Im Spessart hat sich schon mancher verirrt. Der Irrtum an sich aber ist hierzulande weitaus häufiger, als herumirrende Wanderer. Schau'n wir uns mal einige der größten Irrtümer in Main-Spessart an.
Das Denkmal in Dauerquarantäne
Nummer eins: Politiker glauben, sie müssen sich ein Denkmal setzen. Ein Abgeordneter aus dem Nachbarlandkreis hat sich dafür vor Jahren ein Gehöft im Hafenlohrtal ausgeguckt: Kurz vor seinem Abgang zauberte er mit dem Eichenzentrum eine brillante Idee aus dem Zylinder – im letzten Winkel seines Wahlkreises, nur 200 Meter vor unserer Nase. Das Getöse war laut, bis der bayerische Freie-Wähler-Umweltminister die Handbremse zog. Wenn ich mich nicht irre, befindet sich Peter Winters fixe Idee in Dauer-Quarantäne und wird sie auch nicht mehr verlassen. Der denkmalgeschützte Erlenfurter Hof wird nicht Winter-Denkmal, sondern dem Verfall preisgegeben. Ich müsste mich täuschen, wenn ihm nicht eine Karriere als geheimnisvoller, verlassener Ort bevorsteht – als Geheimtipp für Vergessene-Plätze-Abenteurer.
Der Leuchtturm, der nicht kommt
Irrtum Nummer zwei: Thorsten Schwabs Leuchtturmprojekt am Bischborner Hof. Damit unser Landkreis auch etwas abbekommt vom damals noch üppigen Geldstrom aus bayerischen Kassen, wollte der Abgeordnete aus Hafenlohr dem Eichenzentrum im Tal einen Aussichtsturm 200 Meter höher gelegen entgegensetzen. Doch Corona frisst die Kassen leer. Selbst Bayern wird sich diesen Luxus nicht mehr leisten.
Irrtum Nummer drei: Der Blick auf die Spechtswälder lockt Touristen in Scharen an nach dem Motto "Natur pur". Pustekuchen. Geblendet von den Panelen des Solarfeldes am Bischborner Hof würden den Fernguckern am Turm allenfalls SoFi-Brillen helfen. Dann kann er zwar ins Licht schauen, sieht aber keine Eichen mehr. Oder sollte ich mich irren? Ist es vielleicht umgekehrt? Schafft der Turm, was der Naturschutz möglicherweise nicht mehr leisten kann und verhindert das Solarfeld?
Der Schlittenhang, dem der Schnee fehlt
Irren wird sich auch der eine Lohrer, der sich wünscht, neben dem Solarfeld mitten im Spessart möge wenigstens ein Streifen für Schlittenfahrten freigehalten werden. Diesem kindlichen Begehr würde der derzeitige Plan sogar Rechnung tragen. Das Schlittenfahren aber kann sich der Lohrer abschminken: An weiße Winter werden sich bald nur noch die Älteren erinnern, der Klimaerwärmung geschuldet. Die haben wir über die Corona-Krise doch glatt vergessen. Oder irre ich mich?
Der Irrweg der Sparkasse
Ein Irrweg ist auch der neue Kurs unserer Sparkasse: Zieht sich einerseits aus 14 Main-Spessart-Gemeinden zurück und versucht stattdessen offenbar, sich ein neues Geschäftsfeld zu eröffnen: die Vermarktung von Immobilien in Berlin. Grotesk: Als "Anlageobjekt" bietet sie ein Wohn- und Geschäftshaus an für nur einen Euro – ohne Käuferprovision. Anzahl der Zimmer: 1. Gesamtfläche: 2 Quadratmeter. Wohnfläche: 1 Quadratmeter. Energiepass: nicht erforderlich. Der Grund: Das Haus wird erst noch gebaut. 2022, steht in den Unterlagen.
Ob sie damit mehr Erfolg hat als mit dem Sparbuch einer 90-jährigen Oma aus dem Sinngrund? Gut, in Schweinfurt gibt es ein Bauwerk, das auf einer solchen Fläche durchaus Platz fände: ein Einmannbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Das für die Lösung der Wohnungsprobleme im Berlin des dritten Jahrtausends anzusehen, wäre jedoch irre.