
Die Botschaft im Karlstadter Digitalisierungsausschuss am vergangenen Dienstag war eindeutig: Die Stadt ist und wird auch in Zukunft bemüht sein, sich digital breiter aufzustellen und zu vernetzen. Das ging aus dem 90-minütigen Vortrag von Jan Binner, Teamleiter für Informations- und Kommunikationstechnik und Digitalisierung, hervor. Die Kernpunkte im Überblick.
Ein für alle Bürgerinnen und Bürger des Stadtgebiets interessantes Thema wird weiterhin der Breitbandausbau bleiben. Binner betonte nochmal, dass dieser in einigen Bereichen wie Heßlar oder Teilen der Kernstadt bereits vollständig erfolgt ist. In Wiesenfeld, Erlenbach, Rettersbach, Rohrbach, Stadelhofen, Teilen von Karlburg sowie weiteren einzelnen Objekten in den Außenbereichen soll der Ausbau kommende Woche mit einem offiziellen Termin eingeläutet werden. Insgesamt können über 600 Adressen über die Bayerische Gigabitrichtlinie gefördert werden. Der Ausbau soll bis Ende 2025 vonstattengehen.
Ausbaubeginn in historischer Altstadt noch offen
Zusätzlich sollen Adressen in Stetten, Teilbereiche von Wiesenfeld, Teilbereiche von Karlstadt beim Hammersteig und Objekte in Gambach über ein Förderungsprogramm des Bundes ausgebaut werden. "Bei der Gigabit-Richtlinie 2.0 sind wir noch bis August im Markterkundungsverfahren", so Binner.
Der Eigenausbau rund um die Altstadt und in der Siedlung ist abgeschlossen. Anders sieht es in der historischen Altstadt aus, wo die Deutsche Telekom ausbauen wird. Binner berichtet, hier noch auf der Suche nach einer Tiefbaufirma zu sein und hofft auf einen Baubeginn im Laufe des kommenden Jahres.
Viele Neuerungen und angepasste Arbeitsabläufe soll es in der Stadtverwaltung geben. Abgesehen vom Relaunch der Website, dem Umbau der Stadtverwaltung im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss und der Digitalisierung des Fundbüros sowie der Anmeldung für die Mittagsbetreuung, dient die TERAmobil App inzwischen der Arbeitszeiterfassung im städtischen Bauhof. In Zukunft soll sie auch im Wasserwerk, der Kläranlage, dem Freibad und im Forst eingesetzt werden.
Pass- und Ausweisbilder nur noch digital
Die aktuelle IT-Infrastruktur soll moderner, flexibler und vor allem benutzerfreundlicher werden. Der Sitzungssaal im Rathaus wird teilweise umgebaut und mit zusätzlicher Medientechnik ausgestattet. Die Sicherheit im Passwesen wird erhöht, indem ab dem 1. Mai 2025 ausschließlich digital präsentierte Lichtbilder für hoheitliche Dokumente wie den Reisepass oder Personalausweis akzeptiert werden.
Bürgermeister Michael Hombach (CSU) erklärt auf Nachfrage seines Fraktionskollegen Florian Burkard, dass die Lichtbilder weiterhin in der Behörde oder beim Fotografen gemacht werden können. "Wir wollen hier die Fotostudios nicht außen vor lassen und ihnen nicht die Einnahmen wegnehmen", macht er deutlich. Die Bilder werden nach dem Besuch beim Fotografen aber direkt an die Behörde übermittelt und nicht physisch ausgegeben.
Karlstadt im Frageforum für Kommunen
Mit einem Anteil von 1000 Euro und einem jährlichen Beitrag von 400 Euro ist Karlstadt im Mai als erste Kommune im Landkreis Main-Spessart der BayKit beigetreten. Binner: "Diese kommunale IT-Einkaufsgenossenschaft übernimmt komplexe und teure Ausschreibungsverfahren und Vergabeverfahren der Kommunen eigenverantwortlich. IT-Bedarfe können damit direkt über einen Webshop bestellt werden." Für die Verwaltung ist das eine große Entlastung, die auch vor einigen Jahren, als es viele Fördermaßnahmen für Notebooks und Tablets gab, die Ausschreibung erleichtert hätte.
Außerdem nutzt die Verwaltung seit kurzem das Netzwerk BayKoNet, um am interkommunalen Wissenstransfer und Informationsaustausch teilzuhaben. "Wer eine Frage hat, kann sie dort einfach reinschreiben und Feedback von Gemeinden mit ähnlichen Problemen erhalten", erklärt Binner.
Stadt-App steht noch nicht in den Startlöchern
In der Außenwirkung "still geworden" ist es laut dem Teamleiter um das Projekt "Smarte Gemeinde" – den sogenannten Digitalisierungsfahrplan für Karlstadt. Wie Binner berichtet, befinde sich die Umsetzung einer Stadt-App weiterhin in der Vorbereitung. "Wir gucken aktuell, was der Markt so hergibt und wollen nicht den erstbesten Anbieter nehmen", sagt er.
Eher ernüchternd sind die Buchungszahlen des Coworking Space im Unternehmerhaus Karlstadt. Die Präsentation im Ausschuss zeigt, dass seit Juni 2023 in Summe nur 30 Buchungen für den Meetingraum und einzelne Schreibtische vorgenommen wurden. Laut Binner wurde das Angebot ausreichend beworben. Sebastian Kunz (Freie Wähler) sieht im ländlichen Raum nicht die Notwendigkeit, zum Arbeiten irgendwohin auszuweichen. "Da setze ich mich – übertrieben gesagt – lieber mit meinem Laptop in die Speisekammer, wenn ich meine Ruhe haben will", sagt Kunz. Hombach erinnert daran, dass der Antrag dafür aus dem Gremium heraus kam und zeigt sich offen für Vorschläge, um die Nutzungsfrequenz zu verbessern.
Um den vielen anstehenden Aufgaben gerecht zu werden, soll das Karlstadter Team für Informations- und Kommunikationstechnik im kommenden Jahr Zuwachs bekommen. Eine Stelle für einen Kaufmann oder eine Kauffrau im Digitalisierungsmanagement wird ausgeschrieben.