Provisionsfrei wird sie angeboten: Die Buchenmühle, der Hotelgasthof mit Saalscheune unweit der Wallfahrtskirche Mariabuchen, mit stattlichen 750 Quadratmetern Gastraumfläche und gut einem Hektar großem Umgriff. Der angegebene Kaufpreis: stolze 1,75 Millionen Euro.
Aus Altersgründen abzugeben
„Aus Altersgründen“ steht das Objekt zum Verkauf. So heißt es in der Anzeige, die John Brünings, Inhaber von Jonathan Immobilien in Aachen, unmittelbar vor Weihnachten ins Internet gestellt hat. Das ist nachvollziehbar: Eigentümer Heribert Endres ist 82 Jahre alt, seine Frau Elfriede 73.
Reaktionen auf die Anzeige gab es in der Kürze der Zeit noch keine, so Brünings auf Anfrage der Redaktion. Ohnedies werde er den Geschäftsbetrieb erst wieder am 2. Januar aufnehmen.
Fast 300 Jahre Geschichte
Die Geschichte der Buchenmühle reicht zwar mehr als 290 Jahre zurück bis ins Jahr 1726. Für den Hotelgasthof gibt der Makler allerdings das Baujahr 1850 an. In den jetzt 18 Zimmern (ein zusätzliches hat Endres ausgebaut) können bis zu 40 Gäste übernachten. Bewirtet werden Gäste im Restaurant (100 Plätze), Kaminzimmer (23), Gewölbekeller (50) und im Schankraum, im Sommerhalbjahr zudem in der romantische Scheune (90) und auf der Terrasse (150).
Neun Jahre lang verpachtet
Mit dem Ausklingen seiner durchaus erfolgreichen Geschäftstätigkeit als Orthopädieschuhmacher um die Jahrtausendwende wurde die Buchenmühle zum neuen Lebensinhalt für Heribert Endres und seiner Frau Elfriede
. Anfangs betrieben von Tochter Manuela, war der Gasthof ab 2001 an Alexandra und Uwe Rühl verpachtet. Als diese 2009 nach Darmstadt zurückkehrten, wollte Heribert Endres das Anwesen verkaufen oder neu verpachten. Er werde auf keinen Fall wieder in die Gastronomie einsteigen, erklärte er damals. Es kam anders: 2009 verlegten er und seine Frau ihren Wohnsitz von Wombach in die Buchenmühle und betreiben sie seitdem selbst. Beider Lebenswerk, die Orthopädiefachwerkstätten und Fachgeschäfte, übergaben sie 2003 an ihren Sohn Matthias.
Im Clinch mit der Stadt
Als Eigentümer der abgelegenen Buchenmühle hat sich Ex-Stadtrat Heribert Endres (1972 bis 1984) wiederholt mit der Stadt angelegt. Anfangs lag er mit ihr im Clinch wegen ungenehmigter Beschilderung. 2010 dann entzündete sich der Streit um die Buchenbachbrücke und das letzte Stück Straße zum Gasthof hin. Zwar wies das Verwaltungsgericht die Untätigkeitsklage gegen die Stadt, die Endres und Waldeigentümer Christoph von Hutten angestrengt hatten, ab.
Doch wirkte sich dieses Urteil schließlich aus auf den Plan der Energieversorgung Lohr/Karlstadt, im Buchenbachtal ein Mittelspannungskabel in der Erde zu verlegen: Es schien, als müsse das Energieunternehmen die 80 Meter „Privatstraße“ mit einer Freileitung überbrücken, weil von Hutten, der unterlegene Mit-Kläger von 2010, sich weigerte, das Nutzungsrecht ins Grundbuch eintragen zu lassen.
Endres hat ordentlich investiert
Das Ende vom Lied: Die Energie fand doch noch eine unterirdische Lösung und die schlaglochübersäte Straße ließ Heribert Endres auf eigene Rechnung für 15 000 Euro herrichten.
Das war bei weitem nicht alles. Das ganze Haus ist in einem ordentlichen Zustand, alle Gasträume im Parterre ohne eine einzige Stufe, also behindertenfreundlich, zugänglich. „Wir haben viel Geld reingesteckt“, sagt Heribert Endres. Nur vor dem Aufzug in die Übernachtungszimmer hätten sie Abstand genommen. Doch seien auch diese mit rund 65 Prozent Belegung gut ausgelastet – „was für unser Haus schon sehr hoch ist“, wie er betont.
Jeden Samstag eine Hochzeit
Reiter wie Motorradfahrer, Oldtimerfreunde, Wanderer und Feiergesellschaften treffen sich gerne in der Buchenmühle. „Von Mai bis Oktober haben wir jeden Samstag eine Hochzeit in der Scheune“, führt Endres aus, der nun auf einen Käufer hofft, der die zehn Beschäftigten übernimmt und das Haus „in unserem Sinne“ weiterführt.