Wieder einmal dreht sich das Pächterkarussell in der Lohrer Gastronomie, wobei mit dem Keiler Brauhaus in der Ludwigstraße diesmal eines der größeren Objekte in der Stadt beteiligt ist: Das Wirtsehepaar Sebastian und Carmen Merz, seit viereinhalb Jahren Pächter der Waldrast neben der Wallfahrtskirche Mariabuchen, wird das Lohrer Aushängeschild der Würzburger Hofbräu AG übernehmen – bereits zum 1. Juli.
Enttäuschung und Verständnis
Dass damit die Waldrast mitten im laufenden Pachtvertrag und sehr kurzfristig ihre Wirtsleute verliert, sorgt bei Pater Paul von der Mariabuchen-Pflegestiftung für Bedauern. Einerseits sei der abrupte Wechsel „enttäuschend, weil wir nicht damit gerechnet haben“. Andererseits verstehe man auch, dass sich die Wirtsleute einer neuen, größeren Aufgaben stellen wollten. „Sie haben für sich die richtige Entscheidung getroffen. Wir wünschen ihnen viel Freude“, sagt Paul. Und: „Ich bin dankbar für die viereinhalb Jahre.“
Pacht noch bis Ende des Jahres
Der 33-jährige Sebastian Merz, ein gebürtiger Lohrer, hat „Verständnis für die Enttäuschung“, betont jedoch auch, dass er und seine Frau die Kirchenstiftung von Anfang an zu den Wechselverhandlungen auf dem Laufenden gehalten hätten. Auch komme man den finanziellen Verpflichtungen aus dem noch bis Ende des Jahres laufenden Pachtvertrag in Mariabuchen bis zum Schluss nach. Um Wallfahrern in den traditionell besucherstärksten Monaten Juli und August eine Einkehr zu ermöglichen, werde man die Waldrast in diesen Monaten überdies wenigstens an den Sonntagen von 11 bis 16.30 Uhr öffnen. Pater Paul ist darüber erleichtert, unter anderem weil so die gastronomische Versorgung bei Klosterfest und Krankentag gesichert ist: „Das lindert unsere Enttäuschung.“
Brauerei hatte Kontakt gesucht
In der Kirchenstiftung, die Verpächterin der Waldrast ist, habe man gehofft, dass der Wechsel erst zum Ende des Jahres erfolge, so Paul. Gleichwohl habe Merz ihn schon vor etlichen Wochen darüber informiert, dass er und seine Frau sich für ein anderes Objekt interessierten.
Dieses Objekt war das Brauhaus. Die Brauerei war auf Merz zugegangen mit der Frage, ob er das Objekt pachten wolle. Die aktuellen Pächter, Reinhard und Gabi Henke, hatten die Gaststätte mit 180 Sitzplätzen nur auf Wunsch der Hofbräu übernommen, nachdem die langjährige Wirtin Daniela Mehling im April 2015 überraschend aufgehört hatte.
Brauhaus in ruhigere Fahrwasser
Da die Henkes jedoch auch Pächter des Würzburger Hofbräukellers sind, war das parallele Gastspiel in Lohr ein großer Spagat, den sie auf Dauer nicht vollführen wollten. Die Brauerei dankte dem Würzburger Wirtspaar am Freitag in einem Pressetext dafür, das Brauhaus „wieder in ruhigere Fahrwasser geführt“ zu haben.
Der Eindruck, dass es im Brauhaus recht ruhig zugehe, wurde indes in Lohr zuletzt häufiger geschildert. Sebastian Merz erhofft sich von dem Wechsel in das exponierte Objekt am Rande der Lohrer Altstadt jedoch „ein beständigeres, auslastenderes Geschäft“ als in der doch deutlich saisonal geprägten Waldrast. Erreichen wolle er dies, indem er die gleichbleibende Qualität von Service und Küche, mit der er sich in der Waldrast einen Namen gemacht habe, auf das Brauhaus übertrage.
Lohr gastronomisch guter Standort
Dessen Standort in der Lohrer Altstadt erachtet Merz als sehr attraktiv. Der Tourismus in Lohr sei stetig am wachsen, es kämen viele Menschen in die Stadt. Er sehe ein „gut laufendes Brauhaus als Bereicherung für Lohr“.
Die Räumlichkeiten seien schön, die Ausstattung auch aus Pächtersicht sehr gut. „Wir gehen jetzt den nächsten Schritt“, sagt Merz, für den die Waldrast die erste Station als selbstständiger Gastronom war. Zuvor war der gelernte Koch und Konditor in der ganzen Welt im Einsatz, im 5-Sterne-Hotel ebenso wie auf Kreuzfahrtschiffen oder in einem Hotel in Dubai.
Übernahmeangebot an Mitarbeiter
Merz hat allen Mitarbeitern des Brauhauses angeboten, sie zu übernehmen. Daneben werden er in der Küche und seine Frau im Service die Regie führen. Neu hinzu kommt ein Koch, ein früherer Auszubildender von Merz. Offiziell starten wird das Brauhaus unter Leitung von Merz am 1. Juli. Davor ist es einige Tage für Umräumarbeiten geschlossen.
Hoffen auf Gott und eine schnelle Lösung
Und wie geht es in der Waldrast weiter? Pater Paul und Merz sagen beide, dass so schnell wie möglich ein Nachpächter gefunden werden soll. Beide sind zuversichtlich, dass dies gelingen kann. Einen ersten Interessenten hat Paul bereits am Donnerstag durch das Objekt geführt. Paul: „Gott möge uns helfen, dass wir möglichst schnell jemanden finden, der gut zu uns passt.“