
Wasser ist eine kostbare Ressource. Das hat nicht zuletzt der extrem trockene Sommer gezeigt, der hinter uns liegt. Was müssen Städte tun, damit die Wasserversorgung gesichert ist? Wie gut ist die Stadt Marktheidenfeld für die Zukunft gerüstet? Und welchen Einfluss können Bauarbeiten wie die zur Hafenlohrer Ortsumgehung haben? In der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag gab Verena Herrmann vom Büro GMP Geotechnik (Würzburg) einen Überblick, wie es um die Wasserversorgung der Stadt steht. Wir haben die sechs wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
1. Die Brunnen Obereichholz I und II sind alt, aber leistungsfähig
Die Brunnen Obereichholz I und II liegen am nördlichen Rand des Stadtgebiets. Das Wasser stammt aus einer Fläche von rund zwölf Quadratkilometern zu beiden Seiten des Mains, die sich über Hafenlohr bis Rothenfels erstreckt. Obereichholz I wurde 1955 gebohrt und reicht 44 Meter tief. Obereichholz II wurde 1966 gebohrt und hat eine Tiefe von 70 Metern.

Auch wenn die Tiefe der beiden Brunnen sehr unterschiedlich ist, ist die Leistung ähnlich, wie Verena Herrmann erklärte: 21 Liter pro Sekunde könnten aus dem ersten Brunnen entnommen werden, 25 Liter pro Sekunde aus dem zweiten. "Das ist eine sehr, sehr gute Schüttung. Das ist für die Stadt sehr wertvoll", so die Geologin. Mittelfristig, also in den nächsten zehn bis 15 Jahren, müssten die Brunnen jedoch grundlegend saniert werden. Die alten Rohre des Bohrlochs müssten dazu ausgebaut werden und mit modernen Rohren neu ausgestattet werden.
Neben Obereichholz I und II gibt es noch den Brunnen im Stadtteil Zimmern, der mengenmäßig jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt.
2. Bei der Fördermenge zeigen sich kleinere Schwankungen
"Die Mengen sind über die Jahre ungefähr konstant geblieben", erläuterte Verena Herrmann mit Blick auf die Zeit von 2017 bis 2021. Aus dem Brunnen Zimmern wurden jährlich rund 35.000 Kubikmeter gefördert. Für Obereichholz I waren es im Mittel circa 220.000 Kubikmeter, für Obereichholz II mit rund 300.000 Kubikmetern am meisten. Insgesamt ergibt das eine Fördermenge von circa 555.000 Kubikmetern.
2021 wurden circa 15 Prozent weniger entnommen. Auf Nachfrage aus dem Gremium erläuterte Herrmann, dass das an dem vergleichsweise regenreichen Jahr gelegen habe. "Viele können sich noch an den verregneten Sommer erinnern", sagte sie. Dadurch sei spürbar weniger Wasser aus den Brunnen benötigt worden. Schwankungen von rund zehn Prozent sind laut Herrmann aber normal und lägen nicht daran, dass die Kapazitäten der Brunnen zurückgehen.
"Auch die Pegelstände sind sehr gleichmäßig", bekräftigte Herrmann die Leistungsfähigkeit. Lediglich bei Zimmern gebe es etwas größere Schwankungen. "Das Brunnensystem läuft sehr stabil", so die Wasserexpertin.
3. Die Nitratmengen halten die Grenzwerte insgesamt ein
Die Nitratgehalte der Brunnen Zimmern und Obereichholz I liegen deutlich unterhalb des Grenzwerts von 50 Milligramm pro Liter. Bei Obereichholz II wird dieser Wert laut Herrmann teilweise leicht überschritten. Man könne aber gegensteuern, indem die Wässer gemischt werden. Wichtig seien vor allem die Schutzgebiete und eine extensive Bewirtschaftung der Flächen, also weniger Eingriffe durch den Menschen und weniger Düngen.
4. Während dem Bau der Ortsumgehung Hafenlohr werden die Wasserwerte streng überwacht
"Durch die Baumaßnahme besteht ganz grundsätzlich die Gefahr, dass Qualität und Quantität des Wassers beeinflusst werden", erläuterte Herrmann mit Blick auf den bevorstehenden Bau der Ortsumgehung Hafenlohr. Die Wasserqualität könne vor allem unter den Bohrungen leiden, bei denen Schlamm aufgewirbelt werde. "Die Keime hängen im Bohrschlamm", so Herrmann. Bei der Quantität müsse unbedingt überwacht werden, dass durch den Einbau des Hochwasserschutzes die Zuflüsse nicht versperrt werden.
Dazu wurden bereits vier sogenannte Datenlogger zusätzlich angebracht, drei auf der Marktheidenfelder Mainseite, einer auf der Hafenlohrer Seite. Die Daten, die jetzt gesammelt werden, dienen als Vergleichswerte für die Bauzeit. Während des Baus werden die Daten dann laut Herrmann engmaschig überwacht, um Mängel schnell ausfindig zu machen. "Sollte ein Brunnen tatsächlich ausfallen, muss der Freistaat Bayern einen neuen bauen", so Herrmann.
5. Es bildet sich immer weniger neues Grundwasser
Die Trockenperioden nehmen zu, gleichzeitig steigen die Temperaturen und damit auch die Verdunstung. Außerdem fallen besonders seit der Jahrtausendwende in den Wintern immer weniger Niederschläge, die sich normalerweise positiv auf das Grundwasser auswirken. Grundsätzlich bildet sich deshalb immer weniger neues Grundwasser, insbesondere seit dem Jahr 2003 ist die Menge gesunken. "Diese Tendenz muss einem aus Sicht eines öffentlichen Wasserversorgers Sorgen bereiten", so die Geologin.
Selbst wenn es in einzelnen Jahren mehr geregnet hat, ist der Trend immer noch unterdurchschnittlich. An den Pegelständen der Brunnen ist diese Tendenz laut Herrmann aber noch nicht zu sehen.
6. Die Untersuchungen zum Ursprung der Heubrunnenquelle laufen noch
Die Quelle im nordöstlichen Stadtgebiet füllt die Maradiesseen, für das Trinkwasser ist sie jedoch nicht relevant. In den vergangenen Jahren war der Ursprung der Quelle oft versiegt, ein hydrogeologisches Gutachten wurde beauftragt. Damit soll unter anderem der Ursprung der Quelle ausfindig gemacht werden. Laut Herrmann hat Mitte Oktober ein Ortstermin stattgefunden und Proben wurden entnommen. Bis Jahresende soll die Untersuchung abgeschlossen sein. Herrmann sagte aber schon jetzt, dass "es nicht ganz einfach ist". Schuld daran sei vor allem die schlechte Datengrundlage.
In diesem Jahr ist die Quelle trotz der Trockenheit nicht ganz versiegt, so die Beobachtung von Ausschussmitglied Martin Harth (SPD), das habe ihn erstaunt. Eine Erklärung dafür hatte auch Herrmann nicht.