zurück
Marktheidenfeld
Hitzige Debatte um Radkonzept für Marktheidenfeld: Wo sind Fahrradstraßen sinnvoll?
Ein Arbeitskreis hat Maßnahmen vorgeschlagen, wie Schulwege sicherer und Marktheidenfeld für Radler eine Stadt der kurzen Wege werden könnte. Nicht alle Vorschläge kamen im Ausschuss des Stadtrats gut an.
Könnte eine Fahrradstraße den Schulweg sicherer machen für Kinder, die zu den Schulen in der Oberländerstraße müssen? 
Foto: Carolin Schulte | Könnte eine Fahrradstraße den Schulweg sicherer machen für Kinder, die zu den Schulen in der Oberländerstraße müssen? 
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:10 Uhr

Marktheidenfeld arbeitet an einem Radverkehrskonzept – und muss auf dem Weg zum Ziel noch einige Schlaglöcher umkurven. Dabei ging der Prozess mit Schwung los: Ein spezialisiertes Büro aus München hatte ein Radverkehrskonzept für die Stadt erstellt und die Ergebnisse im April im Stadtrat präsentiert. Damals gab es jedoch keinen Beschluss: Ratsmitglieder hatten Sorge, dass die Stadt dann alle Maßnahmen aus dem Konzept definitiv umsetzten muss – auch die aufwendigeren, teureren Vorschläge. Der Ausschuss wolle daher gemeinsam mit dem Beirat für Stadtentwicklung eine "Prioritätenliste" erarbeiten.

Die Liste wurde nun vom Ordnungsamt geprüft und in einen Vorschlag gegossen, über den der Ausschuss für Stadtentwicklung gemeinsam mit dem Beirat für Stadtentwicklung am Dienstag diskutierte. Zum Eklat wäre es beinah schon zu Beginn der Sitzung gekommen, als Martin Harth (SPD) und Ludwig Keller (ProMAR) beklagten, dass das Thema Fahrradstraßen erst kurzfristig auf den Vorschlag aufgesattelt wurde und daher nicht im Vorfeld in den Fraktionen besprochen werden konnte. Mit einem Antrag, das Thema aus dem Vorschlag zu nehmen, scheiterten sie jedoch deutlich. 

Fahrradstraße in der Friedensstraße sinnvoll?

So diskutierten die beiden Gremien also doch leidenschaftlich darüber, ob es sinnvoll wäre, die Friedensstraße als Fahrradstraße mit Freigabe für Autos auszuzeichnen. Radler hätten Vorrang vor Autos und dürften zum Beispiel auch nebeneinander fahren und die Straße würde damit automatisch zur 30er-Zone. Radler dürfen nach der Straßenverkehrsordnung innerorts nur mit einem Abstand von mindestens 1,50 Meter überholt werden – in der schmalen Friedensstraße ist das kaum möglich.

Keller und Harth sprachen sich dagegen aus. Keller betonte, viele Schüler der FOSBOS in der Friedensstraße seien auf das Auto angewiesen. Es sei daher eine Existenzfrage der Schule, dass das Umfeld der Schule nicht zuungunsten der autofahrenden Schüler verändert werde. Harth befand, die Friedensstraße sei wegen des Busverkehrs, des alten Festplatzes, der FOSBOS, der Zufahrt zum Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft, der Tafel und des Sozialkaufhauses viel zu stark befahren. Aus demselben Grund sprach sich aber Susanne Rinno (Grüne) für eine Fahrradstraße aus: Die Gefahr für Radfahrer sei hier groß und durch eine Fahrradstraße würden diese für andere Verkehrsteilnehmer sichtbarer.

Wolfgang Barthel stellte klar, warum der Arbeitskreis diese Fahrradstraße vorgeschlagen habe, nämlich um den Schulweg in die Oberländerstraße sicherer zu gestalten. "Wir haben von Eltern gehört, dass sie ihre Kinder nicht mit dem Rad zur Schule fahren lassen, weil es ihnen zu gefährlich ist." Dass zumindest bis zur Kreuzung mit der Oberländerstraße eine Fahrradstraße sinnvoll wäre – auf diesen kleinsten Nenner konnten sich am Ende der Diskussion viele Ratsmitglieder einigen. 

Radler sollen am Marktplatz weiter absteigen

Schnell einig waren sich die Stadträte, dass Radfahrer auf dem Marktplatz weiter absteigen müssen sollten. Im Konzept war angeregt worden, den Platz für Radler grundsätzlich freizugeben. Auch ein Vorschlag zur Rad-Anbindung nach Altfeld über Glasofen und den Köhlerplatz fand schnell Zustimmung. 

Strittig war die Frage, ob gewisse Einbahnstraßen für Fahrräder in beide Richtungen freigegeben werden sollten. Etwa bei der Straße "Am Rathaus" hatten hier viele Ausschussmitglieder Sicherheitsbedenken. Alle Vorschläge werden jedoch, bevor sie zur endgültigen Abstimmung in den Stadtrat kommen, noch vom Ordnungsamt und der Polizei geprüft. 

Eine große Änderung für Autofahrer könnte es auf der Petzoldstraße/Karbacher Straße und in der Baumhofstraße geben: Weil diese als Schulwege oder Zufahrten zu Kitas dienen, könnte hier eine Tempo-30-Zone eingerichtet werden.

Der Ausschuss beschloss am Ende einstimmig, das Maßnahmenpaket dem Stadtrat zu Entscheidung vorzulegen.

In einer früheren Version dieses Artikels war Ludwig Keller unpräzise zitiert zu den Auswirkungen, die eine Fahrradstraße auf die FOSBOS haben könnte. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Marktheidenfeld
Carolin Schulte
Altfeld
Autofahrer
Ludwig Keller
Polizei
SPD
Schülerinnen und Schüler
Stadt Marktheidenfeld
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. R.
    Warum brauchen wir ein Konzept ? Ich beobachte, dass Radfahrer ihre eigenen Regeln benutzen und fahren wie es ihnen einfällt.
    Sonst wäre Rad auch nicht attraktiv.
    Bitte einfach am Sonntag in die Fußgängerzone stellen und beobachten wer sein Rad schiebt. Wer kümmert sich um den Schutz von uns Fußgängern und Wanderern?

    Mit den Rad wir es wie mit dem E-Scooter. Hoch bejubelt und jetzt ist es nur noch eine Plage.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. R.
    Warum brauchen wir ein Radkonzept? Wenn ich Radfahrer beobachte, dann stelle ich fest, dass sich kaum einer an Verkehrsregeln hält. Radfahrer neigen dazu ihre eigenen Reg
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Es ist also nicht zumutbar dass in der Friedenstraße, Autos 200 Meter hinter Fahrrädern her fahren müssten, aber es ist Radfahrern zumutbar nach Altfeld den doppelten Weg über Glasofen zu fahren?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Fahrräder dürfen IMMER nur mit mind. 1,5m Abstand überholt werden (bei Kindertransport sogar 2m)! Das ist KEIN Kennzeichen einer Fahrradstraße. Es wäre gut, wenn die Mainpost nicht solche gefährlichen Unwahrheiten verbreitet, denn schon heute halten sich leider viel zu wenige Autofahrer an diesen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand. Nochmal: Wenn keine 1,5m verbleiben, darf ich als Autofahrer NICHT überholen sondern muss hinterherfahren, auch wenns schwerfällt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. S.
    Hallo vcd-Mitglied,

    Danke für den Hinweis, wir werden die Stelle im Text überarbeiten und präziser formulieren.

    Herzliche Grüße aus der Redaktion Main-Spessart,

    Carolin Schulte
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U. S.
    @vcd-mitglied

    Vor allem wäre es gut, wenn sich Radfahrer endlich daran erinnern würden, dass die StVO auch für sie gilt. Es wäre gut, wenn an den Rädern Nummernschilder wären, gut lesbare natürlich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. C.
    Wenn Sie schon kritisieren, dann sollten Sie sich selbst erstmal kundig über die Rechtlage machen. Zur Not vielleicht an Ihren VCD wenden?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten