
Tino Filippis oberstes Ziel ist es, "dass die Leute meine Bücher lesen". Ein Bestreben, das wohl jeden Autor und jede Autorin antreibt. Der Unternehmergeist und die Anstrengungen, mit denen der 49-jährige Mittelsinner seit 2018 auch abseits des eigentlichen Schreibprozesses dafür gesorgt hat, dass sich seine "Sinngrundkrimis" mittlerweile fast 18.000 mal verkauft haben, suchen jedoch ihresgleichen.
Viermal hat Filippi seine Protagonisten – den gutmütigen, doch antriebslosen Dorfpolizisten Johannes Steinhauser und seinen übereifrigen "Assistenten" Fred Strubinski – literarisch bereits auf knifflige Fälle begleitet. Das Erfolgsrezept bei jedem der Bände: Humor, Spannung und die Konzentration auf ein charakteristisches Merkmal aus der Heimat des Autors: dem Sinngrund.
Jüngster Sinngrundkrimi behandelt die unvollendete Naziautobahn Strecke 46
Waren das zuvor die Landwirtschaft, das Faschingstreiben und das Mittelsinner Christbaumdorf, widmet sich Filippi in seinem jüngsten Werk "Sinngrundgauner" der Strecke 46, einem unvollendeten Autobahnprojekt der Nazis, dessen Ruinen sich auch im Sinngrund finden. Das Buch findet sich seit November letzten Jahres im Buchhandel, auf der Homepage des Autors, vor allem jedoch in über 150 Supermärkten in Unter-, Mittel- und Oberfranken.
Der Direktvertrieb bei Edeka, Rewe & Co. ist es nämlich, worauf Filippis Geschäftsmodell basiert. Dort bekommen viel mehr Menschen seine farbenfrohen Heimatkrimis zu Gesicht als im Buchhandel und er verdiene zudem deutlich mehr am einzelnen Buch, da die Lebensmittelhändler eine geringere Gewinnbeteiligung verlangten, sagt er.
Höchstpersönlich hat Filippi bei den zahlreichen Inhaberinnen und Inhabern angefragt, ob er seine selbstgebauten Holzaufsteller platzieren darf und füllt diese anschließend regelmäßig auf. Kein Problem, wenn es sich dabei um Läden in Gemünden, Lohr oder Karlstadt handelt – doch sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich mittlerweile bis ins 240 Kilometer entfernte Weißenburg (Mittelfranken), den Untermain oder 175 Kilometer gen Kronach in Oberfranken.
3500 Kilometer durch Franken: Filippi beliefert 150 Supermärkte persönlich mit seinen Büchern
Richtig knifflig wird es, wenn der geschäftstüchtige Autor zur Veröffentlichung seines neusten Heimatkrimis alle 150 Supermärkte innerhalb kürzester Zeit beliefern muss: "Zur Neuerscheinung im November bin ich in acht Tagen gut 3500 Kilometer gefahren. Da waren Touren dabei mit 700 Kilometern, das war dann schon auch anstrengend", gibt der Familienvater zu. Aufgeteilt hatte sich Filippi, der in seinem Brotberuf als Ingenieur in Vollzeit bei einem mittelständischen Unternehmen arbeitet, diese Touren auf zwei Wochen, für die er sich extra Urlaub genommen hatte.
Eine Anstrengung, die sich auszahlt: "In den ersten drei Monaten seit der Veröffentlichung habe ich 1500 Exemplare vom Sinngrundgauner verkauft", bilanziert Filippi. Für ihn kein schlechter Wert, dennoch merkt der Autor, dass die Nachfrage nach der Neuerscheinung nicht so anhaltend ist, wie bei den letzten Bänden: "Da hatte ich vom Tag der Veröffentlichung bestimmt drei, vier, fünf Monate gut zu tun. Beim ersten waren in zehn Monaten die ersten 3000 verkauft, diesmal merke ich, dass der Run jetzt merklich nachlässt."

Fans der Sinngrundkrimis müssen stark sein: Band fünf könnte der letzte sein
Ein Umstand, den sich Filippi trotz ausnahmslos lobender Kritiken damit erklärt, dass den Leuten das Geld aufgrund der Inflation nicht mehr so locker sitzt. Den Kaufpreis seiner Bücher möchte er deshalb möglichst auch 2025 beibehalten, wenn voraussichtlich Band fünf erscheinen soll – der möglicherweise letzte Sinngrundkrimi.
"Dass ich damit die Serie abschließen könnte, war eigentlich nicht geplant, aber Kerstin, meine bessere Hälfte und erste Lektorin, hat beim Lesen des Manuskripts gemeint, dass sich das dafür eignen würde", verrät der Autor seine Überlegungen zu dem nächsten Werk, das bereits zu 90 Prozent fertig geschrieben sei und sich einem ganz besonderen Heimatthema widmen wird: den Scherenburgfestspielen.
Zurück zu den Wurzeln? Filippi überlegt, seinen frühen Fantasy-Epos fortzusetzen
Der Abschied sei keine beschlossene Sache, er habe jedoch durchaus Lust, mal wieder was Neues zu machen, sagt der Autor – oder gar zu seinen Wurzeln zurückzukehren: "Ich wurde jetzt auch schon mehrfach angesprochen, ob ich nicht Elving, mein Fantasy-Erstlingswerk, fortsetzen möchte. Da habe ich auch selbst schon drüber nachgedacht. Ich habe die Reihe jetzt wieder mal gelesen und mir dabei gedacht: Das könnte ich heute besser."
Wir freuen uns schon auf Band 5, die Vorgängerbücher waren ein köstlicher Lesespass, weiter so!