es ist wichtig, dass den Mitarbeitern gute Bedingungen und Wertschätzung geboten werden. Dann bleiben sie auch", so Karl Englert (57). Er nennt als Beispiele eine 4-Tage-Woche für Köche, Nachtzuschläge oder ein frisch gekochtes Wunschessen für die Angestellten. Sie können es in der Pause verspeisen oder mit nach Hause nehmen. "Wir haben Mitarbeiter, die schon seit unserem Start 2012 an unserer Seite stehen. Bis heute", sagt Merker.

Seit 2012 bewirtschaften sie die Kartause Grünau. Davor waren beide angestellt, aber unzufrieden. "Wir haben ein Konzept für den Betrieb ausgearbeitet und uns auf gut Glück beworben", sagt Englert, der früher in erstklassigen Häusern gekocht hat. Der Bischborner Hof, an dem er beschäftigt war, hatte ähnliche Strukturen.

Im Gewölbekeller der Kartause Grünau sorgen Stammgäste und Mitarbeitende für eine familiäre Stimmung. Auf diesem Archivbild ist der Wanderverein Schollbrunn zu sehen.
Foto: Helmut Schick | Im Gewölbekeller der Kartause Grünau sorgen Stammgäste und Mitarbeitende für eine familiäre Stimmung. Auf diesem Archivbild ist der Wanderverein Schollbrunn zu sehen.

Die gelernte Hotelfachfrau Stefanie Merker träumte vom Leben in der Natur. Ihr Pferd hält die  Wiese kurz, Hund und Katzen genießen die weitläufige Anlage. In den benachbarten Fischteichen springen die Forellen, ein Bieber baut am Kropfbach seinen Damm und ein Bussard zieht Kreise, immer auf der Suche nach Futter. 

Abschied nehmen bis Frühling 2024

Die Entscheidung aufzuhören ist Merker und Englert nicht leicht gefallen. Das merkt man, wenn sie vom abgeschiedenen Leben mit der Natur erzählen, von liebgewonnenen Stammgästen, von Mitarbeitenden, von Familien, die über Jahre immer wieder kommen, um all ihre Feste in der Kartause zu feiern. Doch die Arbeit ist ihnen zu anstrengend geworden. Sie hören deshalb auch nicht kurzfristig auf, sondern nehmen sich mehr als ein Jahr Zeit, um Abschied zu nehmen. Sie werden ihr Zuhause erst im Frühling 2024 verlassen.

Die beiden hoffen, dass es einen Nachfolger geben wird, der das Gasthaus und das Leben in der Abgeschiedenheit fortführt. "Die Neuen können sofort starten, es ist alles da", sagt Englert. Sie erwarte ein sehr gut etablierter Betrieb. Die beiden bleiben auch gerne bis nach Ostern, um den ersten Ansturm zu bewältigen. Sie selbst wurden bei Eröffnung vor elf Jahren von vielen neugierigen Gästen überrannt. "Daran mussten wir uns erst gewöhnen", erinnert sich Englert.

Auch wenn die nächsten Häuser 1,5 Kilometer entfernt sind, leben die Bewohner der Kartause Grünau nicht völlig isoliert. Strom ist vorhanden, das Telefon funktioniert analog, Zugang zum Internet ist mittels eines Satelliten möglich, Wasser holen die Pächter aus einer eigenen Quelle.

Artur Stang, Immobilienverwalter des Fürstenhauses sagt, dass es bisher noch keinen Nachfolger gebe. Er werde in Kürze das Pächtergesuch ausschreiben. Dazu will er persönliche Kontakte, Portale im Internet oder Informationen an Brauereien nutzen. Wichtig sei, dass Bewerber Erfahrungen in der Gastronomie haben und bereit sind, sich um den Unterhalt der Hofstelle zu kümmern sowie die dazugehörigen Weiden zu pflegen.

 
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Kommentare
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  • Barbara
    Respekt für die lange Betriebsführung und Alles Gute auf dem weiteren Weg.
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  • asazyma
    Wandernde sind nur Wandernde, solange sie wandern. Ist das so schwer, das Partizip Präsens in seiner Funktion auch zu verstehen?
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  • stahl01@t-online.de
    Respekt für Ihren Einsatz - aber man kann es verstehen. Soviel Arbeit und sowenig Freizeit.
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  • Einwohner
    LOL
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  • Kre
    Ein herber Verlust. Das waren zwei super Gastronomen und haben richtig was aus den alten Gemäuern gemacht. Die Bischbrunner freuen sich bestimmt wenn ihr wieder heim kommt.
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  • Thurny
    Die meisten Bischbrunner kennen die beiden leider gar nicht oder nur flüchtig, weil beide nicht aus Bischbrunn stammen, sondern lediglich ein paar Jahre hier wohnten. Wenn sie nun wieder in ihr zur Zeit vermietetes Haus zurückkommen, wird sich das vielleicht ändern. Wie auch immer… ich wünsche den beiden natürlich alles Gute für die Zukunft!
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