Gute Nachrichten für das Altenheim der Otto-und-Anna-Herold-Stiftung in Karlstadt: Am Ort des bisher einstöckigen Anbaus wird ein vierstöckiger Neubau entstehen, der im Erdgeschoss eine neue Küche sowie eine Cafeteria mit Terrasse erhalten wird. In den Stockwerken darüber sollen insgesamt 24 Einzelzimmer entstehen. Landrätin Sabine Sitter, qua Amt Vorsitzende der Stiftung, stellte diese Pläne am Donnerstag in einem Pressegespräch vor.
Die Schließung der Küche im zum Gesundheitszentrum umgebauten früheren Karlstadter Kreiskrankenhaus hatte für Aufregung und Widerstand gesorgt. Bisher war das benachbarte Altenheim von dieser Küche aus mit versorgt worden. Beim Verkauf des Gebäudes wurde die weitere Nutzung der Küche vereinbart. Seit 1. Mai jedoch wird das warme Mittagessen im Seniorenheim Marktheidenfeld zubereitet und nach Karlstadt geliefert. Frühstück und Abendbrot werden in einer 50 Quadratmeter großen Verteilerküche, die im Gesundheitszentrum angemietet wird, zubereitet.
Mit der Übergangslösung läuft's gut
Levi Hoffmann, Abteilungsleiter Gastronomie beim Klinikum Main-Spessart, erklärt: "Die Krankenhausküche war 400 Quadratmeter groß und auf die Versorgung von 600 Menschen ausgerichtet. Das war überdimensioniert für die zurzeit 145 Bewohner des Seniorenheims." Der ursprünglich angedachte Umzug der Küche ins Untergeschoss sei technisch nicht möglich, die große Küche im ersten Stockwerk weiter zu betreiben, nicht wirtschaftlich gewesen. "Wir hätten die Küche zu einem erhöhten Preis mieten müssen. Und hätten dann mit langen Laufwegen, einer 15 Meter langen Spülstraße und einer in die Jahre gekommenen Einrichtung zurechtkommen müssen."
Die Übergangslösung mit Lieferung aus Marktheidenfeld habe sich bewährt. Heimleiterin Elfriede Roth bestätigt: "Die Bewohner sind mit dem Essen sehr zufrieden." Auch die Nutzung der Verteilerküche funktioniere – mit nun vier Vollzeitstellen statt vorher 9,5. "Fünf Vollzeitkräfte wurden in Marktheidenfeld übernommen; ein befristeter Vertrag lief aus", erklärt Levi Hoffmann. Der Ist-Zustand sei also in Ordnung, der Entschluss zum Neubau "wegweisend für die Zukunft" sowie "eine Initialzündung für den Rest des Hauses", sagt Sabine Sitter.
Das Seniorenheim der Heroldstiftung sei "ein Diamant" im Landkreis, der in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit Klinikum und Landkreis "vermengt" werde, so die Landrätin. Die Baupläne, vor allem die eigene Küche, werden unterstreichen, dass das Heim "autark" sei. "Wir wollten eine eigenständige Küche, wir wollten Einfluss auf den Speiseplan haben", sagt Kuratoriumsmitglied Manfred Goldkuhle. "Seit 2016 war klar, dass etwas passieren muss. Jetzt wurde das angepackt und gelöst", betont er. "Das Altenheim der Heroldstiftung hat jetzt eine Perspektive."
Wie der neue Bau aussehen und was er kosten soll
Die neue Küche soll eine 200 Quadratmeter große "Produktionsküche" werden mit Umkleideräumen, Dusche und Sanitärbereich fürs Personal, Trennung von Zubereitung und "unsauberem Bereich" mit Haubenspülmaschine und einem Anliefer-Bereich. "Der Lieferant kann Lager und Tageskühlzelle anfahren und ausladen, ohne dass ein Mitarbeiter vor Ort sein muss", erklärt Levi Hoffmann. Dazu kommen der "Cafeteria" genannte Essbereich mit 70 Plätzen auf 130 Quadratmetern und eine 110 Quadratmeter große Terrasse mit 50 Plätzen.
Küche und Cafeteria lassen sich auch voneinander abtrennen. Es sei vorstellbar, dass diese Räumlichkeiten für Geburtstagsfeiern oder kulturelle Veranstaltungen genutzt werden, hieß es im Pressegespräch. Gewünscht ist jedenfalls, dass die Cafeteria zum Treffpunkt aller Bewohner wird. Bisher essen diese auf den Zimmern oder in kleineren Esszimmern ihrer Wohneinheiten.
In den weiteren Stockwerken des rund 40 Meter langen und 15 Meter breiten Gebäudes werden auf drei Etagen 24 Einzelzimmer in drei Wohngruppen entstehen. "Die Tendenz geht ganz klar zu Einzelzimmern", sagt Heimleiterin Roth. Bisher gibt es davon 43 im Heim. Bis 2024 müssen 75 Prozent aller Seniorenheimzimmer Einzelzimmer sein.
Neue Stelle für Geschäftsführung des Heims
"Wir wollten über diese Pläne erst die Heimbewohner informieren, bevor wir damit an die Presse gehen", sagte Sabine Sitter. Schließlich sollen die fünf derzeit im Anbau wohnenden Menschen nicht aus der Zeitung erfahren, dass ihr derzeitiges Zuhause bald abgerissen wird. "Derzeit wird die Finanzierung geplant, danach der Architekt beauftragt", so die Landrätin. "Wir würden gerne im Herbst 2022 mit dem Bau beginnen."
Das Stiftungskuratorium geht von einer Größenordnung von 8,8 Millionen Euro für den Bau aus; dazu kommt dann noch die Küchenausstattung. Die Bauzeit wird grob mit eineinhalb bis zwei Jahren veranschlagt. Dieses Großprojekt soll auch angemessen betreut werden, deshalb wird in Kürze die Stelle eines Geschäftsführers für das Seniorenheim ausgeschrieben. "Dafür wurde eigens die Kuratoriumssatzung von 1963 geändert", erklärt Sitter.
Die Umsetzung dieser Pläne wird die Selbstständigkeit des Karlstadter Seniorenheims stärken und die Attraktivität erhöhen – davon ist Heimleiterin Elfriede Roth überzeugt. "Eine wegweisende Entscheidung", sagt Landrätin Sabine Sitter.