
Der Eigenanteil für Heimbewohnerinnen und Heimbewohner bewegt sich laut einer Pressemitteilung des Verbands der Ersatzkassen in Bayern auf einem neuen Rekordniveau. Pflegebedürftige müssen für Pflege, Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten "derzeit durchschnittlich 2.178 Euro im Monat selbst aufbringen". Das seien 100 Euro mehr als im Vorjahr, heißt es weiter. In Main-Spessart liegt der Eigenanteil je nach Pflegegrad sogar zwischen 2.200 und 2.400 Euro. Aufgrund der Energiekriese könnte er aber noch weiter steigen.
Während Gesundheitsminister Karl Lauterbach ankündigte, dass für Krankenhäuser Hilfen in Höhe von bis zu acht Milliarden Euro geplant seien, gehen Alten- und Pflegeheime bislang leer aus. Emelie Schneider, Leiterin des Caritas Seniorenzentrums St. Martin in Lohr, glaubt aber, dass es noch Hilfen für Pflegeeinrichtungen geben wird. Diese müssten dann aber ohne bürokratischen Aufwand genehmigt werden, um nicht wie bei den Corona-Hilfen mit einem "mehr an Personalaufwand" einherzugehen.
Pflegebedürftige in Main-Spessart müssten vor "explodierenden Kosten" geschützt werden
Fakt ist: Die Energiekrise belaste auch Schneiders Einrichtung. Wie hoch die Mehrkosten ausfallen, könne sie noch nicht abschätzen. Sie könnten sich aber im sechsstelligen Bereich bewegen. "Wir sind ein Haus, das auf 146 Bewohner ausgelegt ist, und haben zudem eine Tagespflege, da werden wir schon gut mit dabei sein", resümiert die Leiterin. Ähnlich gestaltet sich die Situation in den Kreisseniorenzentren des Klinikums Main-Spessart; die Standorte Gemünden und Marktheidenfeld werden mit Gas beheizt.
Das Klinikum rechne allein für den Block Unterkunft mit 11,5 Prozent Mehrkosten pro Monat, deshalb sei es wichtig, "die Bewohner vor den explodierenden Kosten zu schützen und den Einrichtungen 'Luft' zu geben", so Pressesprecherin Franziska Schön. Sie appelliert: "Die Einrichtungen können diese Kosten nicht alleine tragen."
Dieter Reichert, Geschäftsführer der Otto und Anna Herold-Altersheim-Stiftung in Karlstadt rechnet vor, was das für die Pflegebedürftigen bedeuten könnte: Wer derzeit beispielsweise 4.000 Euro für einen Pflegeplatz bezahle, auf den könnten zukünftig rund 320 Euro mehr im Monat zukommen. Gemeint sind hier die Gesamtkosten, also nicht die Eigenanteile.
Niemand müsse Angst haben, seinen Pflegeplatz zu verlieren
Ob die Mehrkosten auf die Pflegebedürftigen umgelegt werden, ist jedoch noch offen. Die gestiegenen Heimentgelte müssten zunächst von den Kostenträgern genehmigt werden, erklärt der Geschäftsführer der Heroldstiftung. Er blicke deshalb gespannt auf die anstehenden Verhandlungen mit den Pflegekassen und dem Bezirk und warnt, dass es für einige Altenheime finanziell schwierig werden könnte, wenn diese auf den Kosten sitzen bleiben. Schlimmstenfalls drohten dann Schließungen.

Was passiert aber, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner die gestiegenen Kosten nicht tragen können? Niemand müsse dann Angst haben, seinen Pflegeplatz zu verlieren, bestätigen sowohl Emilie Schneider als auch Franziska Schön auf Nachfrage. Betroffene müssten dann einen Antrag auf Kostenübernahme beim Bezirk Unterfranken stellen oder Sozialleistungen beantragen. "Letztendlich fällt das dann aber wieder auf uns alle zurück", kritisiert Schneider in diesem Zuge und ergänzt, dass es deshalb auch im Sinne der Politik sei zu reagieren.
Energiesparmaßnahmen sind in Pflege- und Altenheimen schwer umsetzbar
Zwar versuchten auch Pflege- und Altenheime Energie zu sparen, doch laut Dieter Reichert gebe es "nicht viele Gestaltungsmöglichkeiten." Er könne nicht einfach mal so die Temperatur um ein bis zwei Grad reduzieren, ohne dass es Beschwerden gebe. Umsetzbar seien deshalb nur Kleinigkeiten. Reduziert worden seien Lampen mit Bewegungsmeldern und nicht benötige Außenbeleuchtung bleibe aus, informiert er. Beim geplanten Anbau soll zudem eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach, die dann das gesamte Haus versorgen könne.
Wenig Spielraum sieht auch die Leitung des St. Martin Seniorenzentrums in Lohr. "Wir führen derzeit eine Umstellung aller Lampen auf LED-Beleuchtung durch, um Kosten einzusparen. Das bringt schon einiges", informiert Emelie Schneider. Mehr wollte die Heimleitung nicht verraten, außer, dass es aktuell Diskussionen über das Einsparungspotenzial gebe. Dabei gehe es auch um die Frage, inwieweit die Energiesparmaßnahmen für die Bewohnerinnen und Bewohner vertretbar sind.
Was passiert mit Senioren, die sich das nicht leisten können?