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Mittelsinn
Frankenweite Erfolgsgeschichte: Das erstaunliche Geschäftsmodell hinter Tino Filippis Sinngrundkrimis
18.000 seiner vier Heimatkrimis hat der Mittelsinner bislang verkauft. Wieso er dafür nicht den Buchhandel wählt und warum die Reihe mit Band fünf enden könnte.
Der Autor und sein Werk: Tino Filippi präsentiert seinen jüngsten Sinngrundkrimi mit dem Titel 'Sinngrundgauner'.
Foto: Simon Hörnig | Der Autor und sein Werk: Tino Filippi präsentiert seinen jüngsten Sinngrundkrimi mit dem Titel "Sinngrundgauner".
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:53 Uhr

Tino Filippis oberstes Ziel ist es, "dass die Leute meine Bücher lesen". Ein Bestreben, das wohl jeden Autor und jede Autorin antreibt. Der Unternehmergeist und die Anstrengungen, mit denen der 49-jährige Mittelsinner seit 2018 auch abseits des eigentlichen Schreibprozesses dafür gesorgt hat, dass sich seine "Sinngrundkrimis" mittlerweile fast 18.000 mal verkauft haben, suchen jedoch ihresgleichen.

Viermal hat Filippi seine Protagonisten – den gutmütigen, doch antriebslosen Dorfpolizisten Johannes Steinhauser und seinen übereifrigen "Assistenten" Fred Strubinski – literarisch bereits auf knifflige Fälle begleitet. Das Erfolgsrezept bei jedem der Bände: Humor, Spannung und die Konzentration auf ein charakteristisches Merkmal aus der Heimat des Autors: dem Sinngrund.

Jüngster Sinngrundkrimi behandelt die unvollendete Naziautobahn Strecke 46

Waren das zuvor die Landwirtschaft, das Faschingstreiben und das Mittelsinner Christbaumdorf, widmet sich Filippi in seinem jüngsten Werk "Sinngrundgauner" der Strecke 46, einem unvollendeten Autobahnprojekt der Nazis, dessen Ruinen sich auch im Sinngrund finden. Das Buch findet sich seit November letzten Jahres im Buchhandel, auf der Homepage des Autors, vor allem jedoch in über 150 Supermärkten in Unter-, Mittel- und Oberfranken.

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Der Direktvertrieb bei Edeka, Rewe & Co. ist es nämlich, worauf Filippis Geschäftsmodell basiert. Dort bekommen viel mehr Menschen seine farbenfrohen Heimatkrimis zu Gesicht als im Buchhandel und er verdiene zudem deutlich mehr am einzelnen Buch, da die Lebensmittelhändler eine geringere Gewinnbeteiligung verlangten, sagt er.

Höchstpersönlich hat Filippi bei den zahlreichen Inhaberinnen und Inhabern angefragt, ob er seine selbstgebauten Holzaufsteller platzieren darf und füllt diese anschließend regelmäßig auf. Kein Problem, wenn es sich dabei um Läden in Gemünden, Lohr oder Karlstadt handelt – doch sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich mittlerweile bis ins 240 Kilometer entfernte Weißenburg (Mittelfranken), den Untermain oder 175 Kilometer gen Kronach in Oberfranken.

3500 Kilometer durch Franken: Filippi beliefert 150 Supermärkte persönlich mit seinen Büchern

Richtig knifflig wird es, wenn der geschäftstüchtige Autor zur Veröffentlichung seines neusten Heimatkrimis alle 150 Supermärkte innerhalb kürzester Zeit beliefern muss: "Zur Neuerscheinung im November bin ich in acht Tagen gut 3500 Kilometer gefahren. Da waren Touren dabei mit 700 Kilometern, das war dann schon auch anstrengend", gibt der Familienvater zu. Aufgeteilt hatte sich Filippi, der in seinem Brotberuf als Ingenieur in Vollzeit bei einem mittelständischen Unternehmen arbeitet, diese Touren auf zwei Wochen, für die er sich extra Urlaub genommen hatte.

"In den ersten drei Monaten seit der Veröffentlichung habe ich 1500 Exemplare vom Sinngrundgauner verkauft."
Tino Filippi, Autor der Sinngrundkrimis

Eine Anstrengung, die sich auszahlt: "In den ersten drei Monaten seit der Veröffentlichung habe ich 1500 Exemplare vom Sinngrundgauner verkauft", bilanziert Filippi. Für ihn kein schlechter Wert, dennoch merkt der Autor, dass die Nachfrage nach der Neuerscheinung nicht so anhaltend ist, wie bei den letzten Bänden: "Da hatte ich vom Tag der Veröffentlichung bestimmt drei, vier, fünf Monate gut zu tun. Beim ersten waren in zehn Monaten die ersten 3000 verkauft, diesmal merke ich, dass der Run jetzt merklich nachlässt."

Weit entspannter als der anstrengende Vertrieb seiner Bücher gestaltet sich Tino Filippis Schreibprozess – nämlich auf dem Sofa und gerne beim Fernsehen.
Foto: Simon Hörnig | Weit entspannter als der anstrengende Vertrieb seiner Bücher gestaltet sich Tino Filippis Schreibprozess – nämlich auf dem Sofa und gerne beim Fernsehen.

Fans der Sinngrundkrimis müssen stark sein: Band fünf könnte der letzte sein

Ein Umstand, den sich Filippi trotz ausnahmslos lobender Kritiken damit erklärt, dass den Leuten das Geld aufgrund der Inflation nicht mehr so locker sitzt. Den Kaufpreis seiner Bücher möchte er deshalb möglichst auch 2025 beibehalten, wenn voraussichtlich Band fünf erscheinen soll – der möglicherweise letzte Sinngrundkrimi.

"Dass ich damit die Serie abschließen könnte, war eigentlich nicht geplant, aber Kerstin, meine bessere Hälfte und erste Lektorin, hat beim Lesen des Manuskripts gemeint, dass sich das dafür eignen würde", verrät der Autor seine Überlegungen zu dem nächsten Werk, das bereits zu 90 Prozent fertig geschrieben sei und sich einem ganz besonderen Heimatthema widmen wird: den Scherenburgfestspielen.

Zurück zu den Wurzeln? Filippi überlegt, seinen frühen Fantasy-Epos fortzusetzen

Der Abschied sei keine beschlossene Sache, er habe jedoch durchaus Lust, mal wieder was Neues zu machen, sagt der Autor – oder gar zu seinen Wurzeln zurückzukehren: "Ich wurde jetzt auch schon mehrfach angesprochen, ob ich nicht Elving, mein Fantasy-Erstlingswerk, fortsetzen möchte. Da habe ich auch selbst schon drüber nachgedacht. Ich habe die Reihe jetzt wieder mal gelesen und mir dabei gedacht: Das könnte ich heute besser."

Wie ein Sinngrundkrimi entsteht

Den Schreibprozess selbst verlegt der begeisterte Mountainbiker, Hobbyfußballer und Naturfreund Tino Filippi bevorzugt in die dunklen Monate des Jahres: "Im Sommer lese und korrigiere ich meist nur, das ist nicht so anstrengend. Wenn das Wetter schön ist, setze ich mich nicht an den Laptop." Beim Schreiben selbst macht sich nach neun Buchveröffentlichungen seit 2011 mittlerweile seine Routine bezahlt: "Das habe ich schon so trainiert, das mache ich während dem Fernsehen."
Ist das Manuskript fertig, kommt Filippis eingespieltes Team von Lektorinnen und Lektoren ins Spiel. Seine Lebensgefährtin Kerstin, "die macht dann erstmal ganz, ganz viele Fehler raus", gibt zunächst ein Gesamtfeedback und schickt den Autor noch einmal in Revision. Anschließend gibt Kriminalbeamter Frank Mielke den ermittlungstechnischen Eskapaden meist eher zähneknirschend seinen Segen, bevor Daniela Interwies den Text noch einmal gegenliest. Das abschließende Redigieren geschieht dann beim Thomas Rüger Verlag in Nürnberg.
Quelle: sih
 
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  • Steffen Cyran
    Ich habe die bieherigen Bände auch alle gelesen und bin begeistert!
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  • Elisabeth Sauer
    Bitte nicht aufhören mit den Sinngrundkrimis, Herr Filippi!
    Wir freuen uns schon auf Band 5, die Vorgängerbücher waren ein köstlicher Lesespass, weiter so!
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