Gut zwei Dutzend Gemündenerinnen und Gemündener und ein paar Stadträte durfte Bürgermeister Jürgen Lippert am Donnerstagabend in der Scherenberghalle zur zentralen Bürgerversammlung begrüßen. Kommendes Jahr, kündigte er an, wolle er in jedem Stadtteil einen Rundgang mit anschließender Versammlung durchführen, um wieder einmal den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort die Möglichkeit zu geben, ihre Anliegen zu äußern. Unter den Besuchern am Donnerstag waren auch Ehrenbürger Hubert Schuster und Ehrenringträgerin Irmgard Pröschl.
Lippert blickte zurück auf das Jahr und, informierte über die Finanzen der Stadt, getätigte Investitionen sowie Aktivitäten und Statistiken zu Gemünden. Positiv hat sich für Gemünden die Zahl der Einwohner entwickelt. So hat die Zahl der Hauptwohnsitze gegenüber 2021 um 90 zugelegt, sodass die Stadt wieder über 10.000 Einwohner verzeichnet. Der Schuldenstand dagegen nehme weiter ab, zum Jahresende rechnet die Stadt damit, unter 3,5 Millionen Euro zu kommen. Damit habe Gemünden seit seinem Amtsantritt 2014 rund die Hälfte seiner Schulden abgebaut, so Lippert. Das Defizit der Kultur- und Freizeiteinrichtungen werde dieses Jahr bei geplant 1,65 Millionen Euro liegen. "Man kann halt nun mal ein Hallenbad, ein Freibad und eine Halle nicht mit schwarzen Zahlen führen", sagte der Bürgermeister.
Ein großer Investitionsposten – alleine für die Mittelschule 142.000 Euro – waren die über 100 Luftreinigungsgeräte für alle Schulen und Kindergärten, "die wir", so Lippert, "im Zuge der Energiesparmaßnahmen eigentlich gar nicht einschalten sollten". Der Ronkarzgarten hat jetzt einen Stromanschluss, der Spielplatz an der Duivenallee ist für 165.000 Euro zur Hälfte erneuert worden und für 20.000 Euro hat die Stadt den Chorbogen der in Stadteigentum befindlichen Kirche Aschenroth saniert. An der Scherenburg wurde eine Mauer für 95.000 Euro saniert. Zur gewünschten Skateranlage sagte Lippert: "Sollten Sie ein Grundstück haben, das Sie verkaufen, können Sie auf mich zukommen."
Der Bürgermeister kündigte an, dass schon bald mit der Oberdorfstraße in Wernfeld begonnen werden soll. Die Straße wurde vom städtischen Bauamt schon einmal als schlechteste Straße im Stadtgebiet bezeichnet. "In Kürze" soll es auch eine Entwurfsplanung für die Scherenberghalle geben. Zum neuen Baugebiet Mühlwiesen II sagte Lippert, dass das Umlegungsverfahren fast abgeschlossen sei und die Erschließung hoffentlich noch 2023 beginne. Abschließend wiederholte Lippert, wie die Stadt auf den unwahrscheinlichen Fall eines Blackouts vorbereitet ist und wohin Bürgerinnen und Bürger sich dann wenden können.
Roland Brönner, Vorstand des Kommunalunternehmens Stadtwerke (KU), ging anschließend auf Zahlen des KU ein. Der Überschuss werde dieses Jahr von 878.000 auf etwa 560.000 Euro sinken. Dies sei vor allem Investitionen im Abwasserbereich geschuldet, wo etwa Fällungsmittel schwer zu bekommen oder teuer waren. Um das Netz auf dem jetzigen Stand zu halten, brauche das KU jährlich über eine Million Euro. Die Schulden bewegten sich weiterhin um die 12 Millionen Euro. Dieses Jahr rechne man mit Fördermitteln von 1,2 Millionen Euro, 2023 wolle das KU sogar über drei Millionen Euro Förderung beantragen. 21 Personen seien derzeit im KU mit der Energieversorgung Gemünden angestellt. Immer wieder gebe es Praktikanten und momentan einen Azubi. "Wir hätten gern mehr", sagte Brönner. Kommendes Jahr würde das KU gerne zwei Auszubildende für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung einstellen.
Dem technischen Leiter des KU, Henry Bürgermeister, oblag es anschließend, verschiedene Projekte und Maßnahmen vorzustellen, darunter die Errichtung von Grundwassermessstellen, Kanalsanierung und Trinkwasserleitungstausch, die Planung für die Erneuerung des Heizkraftwerks in der Häfnergasse und die Vorbereitung für die Erneuerung des Heizwerks am Neubergring. Zu einem möglichen Blackout sagte Bürgermeister: "Wir können uns der Herausforderung gut stellen, weil wir über große Wasserspeicher verfügen." Über mehrere Tage sei die Versorgung sicher, außerdem verfüge man über ein mobiles Stromaggregat, mit dem man von Hochbehälter zu Hochbehälter fahren und die Pumpen laufen lassen könne.
Sollte es zu einem Blackout kommen, würden die Druckerhöhungsanlagen aber ausfallen. Dann habe jeder nur noch den Wasserdruck im Hahn, der im Ort noch vorhanden sei, oft "nur noch ein Rinnsal". Aber: "Wasser haben, ist besser als Wasser gar nicht haben."
Vollsperrung Schaippachs soll vermieden werden
Das KU will 2023 unter anderem die beiden Trinkwasserspender am Marktplatz und an der Duivenallee aufstellen und die Wasserverbundleitung ins neue Baugebiet legen. Bürgermeister hofft, dass die Wasserleitungs- und Kanalsanierung in der Schaippacher Ortsdurchfahrt ohne eine Vollsperrung auskommt.