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Aura im Sinngrund
Beim "Jahrhunderthochwasser" in Aura streikte die Sirenen-Alarmierung – Warum die Feuerwehr dennoch zur Stelle war
Hunderte Einsatzkräfte kamen zur Bekämpfung der Sturzflut nach Aura. Wie sie trotz Technik-Ausfall alarmiert wurden und warum die Sirenen im Sinngrund schwiegen.
Auras Bürgermeister Wolfgang Blum vor dem Rathaus. Die auf dem Dach installierte Alarm-Sirene funktionierte in der Nacht des heftigen Unwetters nicht.
Foto: Simon Hörnig | Auras Bürgermeister Wolfgang Blum vor dem Rathaus. Die auf dem Dach installierte Alarm-Sirene funktionierte in der Nacht des heftigen Unwetters nicht.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Eine erstaunliche Beobachtung machte Auras Bürgermeister Wolfgang Blum im Kontext des heftigen Unwetters mit Starkregen und Überschwemmung in der Nacht zum 17. August: "Manche Auraner haben das Ereignis verschlafen, weil die Sirenen-Alarmierung nicht ging." Im ganzen Sinngrund habe angeblich keine Sirene funktioniert. "Und scheinbar durch das starke Gewitter ist auch das Handynetz ausgefallen und das Fernsehen ging nicht."

Das führt ein bedrohliches Szenario vor Augen: Just als der namensgebende Fluss Aura über die Ufer tritt und die Straßen der kleinen Sinngrundgemeinde in einem, wie es Bürgermeister Blum beschreibt, "Jahrhunderthochwasser" flutet, fällt die Technik aus, die die dringend benötigten Helferinnen und Helfer von Feuerwehr und THW einberufen soll.

Das Flüsschen Aura trat in der Nacht zum 17. August über die Ufer und flutete Straßen und Keller der gleichnamigen Sinngrundgemeinde.
Foto: NEWS5 / Merzbach | Das Flüsschen Aura trat in der Nacht zum 17. August über die Ufer und flutete Straßen und Keller der gleichnamigen Sinngrundgemeinde.

Einberufung der Einsatzkräfte erfolgt in Main-Spessart auf bis zu drei Wegen

Umso mehr erstaunt da Blums weitere Aussage: "Aber zum Glück waren alle Einsatzkräfte trotzdem schnell da." Ein scheinbarer Widerspruch, den René Street, Kreisbrandmeister für den Bereich Gemünden und Leiter des betreffenden Großeinsatzes, auflösen kann: "Die Hauptalarmierung wird bei uns in der Feuerwehr in Main-Spessart über die Sirenen und die Funkmelder gemacht. Dazu gibt es vonseiten des Landkreises noch die Zusatzalarmierung mithilfe der Handy-App Alamos."

Der Ausfall einzelner Sirenen – auf Nachfrage dieser Redaktionen meldeten dies die Feuerwehrkommandanten in Aura und Fellen, in Mittelsinn hätte sie hingegen funktioniert – habe durch diese Mehrfach-Alarmierung somit kompensiert werden können: "Alle Feuerwehren, die von der integrierten Leitstelle in Würzburg alarmiert worden sind und die wir nachgefordert haben, sind an die Einsatzstelle gekommen", erklärt Street. Im Einsatz waren demnach die Wehren aus Aura, Fellen, Mittelsinn, Obersinn, Burgsinn, Rieneck, Karlstadt und der THW-Ortsverband Karlstadt.

Auswirkungen des Sirenen-Ausfalls waren nicht gravierend

Konsequenz des Sirenen-Ausfalls könnte laut dem Kreisbrandmeister lediglich gewesen sein, dass einzelne Mitglieder der jeweiligen Feuerwehren die Einberufung nicht mitbekommen hätten. Am ehesten dürfte dies die Feuerwehr in Fellen betroffen haben, wo keine Funkempfänger eingesetzt und lediglich durch Sirene und die Handy-App einberufen werde. Laut dem dortigen Kommandanten Rainer Lutz traf dies jedoch höchstens auf einige wenige zu: "Wenn die Sirene geht, kommen vielleicht ein paar mehr, aber es waren bei uns trotzdem etliche Leute im Einsatz, das war kein Problem."

"Extrem schlechtes Wetter kann die Übertragung von solchen Funkwellen stören."
Jacqueline Ratka, Leiterin der Führungsgruppe Katastrophenschutz am Landratsamt Main-Spessart

Bleibt noch die Frage, warum die Sirenen in Aura und Fellen ihren Dienst verweigerten. Genau lässt sich dies nicht feststellen. Die Probealarmierung in Aura, am Samstag nach dem Hochwasser, hat nach Aussage von Bürgermeister Blum und Feuerwehrkommandant Marc Brand wieder problemlos funktioniert, ein technischer Defekt – etwa durch einen Blitzeinschlag während des Gewitters – lag somit nicht vor. Auch der Alarmumsetzer, über den die Alarmierung von der integrierten Leitstelle an die einzelnen Wehren weitergeleitet wird, hat laut Jacqueline Ratka, Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Gesundheitswesen am Landratsamt Main-Spessart, funktioniert.

Fotoserie

Ursache für den Ausfall der Sirenen-Alarmierung war wohl der starke Regen

Im Landratsamt geht man davon aus, dass der Starkregen in der Nacht eine Störung bei der Übertragung verursacht haben könnte und das Signal dadurch nicht bei den Sirenen angekommen sei. "So extrem schlechtes Wetter kann die Übertragung von solchen Funkwellen stören", erklärt Ratka. Die Alarmierung vonseiten der Leitstelle sei jedoch erfolgt und durch Funkmelder oder App letztlich auch bei den Feuerwehrleuten angekommen, deren Sirene nicht ausgelöst hatte.

Der Aufwand, den das Landratsamt Main-Spessart mit dem freiwilligen Angebot der Alamos-App betreibt, hat sich damit am Beispiel Fellens, wo sie in der Nacht zum 17. August die einzige Form der Einberufung darstellte, ausgezahlt. Vielleicht mit ein Grund, warum Bürgermeister Blum im Rückblick auf die Flutnacht bilanzieren kann: "Mit ein paar wenigen Ausnahmen, ist Aura mit einem blauen Auge davongekommen."

 
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