
In den Gemeinderäten in den Landkreisen Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg wird seit dem Frühjahr 2024 eine Frage groß diskutiert: Wollen wir uns an einem möglichen Biosphärenreservat im Spessart beteiligen, ja oder nein? Mit diesem Begriff zeichnet die Unesco Kulturlandschaften aus, die von Menschen gemacht sind und erhalten werden sollen. Darin liegt der große Unterschied zum Nationalpark, in dem in großen Teilen des Gebiets die Natur sich selbst überlassen wird – in einem Biosphärenreservat betrifft das nur eine Kernzone von drei Prozent der Gesamtfläche.
Wie das Landratsamt Main-Spessart auf Anfrage mitteilt, haben von den 80 Kommunen, die mitbestimmen dürfen, 50 für eine Biosphärenregion gestimmt. In diesen 50 Orten leben 314.000 Menschen, das mache 75 Prozent der Einwohner im Untersuchungsgebiet aus, rechnet das Amt vor. 19 Orte haben sich gegen das Projekt ausgesprochen, was 37.000 Menschen oder neun Prozent der Einwohner entspricht. Noch nicht abgestimmt haben elf.
Kommunen können auch wieder austreten
In Main-Spessart hat als eine der letzten Gemeinden im Dezember Burgsinn abgestimmt. Der Markt ist grundsätzlich für ein Biosphärenreservat, will aber über mögliche Fläche für die Kernzone später verhandeln.
Keine Kommune ist verpflichtet, Teil des Reservats zu werden. Gemeinden können auch beitreten, ohne einen Beitrag zur sogenannten Kernzone zu leisten. Beigetretene Kommunen können auch jederzeit wieder austreten, heißt es in einem Merkblatt der Landkreise für die Kommunen.

Auffällig ist, dass sich viele Gemeinden im Zentrum des Gebiets gegen das Biosphärenreservat ausgesprochen haben, etwa Weibersbrunn, Mespelbrunn oder Laufach (alle Lkr. Aschaffenburg). In Laufach war der Gemeinderat gespalten, wie das Main-Echo berichtet: Mit einer knappen Mehrheit von 11 zu 10 Stimmen fiel die negative Entscheidung. In Weibersbrunn gab es vor der Gemeinderatsentscheidung im Oktober eine nicht bindende Bürgerbefragung, 70 Prozent der Befragten waren gegen die Beteiligung. Mitgemacht hatten 25 Prozent der wahlberechtigten Weibersbrunner. Auch Dammbach (Lkr. Aschaffenburg) lehnte im November dem Bürgerwunsch entsprechend ab, wie das Main-Echo schrieb.
Aus dessen Berichterstattung geht auch hervor, dass Rothenbuch (Lkr. Aschaffenburg) sich Mitte Dezember seine eigene Lösung gebastelt hat: Die Gemeinde will einem Biosphärenreservat beitreten, unter der Bedingung, dass um die Gemarkung Rothenbuch eine Pufferzone von etwa 500 Metern eingerichtet wird, die nicht zur Kernzone werden darf.
Bessenbach hat seinen Beschluss zurückgenommen
Seine Meinung noch einmal geändert hat der Bessenbacher Gemeinderat (Lkr. Aschaffenburg). Nachdem sich das Gremium im Mai gegen das Biosphärenreservat entschieden hatte, sammelten Bürger Unterschriften, um im September ein Bürgerbegehren einzureichen. Der Gemeinderat nahm das Thema noch einmal auf die Tagesordnung, Aschaffenburgs Landrat Alexander Legler (CSU) und die Leiterin des Umweltamts kamen in die Sitzung, um Fragen zu beantworten. Am Ende fiel der Beschluss mit zehn zu sieben Stimmen für das Biosphärenreservat, berichtet das Main-Echo.
Und wie geht es weiter? "Mit dem Ende der ersten Abstimmungsrunde sind die Hausaufgaben, die die Region zu erledigen hat, noch nicht beendet", sagt Markus Rill, Pressesprecher des Landratsamts Main-Spessart, auf Anfrage dieser Redaktion. Anfang 2025 wolle man das Ergebnis analysieren, mit dem Ziel, "eine tragfähige Gebietskulisse zu entwickeln, die den Kriterien der UNESCO entspricht und die in der Region Akzeptanz findet". Der Prozess werde noch seine Zeit dauern.
Denn da kann man kein Baum mal zersägen und als Brennholz mit nach Hause nehmen zum Verbrennen. Da wird sich ein privat Besitzer von Waldstücken auch dagegen wehren.
Warum haben sich manche Gemeinden nicht angeschlossen?