Das Radverkehrskonzept für die Stadt Marktheidenfeld ist fertig. Anna Nägele vom Planungsbüro Stadt-Land-Verkehr stellte es in der gemeinsamen Sitzung des Entwicklungsausschusses der Stadt und dem Beirat zur Stadtentwicklung vor. Es gibt Handlungsanweisungen, was man tun kann, um die Radwege in Marktheidenfeld besser und sicherer zu machen. Beschlossen wurde das Konzept nicht. Denn es war nicht klar, ob mit einer Zustimmung auch die Verpflichtung verbunden ist, alle darin enthaltenen Maßnahmen "eins zu eins" umzusetzen. Das wäre einigen Stadträten zu weit gegangen.
Zunächst erklärte Nägele, wie sie vorgegangen ist. Sie habe die Radwege der Stadt auf ihre Tauglichkeit untersucht und die daraus resultierenden Verbesserungsvorschläge nach Aufwand und Dringlichkeit eingeteilt. Eine fehlende Beschilderung lasse sich beispielsweise ohne großen Aufwand schnell vom Bauhof erledigen, ein wünschenswerter Austausch eines Fahrbahnbelags sei dagegen eine größere Maßnahme, für die Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Maßnahmen, die die Sicherheit für Radfahrer verbessern, hätten die größte Priorität.
Fahrräder haben Vorrang
Das Ergebnis ist ein über 200 Seiten starkes Konzept, das auch Handlungsanweisungen gibt. Nägele stellte dazu einige Beispiele vor, die stellvertretend für andere stehen. Die Friedensstraße zwischen Petzoltstraße und Würzburger Straße könnte zur Fahrradstraße werden. Das wäre ohne großen Aufwand möglich, schon jetzt gilt dort Tempo 30. In einer Fahrradstraße dürfen Autos auch fahren, der Radverkehr hätte aber Vorrang gegenüber den Autos. "Dies bietet sich an, da die Friedensstraße von vielen Schülern für den Schulweg genutzt wird", sagte sie.
Weiter schlug Nägele vor, die Pflicht für Radler aufzuheben, den Radweg in der Ulrich-Willer-Straße zu nutzen. Dies sei auch ohne großen Aufwand umzusetzen. Künftig sollten Radfahrer entscheiden können, ob sie auf dem Radweg fahren, denn im Begegnungsverkehr kann es auf dem schmalen Weg zu gefährlichen Situationen kommen. Die Straße sei mit Tempo 30 ausgewiesen, so dass sie keine Konflikte mit Autofahrern sehe.
Deutlich aufwändiger ist dagegen die Verbesserung des Oberflächenbelags in der Heubrunnenstraße, der für Radfahrer "wenig komfortabel ist". Da es sich um eine Hauptverbindungsstraße für den Radverkehr handele, hätte diese Maßnahme eine hohe Priorität. Zudem schlägt Nägele vor, den Weg zu verbreitern.
Wichtig ist der Stadt eine gute Anbindung des Radfahrnetzes zu den Stadtteilen. Im Blick ist vor allem der Stadtteil Altfeld, zu dem es nach Marktheidenfeld keine direkte Verbindung gibt. "Diese scheitert aber aus unterschiedlichen Gründen", sagte Nägele und eine Lösung konnte sie auch nicht liefern. Sie sprach sich für die Verbesserung der Radwege über Glasofen aus.
Ludwig Keller: Konzept nur Arbeitsvorlage
Der Beschlussvorschlag der Verwaltung sah die Zustimmung des Ausschusses zu dem Konzept vor. Die Entscheidung liegt dann beim Stadtrat. Doch einige Ausschussmitglieder hatten Bedenken und fragten, ob mit der Zustimmung die Umsetzung des gesamten Maßnahmenkatalogs verbunden sei. Dann könnten sie nicht zustimmen, meinten unter anderem die Stadträte Helmut Adam (CSU), Martin Harth (SPD) und Ludwig Keller (proMAR). Letzterer bezeichnete die Vorschläge vom Umfang als ein "Monster". Er sieht das ausgearbeitete Konzept nur als Arbeitsvorlage.
Das Urteil von Susanne Rinno und Xena Hospes (beide Grüne) zum Radwegekonzept war dagegen deutlich positiver. Es seien "wunderbare Vorschläge" (Rinno). Es sei eine Leitlinie, auf die "wir uns beziehen können". Hospes meinte, die Referentin hätte ihren Auftrag erfüllt, den der Stadtrat vor einem Jahr gegeben hat.
Es drohte ein Stillstand und Bürgermeister Thomas Stamm drängte auf eine Handlungsgrundlage für die Verwaltung. Der Ausschuss einigte sich darauf, dass auf der Grundlage des Radwegekonzepts der Stadtentwicklungsausschuss zusammen mit dem Beirat in einer nächsten Sitzung eine Prioritätenliste erarbeitet, die dann zur Abstimmung gestellt wird.