
Das 9-Euro-Ticket gilt als günstige Alternative für die Fahrt zur Arbeit oder für Ausflüge in den Sommermonaten Juni, Juli und August. Doch es sorgt auch für übervolle Züge und Verspätungen, bemängelt eine Pendlerin. Seit 15 Jahren fährt Stefanie Juszczak täglich mit dem Zug zur Arbeit und wieder nach Hause. Die 45-Jährige wohnt in Laudenbach, einem Ortsteil von Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). Sie fährt mit ihrem Auto nach Retzbach, um in den Zug nach Würzburg umzusteigen. Juszczak nutzt ein Jahres-Abo-Ticket.
Währen des Geltungszeitraums des 9-Euro-Tickets sind Abo-Tickets dem vergünstigten Fahrschein gleichgestellt. Sie können also im öffentlichen Personennahverkehr in ganz Deutschland ohne zusätzliche Kosten genutzt werden. Abonnentinnen und Abonnenten müssen von Juni bis August ebenfalls nur neun Euro zahlen.
Bei Ausflug in Lohr gestrandet
Am Samstag vor einer Woche hat sie das Ticket für einen Ausflug nach Aschaffenburg genutzt und strandete wie etwa 850 andere Bahnreisende auch in Lohr. Juszczak war entsetzt, wie sich die Menschen verhalten hätten: Sie drängten sich auf den Bahnsteigen und überquerten die Gleise, anstatt die Unterführung zu nutzen. Dabei entstanden Fotos, die sie der Redaktion zur Verfügung stellte.
Auf die Vorteile des 9-Euro-Tickets würde Juszczak sofort verzichten – sofern wieder Normalität an den Bahngleisen und in den Zügen einkehren würden. Seit Einführung des 9-Euro-Tickets Anfang Juni sei nichts mehr wie es war, kritisiert sie: überfüllte und verspätete Züge, gefährliche Situationen auf den Gleisen in den Bahnhöfen und vernachlässigtes Maskentragen durch viele Gelegenheits-Reisende. Juszczak sagt, dass viele andere Pendlerinnen und Pendler, mit denen sie an den Bahnhöfen oder im Büro ins Gespräch kommt, ihrer Meinung sind.

Auf die Kritikpunkte hin angesprochen, heißt es von einer Sprecherin der Deutschen Bahn (DB), dass man sich intensiv auf den Aktionszeitraum des 9-Euro-Tickets vorbereitet habe. "Mit den Maßnahmen, die wir in enger Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Aufgabenträger der Länder getroffen haben, stehen im Nahverkehr deutlich mehr Züge, Sitzplätze, Busse und Service-Kräfte zur Verfügung als in einem normalen Sommer."
Züge sind überfüllt und verspätet
"Mein Zug um kurz nach sieben Uhr aus Richtung Aschaffenburg hat immer etwas Verspätung", so Juszczak. Wenn sie am Bahnhof Retzbach-Zellingen in den Regionalexpress (RE) einsteigt, ist der Zug meistens voll. Nur ganz selten ergattert sie einen Sitzplatz. Das findet sie nicht schlimm, schließlich ist der nächste Halt in knapp einer Viertelstunde schon der Würzburger Hauptbahnhof. Von dort läuft sie fünf Minuten zum Büro.
Von Seiten der DB heißt es, dass seit dem 1. Juni auf den Strecken in Deutschland täglich 60.000 Sitzplätze mehr in den Regional- und S-Bahn-Zügen angeboten werden als zuvor. "Da währen der Sommermonate insbesondere mehr Freizeit- und Ausflugsfahrten unternommen werden, verstärkt die DB vor allem entlang touristischer Strecken das Personal in Zügen und Bahnhöfen", so die Sprecherin.
Pendlerin Stefanie Juszczak sagt, dass "ihr" RE jetzt um einige Wagons länger ist als früher. Dennoch habe sich die Lage verschlimmert: Der Zug komme meistens noch später und er sei so gut wie immer vollgestopft. Manchmal stehen die Reisenden im Inneren des Zugs schon eng beieinander bis zur Tür, so dass man nicht mehr einsteigen könne.

Dann bleibt nur, auf den nächsten Zug zu hoffen, oder wieder ins Auto einzusteigen und nach Würzburg weiterzufahren. Günstige Parkplätze in Innenstadtnähe gibt es dort aber kaum noch.
Die Deutsche Bahn widerspricht. Es komme nur vereinzelt vor, dass Züge so voll sind, dass sie geräumt werden müssen oder die Fahrradmitnahme nur eingeschränkt möglich ist. Dies betreffe nur 0,1 Prozent aller Zugfahrten.
Gefährliche Überquerung der Bahngleise
Hat es Juszczak in den Zug geschafft, beobachtet sie des Öfteren, dass es Gelegenheits-Touristen eilig haben. Sie würden – vor allem in verspäteten Zügen – schon vor Einfahrt in den Bahnhof spekulieren, ob sie ihren Anschlusszug noch erreichen. "Und dann fängt einer an und sagt, dass es über die Gleise schneller geht." Warnungen von Mitreisenden werden überhört; ebenso Appelle, die Unterführung zu nutzen.
"Auch Eltern mit Kindern und schweren Koffern steigen ins Gleisbett, um sich den Umweg durch die Unterführung zu ersparen", erzählt Juszczak. Sie empfindet das als unverantwortlich und gefährlich. "Ich wünsche mir, dass in den Bahnhöfen mehr Sicherheitspersonal eingesetzt wird. Und zwar, bevor etwas passiert."
Hierzu erklärt die DB-Sprecherin: "Es dauert bis zu 1000 Meter, bis ein Zug nach einer Vollbremsung steht." Immer mehr moderne Züge führen sehr leise und seien erst spät zu hören. "Wir bitten Reisende eindringlich darum, ausschließlich die vorgesehenen Zugänge zu den Gleisen zu benutzen", appelliert sie.
FFP2-Maskenpflicht wird nicht beachtet
Ein weiteres Problem aus Juszczaks Sicht: "Viele Menschen halten sich nicht an die Maskenpflicht in den Zügen." Zwar gebe es Durchsagen, welche Regelungen gelten. "Aber wenn einer angefangen hat, die Maske abzunehmen, machen es meistens viele nach." Auch das Zugpersonal, das beim Kontrollieren der Fahrscheine früher auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte, sei sei dem 1. Juni nicht mehr zu sehen, beobachtet Juszczak.

"Das Einsteigen ist teilweise ein Kampf, die Menschen drängeln und fahren die Ellbogen aus", beschreibt Juszczak die Lage am Gleis in Würzburg bei der Heimfahrt am späten Nachmittag. Die DB hat nach eigenen Angaben Service- und Sicherheitskräfte aufgerüstet. Mehr als 700 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden den Ein- und Ausstieg koordinieren, Reisende mit Gepäck oder Fahrrädern unterstützen und für Auskünfte zur Verfügung stehen. "Das sind viermal so viele wie in einem normalen Sommer", erklärt die Sprecherin.
Züge wurden zum Teil gestrichen
Zusätzliche Fahrten scheint es auf der Strecke Würzburg-Aschaffenburg nicht zu geben. Im Gegenteil: Einige Verbindungen wurden geetrichen. Grund für mehrere Zugausfälle sind Bauarbeiten an der ICE-Strecke zwischen Würzburg und Fulda. Die Schnellzüge müssen auf die sowieso schon stark ausgelastete Strecke zwischen Würzburg und Aschaffenburg umgeleitet werden.
Ach wenn das 9-Euro-Ticket als Bonus für Pendlerinnen und Pendlern gedacht ist, ärgert sich Juszczak nur darüber. Ein echter Bonus wäre für sie ein Abo-Upgrade, wie es im September vergangenes Jahres gab. Zwei Wochen lang konnte sie ihr Abo-Ticket für Fahrten bundesweit kostenlos nutzen. Und nutze das Angebot für einen entspannten Ausflug nach Stuttgart.
Ich nutze mein gleich gestelltes Ticket ausschließlich für den Job und tu mir die überfüllten Züge ..Bahnhöfe usw.am Wochenende nicht an!
Zweifelsfrei war die 9 € Aktion eine totale Fehlplanung aber nun ist es so und die 2 Monate gehen auch noch rum..festgestellt habe ich aber auch daß kaum noch Zub's dabei sind und wen dann junge Leute ..bei den "alten" ist wahrscheinlich die "9 Euroticketkrankheit "ausgebrochen..
Am Samstag vor einer Woche hat sie das Ticket für einen Ausflug nach Aschaffenburg genutzt und strandete wie etwa 850 andere Bahnreisende auch in Lohr.
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Vielleicht sollte man im Artikel auch erwähnen das dass andere Gründe hatte an diesem Tag.