
Auf arbeitsreiche Tage freut sich Alexander Hoffmann: Der CSU-Direktkandidat holte bei der Bundestagswahl am Sonntag die meisten Erststimmen im Wahlkreis Main-Spessart, der die beiden Landkreise Main-Spessart und Miltenberg umfasst. 2013 holte Hoffmann 51,7 Prozent, 2017 bekam er 46,6 der Erststimmen, 2021 38,6 Prozent. 2025 erreichte er 45,5 Prozent. Nur in Rieneck blieb er hinter dem gebürtigen Rienecker Bernd Rützel (SPD) zurück.
Dass es heuer so viel besser lief als vor drei Jahren, macht er an mehreren Gründen fest. Eine wichtige Rolle spiele immer der Kanzlerkandidat. "Friedrich Merz ist inhaltlich ganz anders ausgerichtet, als es Armin Laschet war, vor allem bei den Themen Wirtschaft und Migration", so Hoffmanns Einschätzung. Wichtig sei außerdem, dass CDU und CSU in diesem Wahlkampf so geschlossen aufgetreten seien. Ihm persönlich hätten die Wähler wohl hoch angerechnet, dass er trotz Opposition viel im Wahlkreis unterwegs war.
In seinem Heimatort Zellingen holte Hoffmann 51,6 Prozent. "Dass man mir dort, wo man mich besonders gut kennt, seine Stimme gibt, nehme ich als Kompliment an meine Person."
Hoffmann möchte Geschäftsführer bleiben
Am Montagmorgen um 7.30 Uhr wird er als parlamentarischer Geschäftsführer in München zu Sitzungen mit dem Präsidium und dem Parteivorstand erwartet, am Nachmittag geht es von dort nach Berlin, wo Hoffmann die konstituierende Sitzung vorbereitet. In dieser Sitzung am Dienstag hofft er, wieder als Geschäftsführer gewählt zu werden. Auf die Frage nach einem möglichen Ministerposten antwortet Hoffmann zurückhaltend: "Ich werde jede Rolle, die ich bekomme, so gut ausführen, wie ich kann."
Durch das veränderte Wahlrecht wird wohl erst am Montag offiziell feststehen, ob Hoffmann in den Bundestag einzieht. Sorgen macht er sich jedoch keine.
Der Miltenberger Kerim Erdem zeigt sich als Kandidat der Rechtsaußenpartei AfD "überaus zufrieden". Er habe das Erststimmenergebnis der AfD im Landkreis Miltenberg um über elf Prozentpunkte steigern können. Die Zahl der AfD-Mitglieder in seinem Heimatlandkreis sei im Wahlkampf "unglaublich" gestiegen. Eine besondere Genugtuung sei es für ihn gewesen, mit Bernd Rützel einen aktuellen Abgeordneten zu schlagen.
Von einer sehr enttäuschten Stimmung sprach dann auch der angesprochene Rützel (SPD) am Sonntagabend um kurz vor halb acht. Für ihn war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, ob er weiter im Bundestag bleibt. "Da ist die Messe noch nicht gelesen." Er bekam 15,7 Prozent der Erststimmen.
Rützel: "Mit Fakten nicht durchgedrungen"
Er gratuliere Friedrich Merz und der CDU/CSU zum Wahlgewinn. "Der Ball liegt bei denen." Auf der Suche nach Erklärungen für das historisch schlechte Abschneiden der SPD sagt Rützel: "Ich glaube, die Menschen haben eine stärkere Führung erwartet. Da haben wir nicht geliefert." Erst sei Corona gewesen, dann durch den Ukrainekrieg Inflation und Gasmangel. Hinzugekommen sei der häufige Streit in der Koalition.
Zuletzt habe zudem die Migrationsdebatte alles überlagert. "Wir sind nicht durchgedrungen mit Zahlen, Daten, Fakten." . Immerhin holte er in seinem Heimatort Schaippach mit 50,4 Prozent der Erststimmen "die absolute Mehrheit", sei ihm da schon berichtet worden, was ihn natürlich freue.

Grünen-Kandidat Peter Weis sagte am Sonntagabend: "Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem Ergebnis – mit dem eigenen und dem der Grünen insgesamt." Der aus Elsenfeld (Lkr. Miltenberg) stammende Kandidat sagt zuversichtlich: "Schwarze und Grüne müssen sich irgendwie annähern."
Die Linke lag am Wahlsonntag in der ersten bundesweiten Hochrechnung bei 8,5 Prozent. Begeistert nahm das auch Andreas Adrian zur Kenntnis, Direktkandidat im Wahlkreis Main-Spessart. "Zitterstimmung gibt es schon lange nicht mehr, eher großen Jubel", sagt der 25-Jährige im Hinblick auf das Ergebnis. Im Wahlkreis Main-Spessart holte die Partei 4,9 Prozent der Zweitstimmen.
Für ÖDP-Kandidat Wolfgang Winter war klar, dass er und seine Partei bei dieser Wahl nicht viel erreichen würden. Das liege auch daran, dass wegen der vorgezogenen Wahl nur wenig Zeit blieb, um Unterstützungsunterschriften zu sammeln. Für die Partei sei das ein "Horrorakt" gewesen. Der Sulzbacher (Lkr. Miltenberg) will sich nun auf die Kreis- und Bezirkswahl konzentrieren.
Der Direktkandidat der Freien Wähler, Volker Hepp, verfolgte das Wahlergebnis aus beruflichen Gründen aus Doha. "Ich hätte mir etwas mehr erwartet. Ich wäre zum Beispiel gerne vor dem Kandidaten der AfD gelandet und hätte mir persönlich ein ähnliches Ergebnis wie Jessica Klug 2021 gewünscht", so Hepp. Seine Stimmung sei aber trotzdem "okay", da es vermessen gewesen wäre, einen Sieg aus dem Stand zu erwarten.
Nicht viel schönreden konnte der FDP-Direktkandidat Noah Kirchgeßner. Im Laufe des Wahlabends zeichnete sich ab, dass die Liberalen nicht im neuen Bundestag vertreten sein werden. "Das Ergebnis ist sehr ernüchternd und ich finde es schade, dass die liberale Stimme nicht einziehen konnte." Der 22-jährige Bürgstädter gibt sich nach seinem ersten Wahlkampf aber auch optimistisch: "Wir müssen gucken, woran es gelegen hat, das aufarbeiten und die Partei gegebenenfalls umkrempeln", so Kirchgeßner.