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Main-Spessart
"Es ist alles verschlammt": Starkregen sorgt für schwere Überschwemmungen in Spessart und Sinngrund
Ein schweres Unwetter mit Starkregen hat in Aura, Partenstein und Frammersbach für Dreck und Verwüstung gesorgt. Am Donnerstag war Aufräumen angesagt.
Wie hier in Fellen halfen auch in den übrigen betroffenen Gemeinden in Main-Spessart am Morgen nach der Unwetternacht alle mit, die Schäden zu beseitigen.
Foto: Björn Kohlhepp | Wie hier in Fellen halfen auch in den übrigen betroffenen Gemeinden in Main-Spessart am Morgen nach der Unwetternacht alle mit, die Schäden zu beseitigen.
Björn Kohlhepp
 und  Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 15.07.2024 15:35 Uhr

Nach einem heftigen Gewitter mit Starkregen Mittwochnacht hat es in mehreren Orten im Spessart und Sinngrund Überflutungen und zum Teil massive Schäden durch Schlamm- und Geröllfluten gegeben. Vor allem in Frammersbach, Partenstein, Wiesthal, Aura und Fellen gab es Einsätze von Feuerwehr und THW.

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In Frammersbach, wo es innerhalb von 90 Minuten 80 Liter pro Quadratmeter regnete, waren die Straßen in der Nacht laut Kreisbrandinspektor Harald Merz 30 bis 80 Zentimeter hoch mit Wassermassen, Geröll und Schlamm bedeckt. Einige Bergstraßen bildeten Sturzbäche und die Partensteiner Hauptstraße stand nach Aussage eines Anwohners zwei Stunden lang unter Wasser.

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Frammersbach, Partenstein und Wiesthal waren mit 100 Notrufen Einsatzschwerpunkt

Die Gemeinden Frammersbach, Partenstein und Wiesthal waren nach Aussage der integrierten Leitstelle in Würzburg in der Nacht in Main-Spessart Einsatzschwerpunkt. 100 Einsätze hatten die Ortsfeuerwehren sowie herbeigerufenen Feuerwehren aus Neuhütten, Krommenthal, Habichsthal und Rechtenbach bis 6 Uhr morgens zu schultern. Unterstützt wurden sie dabei unter anderem von der THW-Ortsgruppe Lohr. 

Die Mitglieder der Frammersbacher Feuerwehr sind nach dem nächtlichen Dauereinsatz sichtlich geschafft, aber auch stolz auf das Geleistete.
Foto: Simon Hörnig | Die Mitglieder der Frammersbacher Feuerwehr sind nach dem nächtlichen Dauereinsatz sichtlich geschafft, aber auch stolz auf das Geleistete.

"Wahrscheinlich haben die Leute sich gedacht: Das kennt man nur aus dem Fernsehen und jetzt bin ich live dabei. Wie Ahrtal in klein", schildert der Kreisbrandinspektor die Zustände, die auch ihn bei der Fahrt von seinem Heimatort Wiesthal nach Frammersbach überrascht hätten: "Da bin ich fast im Schritttempo gefahren aufgrund der Wassermassen. Das war Wahnsinn. Wie, wenn du in der Waschstraße drin bist."

In und um Frammersbach wurden Straßen und ein Biergarten unterspült

In der Lohrer Straße in Frammersbach, wo am Mittag immer noch viele Anwohner dabei waren, ihre Keller auszuräumen, die Häuser mit Hochdruckreinigern abzuspritzen und Schlamm und Dreck zu schaufeln, liegt auch das Hotel-Restaurant Schwarzkopf von Stefan Pumm. "Wir hatten 60 Zentimeter Wasser im Weinkeller, und im Biergarten ist teilweise auch der Boden eingebrochen", erzählt der Inhaber.

Restaurant-Inhaber Stefan Pumm bereinigt am Morgen nach dem Unwetter die Schäden in Keller und Biergarten: 'Dieses Wochenende werden wir nicht aufmachen, sondern aufräumen.'
Foto: Simon Hörnig | Restaurant-Inhaber Stefan Pumm bereinigt am Morgen nach dem Unwetter die Schäden in Keller und Biergarten: "Dieses Wochenende werden wir nicht aufmachen, sondern aufräumen."

Auf der Straße von Partenstein nach Frammersbach gab es wegen einer Unterspülung eine halbseitige Sperrung. Weitaus schlimmer hat es laut Kreisbrandinspektor Merz jedoch die Straße zwischen Partenstein und Krommenthal erwischt. Sie war wegen Unterspülungen und Murenabgängen komplett gesperrt.

Einsatzschwerpunkt Aura: Feuerwehr seit 22.45 Uhr im Dauereinsatz

Im Sinngrund war Aura mit einem Niederschlag von 86 Litern pro Quadratmeter bis Mitternacht besonders betroffen. Der ganze Ort war dort in der Nacht und am Donnerstagmorgen mit Aufräumen beschäftigt, die erschöpften Auraer Feuerwehrleute – trotz streikender Sirenen-Alarmierung – seit 22.45 Uhr im Dauereinsatz. Die weiteren Sinngrund-Feuerwehren und das THW Karlstadt waren nachts ebenfalls vor Ort. Anwohner zeigen Handyvideos von den für sie unbegreiflichen Fluten in den Straßen.

Bernadette Remlein vor der ehemaligen Metzgerei.
Foto: Björn Kohlhepp | Bernadette Remlein vor der ehemaligen Metzgerei.

In dem Ort war zum einen das Flüsschen Aura massiv über die Ufer getreten, so dass Mühlstraße und Hauptstraße überflutet waren, zum anderen wurden große Mengen Schlamm vom Schlossküppel heruntergespült. In der Firma Viant stand das Wasser nach Angaben eines Mitarbeiters zehn Zentimeter um die Maschinen herum. "Es ist alles verschlammt", hieß es. Aber immerhin liefen die Maschinen.

Überschwemmte Mühlstraße in Aura: "Da hätte man surfen können"

Schwer getroffen hat es Kurt Heinz in der Mühlstraße. Sein Mercedes stand in der Garage 90 Zentimeter unter Wasser und war total verdreckt. In einen schnell organisierten Container warf die Familie feuchten und verdreckten Hausrat aus dem Keller. "Wir wohnen schon 47 Jahre da, aber so was haben wir hier noch nicht gehabt", erzählt der 81-jährige Heinz. Bernadette Remlein von der ehemaligen Metzgerei in der Hauptstraße, vor der Sandsäcke lagen, freute sich, dass die Feuerwehr ihr den Ladenraum ausgeschippt hat.

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Marcus Remlein, stellvertetender Kommandant in Aura, berichtete, dass die Feuerwehr um 22.45 Uhr zunächst in den Weiler Deutelbach ausrückte. Als dann Meldungen mit Überflutungen aus Aura kamen, fuhren sie zurück. Feuerwehrfrau Carmen Amend erzählt von großen Asphaltplatten, die es in der Mühlstraße herumgeschwemmt hatte. "Da hat man drauf surfen können." Auf einem Grundstück in der Mühlstraße ist ein unterspülter Zaun eingestürzt. Auras Bürgermeister Wolfgang Blum sagt: "Die Schäden sieht man erst, wenn aufgeräumt ist."

Bei Kurt Heinz in Aura stand das Wasser 90 Zentimeter hoch in der Garage.
Foto: Björn Kohlhepp | Bei Kurt Heinz in Aura stand das Wasser 90 Zentimeter hoch in der Garage.

Eingestürzte Wände und unterspülte Grabsteine: Auch Fellen und Ruppershütten waren betroffen

In Fellen, wo am Donnerstagmorgen ebenfalls Saubermachen angesagt war, ist viel Wasser vom Hundsrück heruntergekommen. Eine Anwohnerin zeigt, dass das Wasser durch ihren Garten kam, das Nebengebäude mit der Hackschnitzelheizung so unterspülte, dass die untere Wand einbrach, und das volle Hackschnitzellager davonspülte. Leo Haas, der unten an der Hauptstraße wohnt, erzählt, dass die Hackschnitzel bis hinunter über die Straße verteilt waren. Zudem hätten sich in ihrem Hof Seerosenblätter gefunden, die von einem eineinhalb Kilometer weiter oben gelegenen Auffangbecken stammen müssten.

In Ruppertshütten ist Hochwasser durch den Friedhof gelaufen und hat Grabsteine und Umfassungen um- und unterspült. Manfred Wirth, Umweltbeauftragter der Stadt Lohr, war am Donnerstagmorgen in Ruppertshütten. "Das wird noch schlimmer werden", sagt er und meint die Folgen des Klimawandels. Erwin Wenzel, der in Ruppertshütten vor seinem Haus stand, erinnert sich, dass es den Ort früher auch schon schlimm getroffen habe.

Der Friedhof in Ruppertshütten war überschwemmt gewesen.
Foto: Björn Kohlhepp | Der Friedhof in Ruppertshütten war überschwemmt gewesen.
 
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