"Das Wichtigste sind Einstellung und Motivation", sagt Markus Petershofen, einer der Geschäftsführer der Karlstadter Münch GmbH. Fünf Flüchtlinge – vier aus Syrien, einer aus Eritrea – sind derzeit in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen für das metallverarbeitende Unternehmen tätig. "Es ist für uns ein großes Glück, dass wir sie haben."
Der Betrieb mit 70 Mitarbeitern stellt Metallkomponenten her für den Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau, für Medizintechnik und die optische Industrie und ist in den vergangenen Jahren gewachsen. "Es ist schwierig, so viele geeignete Azubis und Mitarbeiter zu finden, wie wir brauchen", sagt Petershofen. Die Arbeit mit Metall sei anspruchsvoll und nicht jedermanns Sache.
Auf Empfehlung des Helferkreises
Als der Karlstadter Helferkreis Anfang 2017 den damals 22-jährigen Ahmad Al-Salame als "sehr motiviert" empfahl, war die Firma Münch interessiert. Zunächst absolvierte der junge Mann ein zweiwöchiges Praktikum. "Das ist eine Maßnahme des Jobcenters, für die das Unternehmen nichts zahlen muss", erklärt Pershofen. "Er sprach damals noch nicht viel Deutsch. Wir wussten nicht, wie das klappen würde."
Aber Al-Salame war fleißig und wurde von den anderen Mitarbeitern akzeptiert. Die Münch GmbH schlug ihm deshalb vor, ab September eine Ausbildung zu beginnen. Bis dahin arbeitete er als Mini-Jobber und verbesserte seine Deutschkenntnisse in einem Kurs. Der Syrer begann eine Ausbildung als Konstruktionsmechaniker. "Eigentlich war Zerspanungsmechaniker sein Traumberuf", so Petershofen. "Ich sagte ihm, wenn er das erste Jahr gut hinbekommt und es in der Schule gut läuft, kann er umsatteln."
Tatsächlich kniete sich der junge Mann in die Ausbildung und ist zum zweiten Ausbildungsjahr in die mathematisch anspruchsvolle Zerspanungsmechanik gewechselt. "Die Sprache ist der Schlüssel zu Deutschland", sagt Al-Salame. "In der Berufsschule weiß ich oft die Antwort, aber ich kann sie auf Deutsch nicht sagen." Zurzeit bereitet er sich intensiv auf die Zwischenprüfung im März vor.
Der Bauch entscheidet mit
Mitte 2017 kam der zweite Syrer zu Münch. "Unser Firmensitz ist ja direkt neben dem Jobcenter", erzählt Markus Petershofen. "Von dort erhielt ich einen Anruf, in dem mir ein erfahrener Schweißer empfohlen wurde." Amer Dirbas, Mitte 40, erhielt nach dem Praktikum, in dem er seine Qualifikation bewies, noch eine vom Jobcenter finanzierte Fortbildung auf modernen Geräten und anschließend eine Festanstellung. "Er tut sich mit der Sprache schwer, aber er ist ein Schaffer, ein Macher", so Petershofen. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit und dem Arbeitgeber", sagt Amer Dirbas.
- Lesen Sie auch Familie Fares: Integration dank Job und Sprache
"Wir stellen die Leute nicht in erster Linie ein, um ihnen etwas Gutes zu tun. Wir sind schließlich ein Betrieb mit unternehmerischen Zielen", erklärt der Geschäftsführer. "Wir suchen Win-win-Situationen und haben sie gefunden." Petershofen sagt auch: "Wir hatten auch schon Leute da, denen wir nach dem Praktikum keine Anstellung angeboten haben. Da müssen wir auch nach dem Bauchgefühl entscheiden."
Im vergangenen Jahr stellte das Unternehmen mit Samer Al-Essa einen Produktionshelfer ein und beschäftigt zurzeit mit Khalid Sead Ibrahim aus Eritrea einen Montagehelfer von einer Zeitarbeitsfirma. "Das sind junge Menschen, die auch für eine Ausbildung noch infrage kommen. Sie müssen sich überlegen, was sie wollen", sagt Markus Petershofen. Als Minijobber hilft zudem Mohamed Alabou mit. "Ein intelligenter junger Mann, der sich neben dem Studium etwas dazu verdient."
Azubis gesucht
"Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte", so Petershofen. "Die wollen etwas voranbringen, sich und ihre Familien, und damit tun sie auch dem Unternehmen gut." Im Gegenzug hilft der Geschäftsführer seinen Angestellten zuweilen auch außerhalb der Arbeitszeit. "Es kommt schon mal vor, dass jemand Unterstützung dabei braucht, einen Arzttermin auszumachen. Dann helfe ich gerne."
Der Betrieb ist auch weiterhin offen für arbeitswillige Flüchtlinge. "Aber eine gewisse Selbstständigkeit und Seriosität sind Voraussetzung", so Petershofen. Dem seit 71 Jahren bestehenden Betrieb geht's gut. "Gute Mitarbeiter und motivierte Azubis können wir immer gebrauchen."