Was wird aus dem einst größtem Hotel Gemündens? Das ehemalige Hotel Atlantis neben der Scherenberghalle steht seit einigen Jahren leer. Nach einem Verkauf 2018/19 hieß es, es solle zu einem Boardinghouse mit länger vermieteten Apartments vor allem für Firmen oder alternativ zu einem Mehrfamilienhaus werden. Zwischenzeitlich stand es wieder zum Verkauf, dann brannte es Anfang Dezember im Erdgeschoss. Wir haben bei der Aschaffenburger MKB Immobilien GmbH beziehungsweise Debag Immobilien GmbH nachgefragt, was die Pläne jetzt sind. Auf der Internetseite der Debag steht es unter "aktuelle Projekte" als Boardinghouse mit 39 Apartments.
Murat Mert, Geschäftsführer von MKB/Debag teilt mit: "Das Objekt wird auf keinen Fall abgerissen. Das ehemalige Hotel wird komplett von innen und außen kernsaniert." Es soll ein Boardinghaus mit 39 "sehr modern eingerichteten Ein- und Zwei-Zimmer-Apartments" entstehen, in denen ein Aufenthalt von mindestens einer Woche und maximal sechs Monatev geplant ist. Außerdem interessant: "Im Erdgeschoss soll eine Speise- und Schankwirtschaft entstehen." Die Pläne lägen der Stadt Gemünden und dem Landratsamt Main-Spessart vor.
Baugenehmigung nötig, aber keine Stellplätze vorhanden
Offensichtlich ist es alles aber nicht ganz so einfach. In den vergangenen Jahren hat sich am Gebäude nichts getan. Grund ist laut Mert, dass für den Umbau eine neue Baugenehmigung nötig sei. Diese müsse beantragt werden, weil das Hotel dem Landratsamt zufolge 1984 nicht nach den genehmigten Plänen gebaut wurde. Diesen Umstand hatte das Landratsamt der Redaktion bei einer früheren Anfrage bestätigt. Der Landkreis habe dies erst festgestellt, als er das Gebäude von Oktober 2015 bis August 2016, im Anschluss an die Nutzung als Hotel, als Erstaufnahmeeinrichtung für syrische Kriegsflüchtlinge nutzte. Für die Nutzung als Hotel etwa müsste ein Brandschutzkonzept umgesetzt werden.
Der Knackpunkt bei einem neuen Bauantrag sei aber, dass Stellplätze nachgewiesen werden müssten. Über die verfügt das ehemalige Hotel aber nicht. Und Geschäftsführer Mert zufolge erkläre sich die Stadt Gemünden auch nicht bereit dazu, dass seine Gesellschaft Stellplätze ablösen könne. Nach Auskunft der Stadt würden nach der voraussichtlichen Sanierung der Scherenberghalle zusätzliche Stellplätze benötigt, so Mert. Ohne Stellplätze aber offenbar keine Baugenehmigung. Insgesamt seien 13 Parkplätze gefordert, davon sieben für das Boardinghouse und sechs für das Lokal.
Eigentümer-Gesellschaft würde bei einer Baugenehmigung sofort loslegen
"Wenn die Genehmigungsfrage abgeklärt ist", so Mert, "werden wir sofort mit der Kernsanierung beginnen." Die momentane Situation mit dem Leerstand sei allein der fehlenden Genehmigung geschuldet. Das Boardinghouse solle eine Bereicherung für Gemünden sein, eine Lösung müsse doch möglich sein.
Eine zumindest Teillösung, die Mert selbst "als letzte Möglichkeit" sehe, sei, einen Teil des Erdgeschosses abzureißen, um dort Stellplätze zu schaffen. In dem Fall würde das dort geplante Lokal wegfallen. Sieben Parkplätze müssten so geschaffen werden.
Bürgermeister Lippert: Entscheidung häng von Scherenberghalle ab
Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert sagt auf Anfrage, dass ihm zumindest ein Bauantrag noch nicht vorliege. Das Problem für die neuen Eigentümer sei, dass man bei einer neuen Genehmigung neue Vorgaben einhalten müsste. Bei der Frage der Stellplatzablöse sei die Stadt "zunächst mal zurückhaltend", oder anders ausgedrückt: "Das wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht, weil wir noch nicht wissen, wie es mit der Scherenberghalle weitergeht." Nicht, dass der Stadt dann dort Stellplätze fehlen würden. Zur Frage, wie es früher mit Stellplätzen ausgesehen habe, als dort noch Hotelbetrieb war, könne Lippert nichts sagen. Vielleicht seien irgendwann mal Stellplätze nachgewiesen worden, vielleicht habe aber auch niemand danach gefragt.
Zum Brand teilt Murat Mert noch einmal die Erkenntnis der Polizei mit, dass keine Brandbeschleuniger festgestellt wurden. "Höchstwahrscheinlich haben Jugendliche oder Obdachlose eine Fensterscheibe eingeschlagen und sich darin aufgehalten." Der genaue Schaden durch den Brand sei noch nicht ermittelt, besonders hoch scheint er aber nicht gewesen zu sein. Die Polizei schätzte ihn vorläufig auf 20.000 Euro.