Mit der Eröffnung des Wallfahrtsjahres 2012 am Sonntag feierte die Pflegestiftung Mariabuchen die Einweihung des neuen Pilgerheimes „Waldrast“. Vor der Übergabe zelebrierte Pater Paul Kusiak mit fünf Geistlichen und drei Diakonen den Festgottesdienst.
„Ob wir feiern, beten oder den Alltag meistern: Das neue Pilgerheim möge ans Licht bringen, dass Gott bei uns Menschen ist“, erklärte Pater Paul in der bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Wallfahrtskirche. „Die offenen Fenster der Waldrast spiegeln Gottes Güte und Gastfreundschaft wider.“
Der Pater betete um den Schutz Mariens, dass die Gläubigen einen Gnadenort der Begegnung und Wege zur Besinnung finden. „Wenn feiern, dann richtig feiern“, lud Pater Paul als Bauherr und Verpächter zum Festakt in die Waldrast ein und durchschnitt, umringt von rund 80 Gästen, zusammen mit Wirt Sebastian Merz das rote Band. „Ist man nach einer langen Strecke am Ziel angekommen, fühlt man Freude und Erleichterung“, so der Guardian des Franziskanerklosters.
Die Einheit Mariabuchen
„Schaffen wir das?“, habe er sich in den letzten sechs Jahren oft gefragt. Nun sei das Werk vollendet. Das Pilgerheim wolle helfen, dass in der „Einheit Mariabuchen“ Seele und Leib gesättigt werden. Pater Paul stellte „das einmalige und schöne Objekt“ unter den Schutz und Segen Gottes. Ein „Vergelt's Gott“ ging an alle am Bau Beteiligten und an die Bischöfliche Finanzkammer Würzburg für die finanzielle Unterstützung des 1,3-Millionen-Projektes.
Das Pilgerhaus kann auf zwei Etagen bis zu 100 Personen einen Sitzplatz anbieten. Hinzu kommt noch ein Biergarten mit 60 Plätzen.
Kirche steht im Mittelpunkt
„Es war ein gutes Miteinander und eine konstruktive Zusammenarbeit“, blickte Architekt Stephan Oechsner aus Würzburg zurück. Hier draußen das doch sehr moderne Projekt zu verwirklichen, sei nicht ganz einfach gewesen. „Was Pater Paul auszeichnete, waren Mut und unglaubliches Vertrauen.“ Den Architektenwettbewerb gewonnen hätten sein Bruder Thomas und er durch die städtebauliche Idee, um 90 Grad gedreht in den Hang zu bauen. „Für uns war es selbstverständlich, in Mariabuchen ein Gebäude zu errichten, das ein Kind seiner Zeit ist.“
Nun stehe wieder die Kirche im Blickpunkt. Das Material des 1800 Kubikmeter (vorher 7500 Kubikmeter) umbauten Raumes sei bewusst ausgewählt worden: Lärchenholz aus dem Spessart, die Fassade im hellen, warmen Beigeton und Buntsandstein, der sich in den Stützmauern der Kirche wiederfindet. Holzlamellen begrenzen den Blick auf das Gotteshaus und verhindern „ein Gaffen auf die Kirche“.
„Unberührte Natur, Meditation, geheimnisvolle Aura, ein Ort der Einkehr“, charakterisierte Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano (Würzburg) den Wallfahrtsort. Er sprach von einer neuen städtebaulichen Situation im Dialog mit Topografie und Bestand. Das Ergebnis sei ein parallel zum Hang klar gegliederter Baukörper mit erlebbarem Bezug zwischen Wald und Kirche. „Klein, aber fein und äußerst gelungen“, drückte dritte Bürgermeisterin Rosemarie Stenger die Freude der Stadt Lohr über das moderne Pilgerheim aus.
„Das ist der Gastfreundschaft tiefster Sinn, einander Ruhe zu geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause“, machte sich der evangelische Dekan Michael Wehrwein ein Wort von Romano Guardini zu Eigen und überreichte Pater Paul ein Holzkreuz. Mariabuchen solle im Menschen immer wieder neue Lebensimpulse wecken.
„Mut zum Neuen gehört in unsere Zeit“, gratulierte Herman Becker für die katholischen Dekanate Lohr und Karlstadt „zur imponierenden Lösung nach sechsjährigem Ringen“. „Wenn es dir gut tut, komm“, zitierte Pater Bernardin, Provinzial der deutschen Franziskanerprovinz, Franz von Assisi. Ein Glasfenster des Heiligen hatte Pater Wiezlaw, Provinzvikar der Franziskaner in Warschau, im Gepäck. Voll des Lobes über faire und offene Gespräche war Maria Martin von der Martinsbräu Marktheidenfeld. „Geben Sie uns die Chance, Ihnen in Mariabuchen schöne Stunden zu bereiten“, lautete der Wunsch der Pächter Sebastian Merz und Carmen Schulz nach der Schlüsselübergabe. Für die Gäste stand ein Kaffee- und Kuchenbuffet bereit. Freiwillige Spenden werden zugunsten der Stützmauer am Kerzenstand gesammelt.
Der Wallfahrtsort Mariabuchen
„Daus de Buache“ ist eines der bekanntesten Wallfahrtsziele im Spessart. Die Geschichte des Wallfahrtsortes reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück.
1395: Der Legende nach hatte ein Hirte im Mittelalter eine selbst geschnitzte Marienfigur in das Astloch einer Buche gestellt, um dort in Ruhe zu beten. Das mit der Zeit eingewachsene Figürchen legte den Grundstein des Wallfahrtsortes.
1406: Der älteste bauliche Hinweis auf die Auffindung der Marienstatue ist ein Stein mit der Inschrift „1406 I.S.M. (Inventio Sanctae Mariae)“.
1461: Weihbischof Johannes Hutter weiht die Kapelle nach der Vergrößerung.
1613: Wegen des Aufblühens der Wallfahrt zu der „wundertätigen Maria zu Buchen“ ordnet Fürstbischof Julius Echter an, die Kapelle durch den Anbau eines Chores zu erweitern und den Kirchenraum mit drei Altären und Bildern auszustatten.
1692: Beginn des Kirchenneubaus.
1701: Die Wallfahrtskirche wird am 29. Mai von Weihbischof Stephan Weinberger (1667 – 1703) eingeweiht. Votivtafeln von wundersamen Gebetserhörungen und Heilungen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sind links vom Altar angebracht. Die älteste stammt aus dem Weihejahr 1701.
1725: Die Innenausstattung der neuen Kirche ist komplett. In der Übergangszeit verwendete man die Ausstattung der alten Kapelle.
1726: Gründung des Klosters durch Kapuziner der fränkischen Provinz.
1741 bis 1745: Bau des neuen Klosters.
1803: Säkularisation des geistlichen Besitzes, er fällt an den Staat. Die Familie von Hutten verhindert die Beseitigung der Wallfahrtskirche. Der Betrieb des Klosters läuft in Notbesetzung weiter.
1836: Die Kapuziner dürfen das Kloster mit neuen Mönchen besetzen. Wegen Nachwuchsmangels lebt die Wallfahrt erst ab 1849 wieder auf.
1882: Restaurierung des Gnadenbildes.
1962 bis 1964: Die Gaststätte reicht für den Zustrom an Wallfahrern nicht mehr aus. Abbruch der alten „Buchenschänke“ und Neubau der „Waldrast“ mit Übernachtungsmöglichkeiten.
1969: Gründung des Wallfahrtswerks zum Erhalt und zur Förderung der Tradition.
1971 bis 1972: Abbruch und Neubau des Klosters.
1994: Renovierung des Kircheninnenraumes und neue Orgel.
1995: Unter Bischof Paul-Werner Scheele wird im Jubiläumsjahr die 600-Jahr-Feier (gerechnet ab Auffinden des Gnadenbildes) begangen.
2002: Der Kapuziner-Konvent löst sich aus Personalmangel auf. Franziskanische Patres aus Polen betreuen Kloster und Pilger.