Am frühen Samstagabend brannte es zum zweiten Mal im ehemaligen Hotel Atlantis in Gemünden, das direkt an die Scherenberghalle angrenzt und seit Jahren leer steht. Zur Unterstützung der Feuerwehr Gemünden waren mehrere Feuerwehren aus dem Umkreis im Einsatz, vor Ort waren außerdem die Rettungskräfte des Roten Kreuzes.
Um kurz nach 19 Uhr am frühen Samstagabend ging die Meldung ein: Vom angrenzenden Parkplatz der Scherenberghalle hatten Besucher beobachtet, wie aus einem der Fenster des Hotels im zweiten Obergeschoß schwarzer Rauch quoll. Da, laut Aussage der Polizei, davon ausgegangen wurde, dass sich Personen im Gebäude befinden, wurde ein Großaufgebot an Rettungskräften alarmiert.
Stockwerke der Reihe nach systematisch untersucht
Insgesamt waren 150 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem Großraum Gemünden sowie 30 Personen vom Rettungsdienst vor Ort. Atemschutzträger gelangten von zwei Seiten über die Drehleitern der Feuerwehr Gemünden und der Feuerwehr Lohr und angestellte Leitern in den zweiten Stock. Um das Ausmaß des Brandes festzustellen, wurden die Stockwerke der Reihe nach systematisch untersucht.
Dabei stellte sich heraus, dass die Rauchentwicklung von einem brennenden Stapel Papier stammte, der auf dem Boden eines Zimmers im zweiten Stock lag. Auch ein nebenstehender Kunststoffeimer war angekohlt. Der Brand konnte mit Wasser abgelöscht werden. Insgesamt entstand kein weiterer Sachschaden, informiert die Polizei Gemünden. Auch wurden keine Personen im Gebäude gefunden.
Gebäude sehr verwinkelt und komplett verraucht
Um 23 Uhr war der Einsatz vor Ort beendet. "Die Kollegen haben aber bis 1.30 Uhr in der Nacht nachgearbeitet, bis alles wieder aufgeräumt, gereinigt und sortiert war", erzählt der Gemündener Feuerwehrkommandant Heiko Betz. Die Schwierigkeit bei dem Einsatz sei gewesen, dass das Gebäude sehr verwinkelt und komplett verraucht gewesenen sei.
Neben der Feuerwehr Gemünden waren Feuerwehrkräfte aus Langenprozelten, Seifriedsburg, Adelsberg, Wernfeld, Neuendorf, Sackenbach, Gräfendorf, Obersinn, Rieneck, Karsbach und Lohr vor Ort. Auch Mitglieder der Kreisbrandinspektion waren da sowie Bürgermeister Jürgen Lippert.
Immer wieder ungebetene Gäste im leerstehenden Hotel
Im Dezember 2022 hatte es schon einmal in dem ehemaligen Hotel gebrannt, damals im Erdgeschoss. Damals hatte das Feuer auch schon auf das Treppenhaus übergegriffen. Der Schaden hielt sich 2022 in Grenzen, wurde auf etwa 20.000 Euro geschätzt. Hinweise auf Brandstiftung gab es damals nicht, wohl aber Hinweise darauf, dass sich immer wieder ungebetene Gäste im leerstehenden Hotel aufhielten.
Nach dem damaligen Brand hatte Murat Mert, Geschäftsführer von MKB/Debag, auf Anfrage gesagt: "Das Objekt wird auf keinen Fall abgerissen. Das ehemalige Hotel wird komplett von innen und außen kernsaniert." Es soll ein Boardinghaus mit 39 "sehr modern eingerichteten Ein- und Zwei-Zimmer-Apartments" entstehen, in denen ein Aufenthalt von mindestens einer Woche und maximal sechs Monatev geplant ist. Außerdem interessant: "Im Erdgeschoss soll eine Speise- und Schankwirtschaft entstehen." Die Pläne lägen der Stadt Gemünden und dem Landratsamt Main-Spessart vor, als Knackpunkt wurden aber die fehlenden Stellplätze genannt.
Die neuere Geschichte des ehemaligen Hotels Atlantis
Bis 2015 herrschte in dem Gebäude Hotelbetrieb. Dass offenbar schon beim Bau in den 80ern nicht gemäß der Planungen gebaut worden war, stellte das Landratsamt erst fest, als es das Gebäude von Oktober 2015 bis August 2016 als Erstaufnahmeeinrichtung für syrische Kriegsflüchtlinge nutzte. Das Gebäude stand anschließend leer und wurde 2018/19 von der Eigentümergemeinschaft an die MKB Immobilien GmbH in Aschaffenburg verkauft. Einen erneuten Hotelbetrieb hatte das Landratsamt aus Gründen des Brandschutzes untersagt.
Eigentlich war vorgesehen, dass dort 18 bis 20 Wohnungen oder Apartments entstehen sollen. Eine Zeit lang waren im Erdgeschoss Arbeiter untergebracht. Im Januar 2020 stand es dann zu einem Preis von 779.000 Euro erneut zum Verkauf.