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Rechtenbach
Hubert Aiwanger antwortet auf offenen Brief von Landräten und OB: 4 Thesen gegen eine Biosphärenregion Spessart
Befürworter der Biosphärenregion hatten Aiwanger vorgeworfen, sich in einen Prozess einzumischen, der ihn nichts angeht. Dem widerspricht der Wirtschaftsminister nun.
Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger hatte mit seinen Worten gegen eine Biosphärenregion im Spessart für ordentlich Wirbel gesorgt.
Foto: Anand Anders | Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger hatte mit seinen Worten gegen eine Biosphärenregion im Spessart für ordentlich Wirbel gesorgt.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 17.07.2024 02:42 Uhr

Der Streit um die Äußerungen des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger gegen eine Biosphärenregion Spessart geht in eine neue Runde. Nachdem der stellvertretende Ministerpräsident bei einer Veranstaltung des Vereins "Wir im Spessart" in Rechtenbach das Vorhaben der Landkreise Main-Spessart, Aschaffenburg, Miltenberg und der Stadt Aschaffenburg öffentlich als "Schnapsidee" bezeichnet hatte, hatten Landrätin, Landräte und der Aschaffenburger Oberbürgermeister das Projekt in einem offenen Brief nicht weniger emotional verteidigt.

Aiwanger antwortete darauf am Donnerstagnachmittag nun ebenfalls mit einem offenen Brief. Darin argumentiert er auf sieben Seiten, warum aus seiner Sicht "wesentliche Fakten" gegen ein Biosphärenreservat im Spessart sprechen – und auch seine Meinung zu dem Thema gefragt ist.

1. Das Thema Biosphärenreservat im Spessart geht Aiwanger durchaus etwas an.

"Als zuständiger Minister und Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) bin ich verantwortlich dafür, Fehlentwicklungen auf den BaySF-Waldflächen zu verhindern, die nach dem Plan der Befürworter den mit Abstand höchsten Flächenbeitrag zu dem Biosphärenreservat inklusive der Kernzone beisteuern sollen. [...] Sie müssen im Rahmen des von Ihnen geforderten demokratischen Prozesses auch mir als Vertreter der Hauptbetroffenen das Recht einräumen, mich an dem Meinungsbildungsprozess zu beteiligen."

2. In einem Biosphärenreservat besteht weniger Handlungsspielraum gegen Schädlinge.

"Auch der Spessart steht angesichts des Klimawandels vor großen Herausforderungen. Wir brauchen deshalb auch künftig die Möglichkeit, Mischbaumarten von Menschenhand einzubringen und den Wald zu pflegen, was mindestens auf tausenden Hektar Kernzone nicht mehr möglich wäre. Auch Ihre Einschätzung, dass man in einer künftigen Kernzone beispielsweise den Eichenprachtkäfer bekämpfen könnte, halte ich für reichlich unrealistisch, da dies ja schon in den jetzigen Naturwaldflächen nicht mehr geschieht, um Konflikte mit Naturschützern zu vermeiden."

3. Die Spessarteiche würde in den Kernzonen eines Biosphärenreservats verschwinden.

"Die Eiche würde ohne menschliche Pflege und Unterstützung vor allem in größeren Waldkomplexen bis auf wenige Einzelexemplare verschwinden, weil sie eine langsam wachsende, sehr lichtbedürftige Baumart ist, die von schnellwüchsigen Baumarten wie der Buche überwachsen, ausgedunkelt und zum Absterben gebracht würde. Das Waldbild der Eichen im Spessart mit 20 Prozent und mehr Eichen im Bestand, welches landschaftsprägend ist und sogar als Alleinstellungsmerkmal für ein Biosphärenreservat gesehen wird, ist das Produkt jahrhundertelanger forstlicher Arbeit."

4. Für die Wirtschaft im Spessart wäre ein Biosphärenreservat kontraproduktiv.

"Sie als Befürworter einer Biosphärenregion Spessart versprechen sich davon insbesondere auch wirtschaftliche Impulse. Der Spessart ist jedoch bereits eine anerkannte und bekannte Marke und hat ein Alleinstellungsmerkmal. Das kann weiter gestärkt und ausgebaut werden. Eine neue Marke, welche die bisherige überlagert, kann auch das bisher Erreichte gefährden. Mit Blick auf den Naturschutz halte ich den Mehrwert durch ein Biosphärenreservat in Anbetracht der bereits unter Schutz stehenden Flächen für nicht gegeben, aus Sicht des Waldschutzes und insbesondere der Eichenwirtschaft klar kontraproduktiv."

 
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  • Peter Bartosch
    Es würde mich wirklich interessieren wer von den Kommentaren wirklich im Spessart wohnt. Weil nur wir, die wirklich betroffen sind, einzig und alleine darüber entscheiden ob oder nicht Bioreservat. Ich mische mich auch nicht in Angelegenheiten die die Stadt Würzburg oder LK Würzburg hat ein, wie z.B. ob Parkgebühren auf der Talavera verlangt werden, oder ob hier oder da ein zusätzlicher Radweg entsteht.
    Und ja Herr Gesell, dann bin ich wie alle Gemeinderäte halt lieber ein Ewig Gestriger.
    Das geht nur uns was an wie es weiter geht mit dem Spessart. Ich verbiete mir und uns eine Einmischung von nicht Spessart Bewohnern.
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  • Frank Stößel
    Das ist leider lächerlich
    Der Spessart gehört eben nicht nur den SpessarterInnen. Eigentlich gehört er nur sich selbst und wir dürfen in ihn hineingehen und ihn nach bestem Wissen und Gewissen nutzen, als Sauerstoffgeber, CO2-Atmer, als Wasserhalter, - Reiniger und - Spender, Augenweide, Ruhe- und Erholungsort und auch als Holzspender u.v.m. Der Wald an sich gehört so wenig einem oder mehreren bestimmten Menschen, wie einer Mutter und einem Vater sein Kind g e h ö r t. Das dürfte Standard sein in einer stabilen Demokratie mit Regeln des sozialen Rechtsstaates. Sie und Herr Gsell dürfen und sollen innerhalb dieses Rahmens Ihre Meinung sagen und andere Meinungen mindestens in Ruhe anhören.
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  • Peter Bartosch
    Hat bisher Sie jemand daran gehindert in den Spessart zu gehen? Ist nicht all die Jahre dafür gesorgt worden das er all die Vorzüge hat die Sie vom Spessart erwarten? Und niemand im Spessart hat vor dies alles abzuholzen. Es gibt keinerlei Grundlage warum der Spessart ohne Biosphärenreservat in Not wäre. Nur es wird von einigen die selber überhaupt nichts mit dem Spessart zu tun haben eine Polemik verbreitet, als ob es ohne ein Biosphärenreservat der Tod des Spessarts wäre. Und genau deshalb sage ich, wer nicht vor Ort wohnt hat hier gar nicht mit zu bestimmen.
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  • Dietmar Eberth
    "wer nicht vor Ort wohnt hat hier gar nicht mit zu bestimmen."

    Gilt das auch für Aiwanger?

    Bevor das polter von Aiwanger losging, Online-Befragung bringt Zustimmungsquote von 71,4 Prozent
    https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/biosphaerenreservat-spessart-online-befragung-bringt-zustimmungsquote-von-714-prozent-art-11164431
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  • Georg Metzger
    Erst poltert Aiwanger herum, benimmt sich wie die Axt im Walde, spricht von der "Schnapsidee" Biosphärenreservat, spricht von den Befürwortern als "Mörder" der Eichenwälder, u.s.w.
    Dann will er mit seinem mehrseitigen Brief sein aufheizendes Gepoltere vergessen machen. Er macht's wie die AfD.
    Dort wäre er besser aufgehoben als in der Bayerischen Staatsregierung.
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  • Johannes Metzger
    Kann das Politkasperl Aiwanger eigentlich mehr als nur rumstänkern und Krawall machen?
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  • Frank Stößel
    Das Ziel nachhaltiger Klimawald SPESSART fordert alle Waldbesitzer - ob privat, kommunal oder stastlich - im zur Zusammenarbeit auf allen Ebenen auf. Diese Arbeit muss mit oder ohne Biosphärenreservat angegangen werden. Dabei kann am besten der von Eberhard Sinner vorgeschlagene SPESSART-KONGRESS helfen, einen von allen tragbaren Kompromiss zu finden. Hubert Aiwanger auszuschließen, wäre kaum rechtens, auf jeden Fall undemokratisch. Ohne oder gar gegen die Bayerischen Staatsforsten wird es in der Frage "Was unterstützt den Spessartwald am besten?" kaum gehen. Die BaySF und die AELFs bieten in Kooperation mit der Waldwissenschaft der entsprechenden Hochschulen und den privaten Waldbesitzern Kompetenzen im Waldmanagement, auf die niemand verzichten kann. Diesbezüglich sitzen wir auch mit Aiwanger alle im selben Boot. Was zählt, sind wissenschaftlich belegbare Argumente, die in der Praxis zu verifizieren sind und nicht so sehr in Wortgefechten. Da muss Hubsi sich auch am Riemen reißen.
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  • Lydia Hock
    Da bin ich jetzt mal gespannt auf die nächste Runde in der Schlacht:
    Landräte und OB gegen Aiwanger.
    Ich finde die Antwort sehr sachlich, verständlich dargestellt und einleuchtend.
    Künftig muss sich Landrat Legler mit Aussagen, wie: Der Wald gehört UNS Allen, usw. Etwas zurückhalten, denn Minister Aiwanger hat ganz klar und deutlich gemacht: Die BaySF geben keine Fläche zur Kernzone dazu.
    Dann bitte jetzt mal die Rechnung offen legen, woher die 5.000 Hektar kommen sollen !
    Oder das Thema endlich begraben !
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  • Dietmar Eberth
    "Die BaySF geben keine Fläche zur Kernzone dazu"

    Aiwanger ist nur einer von 10 im Aufsichtsrat. Entscheiden tut der Vorstand.
    https://www.baysf.de/de/ueber-uns/organe.html
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  • Jürgen Huller
    "...Ich finde die Antwort sehr sachlich, verständlich dargestellt und einleuchtend...."

    ... Nachdem Herr Aiwanger vorher aber mal ordentlich in bester AFD Manier auf die Kacke gehauen hat und die bisher Beteiligten wie dumme Schulkinder abgewatscht hat.

    Das finden Sie also gut?

    Warum hat Hr Aiwanger denn nicht gleich so argumentiert? Weil er es gar nicht will. Er ist eben unser Wirtshausminister, der einfach nur ein bisschen rumpöbeln will, umj im Gespräch zu bleiben.

    Er lenkt gerne davon ab, dass er in seinem eigentlichen Job nichts vor zu weisen hat.
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  • Lydia Hock
    Waren sie persönlich auf der Veranstaltung ?
    ICH schon
    Und Aiwanger hat das dort auch schon so erklärt
    Die Frage ist doch: WAS will die Presse hören, und WAS macht Klickzahlen und Auflage.
    Wären die Landräte anwesend gewesen, hätten Sie das auch schon so wahrgenommen, aber es war ja KEINER da;-(
    Der einzige MdL, den ich gesehen habe, war Thorsten Schwab.
    Auch die FW aus MSP, die sich so echauffieren und eine Unterlassungserklärng fordern,. waren leider NICHT anwesend;-(
    Diese Blamage hätten sie sich ersparen können
    Man kann doch Nicht vom Hören Sagen Erklärungen anfordern, man muss das doch erst verifizieren ?
    Warum fragt eigentlich Keiner beim Veranstalter nach, nach meinen Informationen gibt es einen Mitschnitt ?!
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Dass man nicht vom Hören Sagen Erklärungen anfordern kann, und das doch erst verifizieren muss, sollte sich vor allem Hubert Aiwanger zu Herzen nehmen.
    Aber er hört ja nur auf die Holzrechtler, weil man mit denen richtig Krawall machen kann, notfalls auch mit Motorsägen. Alle anderen sind für ihn Luft, bestenfalls Feindbilder.
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  • Peter Koch
    Wie gut die Marke Spessart funktioniert kann man an der Bevölkerungsentwicklung sehen. Dass ein Biosphärenreservat alleine nichts bringt sieht man leider an der Rhön.
    https://www.statistik.bayern.de/mam/statistik/gebiet_bevoelkerung/demographischer_wandel/demographische_profile/09677.pdf
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wenn man den Spessart nur als Marke sieht und sich nur fragt, wieviel er bringt, kann man natürlich auf solche Gedanken kommen.
    Aber es gibt auch noch andere Werte, für die der Spessart steht.
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  • Willi Rößner
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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