Mehr Lebensqualität durch Tempo 30 – das erhoffen sich die 560 Städte und Gemeinden, die sich der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten" angeschlossen haben. Darunter ist die Stadt Marktheidenfeld. Hintergrund der Initiative ist, dass Kommunen und Städte bisher nur auf städtischen Straßen ein Tempolimit anordnen können, nicht aber bei übergeordneten Kreis-, Staats- oder Bundesstraßen, die durch die Orte führen.
Die Initiative möchte erreichen, dass Kommunen selbst entscheiden können, wo welche Geschwindigkeit angeordnet wird. "Genau so, wie es die Menschen vor Ort brauchen und wollen", formuliert es die Initiative. Doch wie sehen es eigentlich die Menschen vor Ort und wie sind die aktuellen Pläne der Stadt?
Dreißigerzonen in Marktheidenfeld: Rücksichtvolle oder rücksichtslose Autofahrer?
Die Meinungen der Marktheidenfelder und Marktheidenfelderinnen gehen auseinander. Das zeigt eine Straßenumfrage dieser Redaktion in der Innenstadt. Viele der Passantinnen und Passanten nehmen die Stadt zwar als eine wahr, in der es bereits viele Tempolimits gebe. Bei der Frage, ob es weitere Tempo-30-Zonen brauche, sind sie sich jedoch nicht einig.
"Eigentlich ist fast überall Tempo 30. Es hält sich aber kaum einer dran", sagt der 83-jährige Franz Hart. Diese Ansicht teilt auch eine andere Marktheidenfelderin: "Es gibt eigentlich genug dreißiger Zonen, aber die werden nicht eingehalten. Bei uns in der Straße haben wir jetzt eine Geschwindigkeitsanzeige. Dadurch halten sich schon mehr Autofahrer an das Tempolimit. Ich finde, es sollte überall in Wohngebieten Dreißigerzone sein."
Der 87-jähirge Walter Klein würde sich in der Luitpoldstraße, die als B8 durch Marktheidenfeld führt, ein Tempolimit wünschen. "Ich bin auf einem Auge blind und höre schlecht. Deshalb fände ich es gut, wenn die Autos langsamer fahren würden. Vor allem in der Luitpoldstraße. Die Fußüberwege sind lebensgefährlich. Die Autos halten oft nicht an", so Klein.
Anders sieht das die 54-jährige Altenpflegerin Maria Kevesztesi: "Ich kann mich nicht beklagen. Wenn ich mit meinen Patienten und dem Rollator unterwegs bin, dann nehmen die Autos Rücksicht und fahren langsamer. Deshalb habe ich da keinen Wunsch, dass irgendwo eine Dreißigerzone hin muss, wo die Autos zu schnell fahren.“
Der 52-jährige Matthias Lemke sagt: "Ich wünsche mir keine Dreißigerzone. Ich bin Autofahrer, man muss ja auch ein bisschen vorwärts kommen. Außer hier in der Innenstadt macht Tempo 30 keinen Sinn, finde ich. Hier in Marktheidenfeld bin ich auch viel zu Fuß unterwegs." Den Bedarf für weitere Tempo-30-Zonen innerorts sieht auch Monika Heft nicht. "Überall wo es eine braucht, gibt es sie bereits", so die 74-Jährige.
Luitpoldstraße: Gefahr wird höher eingeschätzt, als sie tatsächlich ist
In den vergangenen Jahren habe es nicht auffallend viele Unfälle an der Luitpoldstraße gegeben, berichtet Stephan Baumgärtner, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Marktheidenfeld, auf Anfrage der Redaktion. An Orten wie Schulen oder Kitas würde es in Marktheidenfeld Tempolimits geben. Außerdem führe die Polizei regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durch, so Baumgärtner. Wo diese stattfinden, hinge nicht vom subjektiven Empfinden ab, sondern vom Bedarf. Dazu zählen beispielsweise Orte, an denen viele Kinder und ältere Menschen unterwegs sind.
Bei auffälliger Unfallhäufung empfehle die Polizei der zuständigen Behörde ein Tempolimit. Durch die Straßenführung und die Zebrastreifen in der Luitpoldstraße sei eine Beschleunigung auf 50 km/h kaum möglich, so Baumgärtner.
Auch die Stadt Marktheidenfeld führe über einen externen Dienstleister regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durch, so Marcus Meier, Pressesprecher der Stadt Marktheidenfeld. Die Stadt erhoffe sich, dass auch Radfahrer von der Initiative profitieren würden. Bei Erfolg der Initiative wäre die Anordnung von Tempo 30, laut Meier, in der Luitpoldstraße sowie der Karbacher Straße und Petzoltstraße aus Verkehrs-, Umwelt- sowie Gesundheitsaspekten denkbar. So schlägt es auch das Radverkehrskonzept der Stadt vor.
Denn wenn der Autofahrer an kerzengeraden, breiten Straßen 30 fahren soll, fehlt die Akzeptanz und er hält sich auch nicht daran, wenn es an wirklichen Gefahrenstellen vorgeschrieben ist.
Viel sinnvoller dagegen z.B. im Bereich von Schulen/Kindergärten "30 km/h Montag bis Freitag 7 - 17 Uhr"
Auf die Luitpoldstraße bezogen wäre ein Tempolimit allenfalls sinnvoll ab der Kreuzung Petzoldstraße, vorbei an Lermann, Bushof bis zu Polizei. Und ab da bis zu Esso/Ampelkreuzung wieder 50 km/h.
Aber wie schon ein Vorredner sagte, dort herrscht so viel Verkehr, mehrere Zebrastreifen etc., daß man sowieso nicht schneller fahren kann.