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Burgsinn
Eichelernte in Burgsinn läuft: Warum Eicheln aus dem Spessart bis in die Lüneburger Heide verkauft werden
Etwa 12 Tonnen Eicheln haben Sammler in Burgsinn bereits aufgelesen. Daraus werden einmal Traubeneichen. Die Gemeinde nimmt mit der Ernte zusätzliches Geld ein.
Das Zwischenergebnis der Eichelernte 2022: In Burgsinn wurden bisher rund 12 Tonnen Eicheln gesammelt. Hier liegen sie sortiert bereit. Sie werden an Baumschulen verkauft.
Foto: Robert Herold | Das Zwischenergebnis der Eichelernte 2022: In Burgsinn wurden bisher rund 12 Tonnen Eicheln gesammelt. Hier liegen sie sortiert bereit. Sie werden an Baumschulen verkauft.
Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Die Eichelernte ist in Burgsinn in vollem Gang. Auf der kommunalen Waldfläche von etwa 3200 Hektar hätten die Sammlerinnen und Sammler bisher um die 12 Tonnen der Eichenfrüchte gelesen, berichtet Bürgermeister Robert Herold (Bürgerliste/Freie Bürger). Die Waldfläche besteht zu 70 Prozent aus Laubwald, ganze 21 Prozent sind mit Traubeneichen bewachsen. Deren Früchte gehen an verschiedene Baumschulen, die daraus Waldnachwuchs ziehen und als junge Pflanzen weiterverkaufen.

Gewinn geht in den Forsthaushalt

Für Burgsinn bedeutet die Ernte Mehreinnahmen. Zuletzt kamen im Jahr 2020 brutto etwa 130.000 Euro zusammen, berichtet der Bürgermeister. Nach Abzug der Sammlerlöhne und anderer Ausgaben blieben durchaus ein paar zehntausend Euro über. Der Erlös fließt laut Herold in den Forsthaushalt der Gemeinde.

Da Eichen nicht in jedem Jahr Früchte tragen, gab es 2021 keine Ernte, sagt Herold. In diesem Jahr locke eine "bessere Sprengmast" die Sammlerinnen und Sammler in den Burgsinner Wald, jeder fünfte bis siebte Baum trage Eicheln, so der gelernte Forstwirt. In Jahren mit Vollmast, also wenn alle Bäume eine Bestandes viele Früchte ausbilden, hätte man in Burgsinn bis zu 40 Tonnen Eicheln sammeln können, berichtet er. Eine Vollmast komme etwa alle sieben Jahre zustande. 

Man könne nie genau vorhersehen, wie die Mast ausfällt. Doch "wenn wir eine Zusatzeinnahme haben", sagt Herold, "ernten wir weniger Holz". Noch etwa eine Woche lang, schätzt er, wird die diesjährige Ernte dauern. Denn durch die warmen Temperaturen würden viele Eicheln bereits Triebe ausbilden.

Die Eicheln beginnen wegen der warmen Temperaturen bereits jetzt zu keimen (Archivbild).
Foto: Helmut Hussong | Die Eicheln beginnen wegen der warmen Temperaturen bereits jetzt zu keimen (Archivbild).

Leergefressene Eicheln bleiben liegen

Das beim Sammeln zu beachten ist wichtig. Außerdem sollen die insgesamt rund 50 Sammlerinnen und Sammlerin möglichst wenig Schmutz mitbringen und die sogenannten tauben Eicheln liegen lassen. Das sind Früchte, die Schädlinge schon leergefressen haben. Darüber hinaus darf nur in bestimmten Beständen gelesen werden, denn Teile des Burgsinner Waldes sollen naturverjüngt werden. Wer sammelt, bekommt 2,50 Euro pro abgeliefertem Kilo Eicheln. Wenn jemand insgesamt eine halbe Tonne schafft, legt die Gemeinde 25 Cent pro Kilo obendrauf. 

Sammeln darf theoretisch jeder und jede – aber praktisch nur, wer einen offiziellen Sammelschein hat. Das werde genau kontrolliert, sagt Herold. Die Sammler melden sich, wann sie losgehen. Die Abgabe ist dann zentralisiert im Bauhof. Außerdem werde geprüft, ob die Sammlerinnen und Sammler wirklich draußen Eicheln lesen und nicht etwa von der Straße aufkehren. Denn: "Jeder Verkauf wird genetisch überprüft", so der Bürgermeister. "Das kostet zwar Geld, aber es muss nachgewiesen sein, dass es die Eicheln sind, die drauf stehen."

Spessarteicheln dürfen weltweit gepflanzt werden

Denn die Burgsinner Reviere haben besonders alte und genetisch geprüfte Bestände. Bestimmte Eicheln aus dem Spessartrevier, also auf der Spessartseite des Burgsinner Gemeindewaldes, und daraus gewachsene Eichen dürfen weltweit gepflanzt werden, berichtet der Burgsinner Forstamtsleiter Hans-Peter Breisch. Wenn die Klimabedingungen passen, seien die Eichen mit der Sonderherkunft also überall einsetzbar. "Das ist schon einmalig und ein hohes Gut", sagt Breisch. Eicheln aus dem Rhönrevier, dem Teil des Burgsinner Waldes in Richtung Gräfendorf, dürfen nicht überall gesät werden.

Auch weit entfernte Baumschulen bestellen in Burgsinn Eicheln. "Wir liefern bis in die Lüneburger Heide", sagt Herold. Auch aus Österreich kamen schon Käufer. Die Nachfrage sei viermal so hoch wie das, was Burgsinn tatsächlich liefern könne, berichtet der Bürgermeister. Das sei dem Borkenkäfer geschuldet. Viele Forstbetriebe forsten nicht mehr mit Fichte auf. "Die Traubeneiche ist sehr resilient und kommt mit der Trockenheit gut zurecht, deswegen ist eine immense Nachfrage da", sagt er.

Er sei dankbar, dass die Menschen sammeln. Hintergrund sei auf der einen Seite selbstverständlich der monetäre Anreiz. "Aber es spielt schon mit, dass diese Eicheln zu Bäumen werden und die Wälder klimastabiler machen. Nicht nur bei uns, sondern in ganz Deutschland." 

 
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