Rund 200 Geflüchtete sollen Mitte Dezember in der Erwin-Ammann-Turnhalle in Karlstadt unterkommen. Neben einem Dach über dem Kopf und der Versorgung mit Nahrungsmitteln, für die das Landratsamt sorgen muss, sind dann vor allem wieder ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gefragt. Sie zeigen den Neuankömmlingen die Stadt, helfen bei Behördengängen und beim Deutschlernen.
In Karlstadt kümmert sich seit 2015 der Helferkreis um Geflüchtete. Geleitet wird die Organisation von Sakine Azodanlou, die auch Integrationsbeauftragte der Stadt Karlstadt ist, und Günther Rösch. Sich auf die neuen Geflüchteten vorzubereiten, ist für den Helferkreis schwierig. "Wir wissen ja noch nicht genau, wer und wie viele Menschen kommen werden", sagt Azodanlou. Sie gehe jedoch davon aus, dass sie in diesem Jahr auch über Weihnachten arbeiten werde, vor allem als Dolmetscherin. Denn die Geflüchteten sollen um den 19. Dezember in Karlstadt ankommen.
Geflüchtete haben unterschiedliche Bedürfnisse
"Der Helferkreis wird dann aktiv, wenn die Menschen da sind und klar ist, was sie brauchen", sagt Azodanlou. Sie seien inzwischen relativ erfahren, aber dennoch hätten die Ankömmlinge immer wieder unterschiedliche Bedürfnisse. Noch vor etwa zwei Wochen hieß es aus dem Landratsamt, dass vermutlich vorrangig Menschen aus den Erdbebengebieten in der Türkei kommen würden, deren Häuser zerstört wurden. Doch inzwischen gibt es Informationen der Behörde, dass Geflüchtete aus verschiedenen Ländern nach Main-Spessart kommen werden.
Menschen aus der Türkei käme in Karlstadt zugute, dass es dort eine große türkische Community gibt. "Hier leben ja rund 1000 türkische Bürger", so Azodanlou. Ob unter den Geflüchteten viele Kurden seien, spielt in ihren Augen keine Rolle. Sie glaubt nicht, dass der politische Konflikt sich auf die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort auswirke. "Die Leute kommen ja als Erdbebenopfer zu uns", sagt sie. Da stehe das Menschsein im Vordergrund und nicht die politische Haltung. Vorbehalte Einzelner gebe es aber natürlich immer.
Sprache soll noch stärker in den Vordergrund rücken
Eine Gruppe aus 10 bis 15 Leuten ist im Karlstadter Helferkreis dauerhaft aktiv. Weitere Engagierte werden aber immer gesucht, sagt Azodanlou. "Wir wollen in Zukunft das Thema Sprache noch stärker in den Vordergrund stellen", sagt sie. Deshalb sei der Helferkreis gerade vor allem auf der Suche nach Einheimischen, die beim Deutschlernen helfen können.
Insgesamt habe die Integration in Karlstadt bisher gut geklappt, finden Rösch und Azodanlou. Es komme natürlich auch immer auf die Haltung der Menschen an. "Wer hier eine langfristige Perspektive sieht, der zeigt natürlich mehr Eigeninitiative", sagt Rösch. Das sei vor allem bei den syrischen Geflüchteten der Fall, für die eine baldige Rückkehr in ihr Heimatland aufgrund des Bürgerkriegs eher unwahrscheinlich sei.
Kontakt zu den Geflüchteten ist wichtig
Dennoch beobachtet Günther Rösch bei vielen Deutschen und auch in seinem Umfeld eine vermehrte Skepsis gegenüber Geflüchteten. Kürzlich sorgten außerdem Falschinformationen um den Andreasmarkt für Aufregung in der Stadt. Auch Azodanlou hat die Stimmung mitbekommen, die sich mit der Nachricht über neue Geflüchtete in Karlstadt breit gemacht hat. Die Unterbringung in einer Turnhalle findet auch sie nicht optimal. "Ich kann verstehen, dass man sich Gedanken macht oder sogar Ängste hat, wenn fremde Menschen kommen", sagt sie. Deshalb sei es wichtig, dass man untereinander in Kontakt komme und offen sei. Denn dann, so ihre Erfahrung, bekomme man von den Geflüchteten auch viel zurück.
Im Helferkreis ist man trotz allem optimistisch, dass die Integration auch diesmal gelingen wird. "Die Menschen, die immer helfen, die werden auch nicht müde, zu helfen. Wir lassen uns nicht beirren", sagt Azodanlou.