
Die Stadt Marktheidenfeld will radfreundlicher werden. Daher hat die Verwaltung das Planungsbüro Stadt-Land-Verkehr beauftragt, ein Radverkehrskonzept zu erstellen. Anna Nägele stellte am Dienstagabend in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses im Rathaus die Ergebnisse vor. Marktheidenfeld habe eine "gute Basis", meinte sie. Es gebe aber viel zu verbessern.
70 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern habe es in den vergangenen fünf Jahren gegeben, sagte sie zu Beginn ihrer Analyse. Dies sei eine hohe Zahl. Auffällig sei ein verstärktes Auftreten von Unfällen entlang der Hauptverkehrsstraßen wie beispielsweise dem Äußeren Ring, der Würzburger Straße, der Luitpoldstraße, der Georg-Mayr-Straße und der Baumhofstraße. Ziel des Konzeptes müsse es sein, diese Gefahrenpunkte zu entschärfen.
Die Fahrradabstellplätze in der Stadt bezeichnete sie überwiegend als mangelhaft, dafür lobte sie die Einrichtung von vielen Tempo-30-Zonen in der Stadt. Positiv sei auch, dass die Einbahnstraßen in Gegenrichtung für die Radfahrer geöffnet seien und es gebe eigenständige Fuß- und Radwege zum Teil in großzügigen Grünanlagen. Die Kreuzungen entlang der Würzburger Straße/ Äußerer Ring/ Südring sind ihrer Meinung nach für Radfahrer gefährlich.
Forderung: Einseitiger Radweg entlang des Äußeren Rings aufheben
Aus ihrer Analyse der Stärken und Schwächen leitete Nägele ein Handlungskonzept ab. Beispielsweise schlug sie vor, den einseitigen Radweg entlang des Äußeren Rings aufzuheben. Den Radfahrern sollte es je nach Aufkommen des Verkehrs selbst überlassen bleiben, den Radweg zu benutzen oder auf die Straße auszuweichen, denn die Benutzung der Fahrstraße könnte die ungefährlichere Variante sein, wenn auf dem Radweg der Gegenverkehr groß ist und sich viele Fußgänger, möglicherweise manche mit Kinderwagen, dort kreuzen.

Weiter schlug Nägele beispielsweise vor, ein Tempolimit von 30 km/h auf die alte Mainbrücke auszuweiten. Aufgrund der schmalen Fahrbahnbreite sehe sie keine andere Möglichkeit, einen komfortablen Fahrweg für Radfahrer zu schaffen. Umlaufsperren wie beispielsweise in der Kirchgasse sollten fahrradfreundlicher gestaltet und Durchfahrtverbote für den Radverkehr am Rombergweg sollten aufgehoben werden. Ihre Vorschläge münden in einem Maßnahmenkatalog, der aber noch mit dem Stadtrat abzustimmen ist.
Anbindung der Stadtteile höchste Priorität
In der Diskussion betonten unter anderem die Stadträte Ludwig Keller (proMAR), Helmut Adam (CSU) und Burkhard Wagner (Freie Wähler), dass eine gute Anbindung des Radwegenetzes der Stadtteile an die Kernstadt höchste Priorität haben sollte. Dort sehen sie großen Verbesserungsbedarf. Keller meinte, dass besonders in den Stadtteilen Michelrieth und Altfeld die Klagen über eine schlechte Anbindung groß seien.
Susanne Rinno (Grüne) sieht eine Chance in der Initiative "Lebenswerte Städte", die fordert, dass jede Kommune selbst über die Geschwindigkeit auf ihren Straßen bestimmen kann. Bislang ist es verboten, auf Bundesstraßen Tempo 30 einzuführen. Im Blick hat Rinno die Bundesstraße 8, die als Luitpoldstraße durch die Kernstadt und auch über die Alte Mainbrücke führt. Tempo 30 ist für Rinno die sicherste Maßnahme zum Schutz der Radfahrer. Auch die Referentin Nägele erwartet eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, mit der es möglich ist, die Fahrgeschwindigkeiten auf Hauptverkehrsstraßen zu verringern. Stadtrat Martin Harth (SPD) würde aber nur im Rahmen eines Gesamtkonzepts einer Reduzierung der Geschwindigkeit auf der Alten Mainbrücke zustimmen wollen.
Anna Nägele will die in der Diskussionen gewonnenen Erkenntnisse in den Maßnahmenkatalog einarbeiten. Dieser soll bis März fertig sein. Dann will der Stadtrat ihn beschließen.
Wenn Sie die Nachteile nicht erkennen müssen Sie blind sein.