Die Gemündener Scherenberghalle war einst die größte Veranstaltungshalle im Landkreis Main-Spessart. Zugelassen war sie für 1200 Gäste. Seit einigen Jahren schon ist die Nutzung aus Gründen des Lärmschutzes jedoch nur eingeschränkt möglich. Nach zweijähriger Planung für eine mögliche Generalsanierung wurden am Montagabend im Stadtrat, der in der Halle tagte, die Kosten dafür öffentlich: knapp 17 Millionen Euro. "Utopisch" war die mehrfach zu hörende Einschätzung.
Eigentlich hätten am Montag nur die Planung und die Kosten vorgestellt und in vier Wochen erst über das weitere Vorgehen entschieden werden sollen. Aber nach mehreren Wortmeldungen von Stadträten ließ Bürgermeister Jürgen Lippert gleich über die Zukunft der Halle abstimmen. Also traf der Stadtrat einstimmig die historische Entscheidung, die Halle nicht zu sanieren, was einer Entscheidung zum Abriss gleichkommt.
"Toll Halle, wenn der Preis nicht wäre"
Zuvor hatte Lippert sich für die detaillierte Planung bedankt, herausgekommen sei eine "tolle Halle, wenn ganz am Ende nicht der Preis wäre". Bisher war die Stadt von einer Gesamtsumme von sechs Millionen Euro ausgegangen. Auf dieser Grundlage gab es auch eine Förderzusage vom Bund von bis zu 2,7 Millionen Euro. "Um überhaupt die Eigenbeteiligung stemmen zu können, müssten wir eine Fördersumme von 12, 13 Millionen Euro bekommen", so Lippert. Das sah er als "völlig utopisch". Dabei brauche die Stadt eine solche Halle.
Jetzt hofft Lippert, dass die Halle wenigstens noch so lange genutzt werden kann, bis für die derzeit dort untergebrachte Schulkindbetreuung ein Ersatzquartier geschaffen ist. Und dann müsse man sich Gedanken machen, was auf der Fläche, die früher ein Sportplatz war, denkbar wäre.
Es habe "unzählige Besprechungstermine und Planungsrunden" für die Sanierung gegeben, so Lippert, der intensiv eingebunden gewesen sei. Das Konzept für eine generalsanierte Halle umfasste verschiedene Räume auch für kleinere Veranstaltungen. Der Körper der eigentlichen Halle hätte erhalten bleiben, Anbauten aber verschwinden sollen.
Um Anwohnerinnen und Anwohner vor Lärm zu schützen, wäre zur Schulstraße eine Lärmwand nötig geworden. Das als Ersatz für die derzeitige Decke geplante Flachdach mit 31 Meter freier Spannweite hätte stark gedämmt werden müssen, um möglichst wenig Schall nach außen zu lassen. "Das Dämmpaket ist mit keiner anderen Halle vergleichbar, die wir je gemacht haben", sagte der gebürtige Gemündener Ulrich Geisel vom bei der Planung federführenden Würzburger Architektenbüro Geisel & Schaub. Das mache es auch so teuer. Die Kosten seien "sehr akribisch" ermittelt, aktuelle Marktpreise abgefragt worden, so Geisel. Ein Problem seien die "immensen Preissteigerungen" der vergangenen Jahre.
Lippert erläuterte, dass die Halle nur noch für 500 bis 600 Leute zugelassen worden wäre. Nach 22 Uhr wären nur noch kleinere Veranstaltungen und Trainingsbetrieb möglich, außerdem im Jahr maximal 18 größere Veranstaltungen wie Abibälle, Konzerte oder Kabarett – es hätte aber keine Garantie gegeben, dass diese wirklich genehmigt worden wären. Die Einschränkungen sah Lippert aber nicht als gravierend an. "Die Scherenberghalle soll keine Konkurrenz zur Stadthalle Lohr sein."
Quer durch alle Fraktionen sprachen sich die Stadträte gegen eine Sanierung aus. Klaus Strohmenger sagte für das Bündnis für Bürgernähe, dass sie die wichtige Scherenberghalle gerne hätten sanieren lassen – "aber nicht zu jedem Preis". "Utopisch" nannte er die Finanzierung. Es seien ja nicht nur die Baukosten, sondern auch die Zinsen gestiegen. Das Ganze sei eine Chance für die Hallen in den Gemündener Ortsteilen.
"Eine bittere Pille", nannte Ferdinand Heilgenthal (SPD) die Planungsergebnisse. "Die 16,9 Millionen können wir nicht stemmen." Die Hallen in den Ortsteilen sah er aber nicht als Ersatz für die Scherenberghalle, er wünsche sich Alternativvorschläge. Robert Lampert (CSU) ging davon aus, dass es am Ende sogar über 20 Millionen Euro geworden wären – "utopisch". Er wünschte sich, dass mit den Nachbarn der Scherenberghalle gesprochen werde, damit man diese noch nutzen könne, bis die Schulkindbetreuung im jetzigen Kindergarten im Hofweg unterkommen kann.
Matthias Risser (CSU) merkte an: "Wir hätten vielleicht etwas früher die Reißleine ziehen müssen." Er hätte gern eine Aufstellung, was die Planung gekostet habe. Stadtrat Erhard Wiltschko (FWG) gab zu bedenken, dass die Heizung in keinem guten Zustand sei, ob ein vorübergehender Anschluss an das Hackschnitzelheizwerk in der Häfnergasse noch eine Option wäre? Das wiederum fand Lippert "utopisch". Eventuell müsse man noch etwas in den Unterhalt stecken, wenn man sie kurzfristig weiternutzen wolle, aber große Summen sollten es nicht werden, sonst käme das Aus ganz schnell.
Kosten mit bitterem Beigeschmack
Anwohner Reinhold Weber von der Interessengemeinschaft (IG) Schulstraße, der in der Sitzung anwesend war, sagte der Redaktion hinterher: "Das war kein Sieg." Für ihn hätten die ganzen Kosten, die es nicht gebraucht hätte, einen bitteren Beigeschmack. Die IG hatte erstmals 2011 auf Einhaltung zum Teil uralter Zusagen insbesondere zum Lärmschutz geklagt. Im Januar 2014 demonstrierten etwa 300 Bürgerinnen und Bürger für den Erhalt der Halle, am Montag war jedoch nur eine Handvoll Zuhörerinnen und Zuhörer da.
Wie lange die Scherenberghalle nun noch genutzt werden kann, müssten Gespräche mit den Behörden ergeben, sagte Bürgermeister Lippert. Der teilweise Abbruch der Halle hätte laut den Planern etwa 770.000 Euro gekostet. Es ist davon auszugehen, dass ein kompletter Abbruch noch teurer wird.
Ach... mist, zu laut für die Anwohner - die Armen.
Mich wundert nur: Früher war da ein Fußballplatz und jetzt eine Halle, außerdem die Bahn.
Jeder der da wohnt, weiß das auch schon im Vorfeld!
Schade, dass ein paar Bürger die Allgemeinheit so verunglimpfen können/wollen.
Denn sind wir mal ehrlich: Selbst nach einem Abriss wird dort aufgrund der IG Schulstraße (außer vielleicht/hoffentlich bebaubare Wohnfläche) nie mehr etwas öffentliches gebaut werden.