Seit Anfang März ist die Gaststätte Waldrast neben der Wallfahrtskirche in Mariabuchen geschlossen. Das Gebäude steht leer, die Stühle stehen auf dem Tisch. Hoffnungsvoll hatten zwei Jahre zuvor die neuen Pächter Joachim Wilts und seine Frau Sandra nach neunmonatiger Zwangspause die Waldrast wieder zum Leben erweckt. Der in Gemünden aufgewachsene Wilts, gelernter Koch und Betriebswirt, sagt auf Anfrage: "Es hat sich halt nicht so entwickelt, wie wir es uns vorgestellt haben." Das sei schon nach kurzer Zeit klar gewesen.
Die alte Waldrast, erbaut 1964, war 2010 abgerissen worden. 2012 hatte die Pflegestiftung Mariabuchen die Einweihung des neuen Pilgerheimes gefeiert. Dieses bietet auf zwei Etagen bis zu 100 Personen einen Sitzplatz, hinzu kommt ein Biergarten mit 60 Plätzen. Viereinhalb Jahr lang hatte es das Wirtsehepaar Sebastian und Carmen Merz gepachtet, bis es zum 1. Juli 2016 das Keiler Brauhaus in Lohr übernahm. Es folgte im März 2017 das Ehepaar Wilts als neuer Pächter.
Wilts war vor 20 Jahren Koch in der Buchenmühle und hatte den damaligen Gästeansturm im Kopf, als er vor der Übernahme der Waldrast den Business-Plan für die Pilgergaststätte schrieb. "Was damals im Mai los war, das war unglaublich", erzählt Wilts. Er erinnert sich auch noch an Zeiten, als man sonntags vor der Wallfahrtskirche eingezwängt zwischen anderen Besuchern stand. Jetzt seien sonntags manchmal nur 20 Gottesdienstbesucher in Mariabuchen. "Das ist nicht mehr vergleichbar." Entsprechend habe er die Zahl der zu erwartenden Gäste viel zu hoch angesetzt. Er sei wohl etwas blauäugig gewesen, räumt er ein. Etwas enttäuscht sei er von der Pflegestiftung, die seinen Enthusiasmus nicht gebremst und ihn vorher nicht darauf hingewiesen habe, dass seine Zahlen viel zu hoch angesetzt sind.
Im ersten Jahr hatte die Waldrast noch von Mittwoch bis Sonntag auf. Aber unter der Woche sei außer Geldwechseln wenig zu tun gewesen, so Wilts. Ab und zu sei mal eine Wandergruppe eingekehrt, aber das sei es im Wesentlichen gewesen. Das zweite Jahr hatte die Waldrast nur noch Freitag bis Sonntag auf. Immerhin sei ihm die Stiftung bei der Pacht entgegengekommen.
Publikum in Mariabuchen konservativ
Gleichzeitig sei es trotz eines ambitionierten Speiseangebots mit zwei verschiedenen Speisekarten – einer klassischen mit wechselndem, saisonalem Speisenangebot und einer zweiten experimentellen mit veganen, vegetarischen und internationalen Gerichten – leider nicht gelungen, ein Stammpublikum abseits der Pilger und Wanderer zu gewinnen. Er habe unterschätzt, wie konservativ das Publikum in Mariabuchen in kulinarischer Hinsicht sei.
"Es hat unheimlich Spaß gemacht und war lehrreich für uns", sagt Wilts. Dass sie schließlich aufgeben mussten, tue "unheimlich weh". Aber jetzt sei er froh, dass er einen Schlussstrich gezogen habe. Er und seine Frau hätten viel Geld und Kraft in die Waldrast gesteckt. Ein paar Sachen des Inventars hätten sie immerhin noch verkaufen können.
Wilts ist jetzt Mietkoch statt Wirt
Jetzt arbeitet Wilts, der in Fulda wohnt, als Mietkoch "für alle möglichen Events". Es laufe super, Köche seien gefragt. "Das ist Wahnsinn, das habe ich nicht gewusst, dass das so ein Markt ist." Seine Frau sei als studierte Lebensmitteltechnologin ebenfalls gefragt.
Derzeit ist die Pflegestiftung Mariabuchen, der neben Kloster und Wallfahrtskirche auch die Waldrast gehört, auf der Suche nach einem neuen Pächter, wie der langjährige Wallfahrtswerks-Vorsitzende Rémi Rausch und Anita Schrott von der Pflegestiftung der Redaktion bestätigen. Zum Verkauf steht weiterhin die Buchenmühle in Mariabuchen, deren Betrieb aber weiterläuft.
innen viel Beton. Wir waren 1x hier.
Das Essen und Service war gut, aber das Ambiente völlig ungemütlich. Dann doch viel lieber in die Buchenmühle...
Natürlich ist Architektur Geschmacksache.