
Mit der Großveranstaltung "Narrentag auf Herrenfastnacht" hat Rieneck in dieser Fastnachts-Session ein Spektakel auf die Beine gestellt, das in der Kleinstadt bereits viele in einem Atemzug mit der 1200-Jahrfeier im Jahr 1984 nennen. 2100 Menschen waren dabei am 22. Februar in einem großen Jubiläumszug durch die Altstadt gezogen.
Dass sie dabei nicht – wie von Veranstalterseite erhofft – von 10.000 Besucherinnen und Besuchern begrüßt wurden, wurde bereits am Tag des Ereignisses deutlich. Warum dennoch generelle Zufriedenheit herrscht und wie viele Gäste tatsächlich ihren Weg nach Rieneck gefunden haben, erklären die vier Hauptverantwortlichen.
Kosten-Budget-Planung: Andreas Czerny hofft auf die schwarze Null

Von Andreas Czerny, dem Vorsitzenden der IG Brauchtum und Kultur, stammt nicht nur die Idee, sondern auch die Kosten-Budget-Planung für das große Festival zu "500 Jahren Fasenacht". Diese Planung hat der ehemalige Unternehmer so angelegt, dass die hohen Kosten der Veranstaltung bereits Monate vor dem eigentlichen Termin zum Großteil gedeckt waren. Mehrere tausend Euro an Sponsoren- und Spendengeldern hat Czerny dafür mit seinem Team gesammelt – dass die Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Gastro die verbleibenden etwa zehn Prozent zur Kostendeckung einbringen, schien ausgemacht.
Ob am Ende nun tatsächlich die schwarze Null steht, ist eineinhalb Wochen nach dem Spektakel jedoch noch ungewiss. Mit 7000 bis 10.000 Besucherinnen und Besuchern hatten Czerny und das Veranstaltungsteam von Stadt und RFK gerechnet, gekommen sind "nur" zwischen 4500 und 5000. "2000 bis 3000 Leute mehr und wir wären finanziell sicher aus dem Schneider gewesen, aber das kann so auch noch der Fall sein", sagt Czerny, der sich aktuell noch mitten in der Endabrechnung befindet.
"Es hat alles gestimmt, es hätte eigentlich alles gut sein müssen", befindet der 70-Jährige im Hinblick auf das gute Wetter am Veranstaltungstag. Das hatte er im Vorfeld als den größten Risikofaktor ausgemacht. Dass der Besucherzuspruch dennoch unter den Erwartungen geblieben ist, könnte seiner Ansicht nach damit zusammenhängen, dass Großveranstaltungen aufgrund der jüngsten Anschläge bewusst gemieden würden. Umgekehrt hätten sich auch Menschen bei ihm gemeldet, die Warnungen vor einer möglichen (Park-)Platzknappheit abgeschreckt hätte. Wer die Veranstaltung besucht habe, sei indes voll des Lobes gewesen, sagt Czerny. Seinen "Narrentag auf Herrenfastnacht" empfindet er deshalb den Besucherzahlen zum Trotz als einen großen Erfolg.
Organisation: Bürgermeister Sven Nickel hatte den ruhigen Veranstaltungsverlauf erwartet

Sicherheitskonzept, Organisationskonzept und Parkmanagement umfasste laut Rienecks Bürgermeister Sven Nickel der Verantwortungsbereich der Stadt. Aufgaben, die die Kommune aus seiner Sicht exzellent gemeistert und damit zu einem rundum gelungenen Tag beigetragen hat. Einziger Wermutstropfen: Auch für seinen Geschmack hätten gerne einige hundert Besucherinnen und Besucher mehr kommen dürfen.
Gut 7000 Menschen hätte das Veranstaltungsgelände aufgrund des bestehenden Sicherheitskonzepts aufnehmen können, so Nickel – nach entsprechender Order der Einsatzleitung auch noch einige mehr. Die saß im Nachbarort Hohenroth und hatte die Sicherheitslage mithilfe einer Drohne stets im Blick, berichtet Rienecks zweiter Bürgermeister Hubert Nickel, der die Stadt im Einsatzstab vertreten hatte.
Dass für die Veranstaltung aufgrund einer Besucherprognose von bis zu 10.000 Menschen die gleiche Zahl an Einsatzkräften wie bei der Gemündener Tanzinsel gefordert worden war, sahen beide kritisch und fühlen sich darin aufgrund des ruhigen Verlaufs der Veranstaltung bestätigt. "Die Zielgruppe und das Risikopotenzial waren mit der Tanzinsel nicht vergleichbar. Und ein Saufgelage wie bei manch anderen Faschingsveranstaltungen haben wir ebenfalls nicht erwartet und letztlich auch nicht gesehen", zieht Hubert Nickel eine positive Bilanz.
Gastro: RFK-Präsident Fabian Hörnis hätte gerne mehr Menschen bewirtet

Fabian Hörnis, Präsident des Rienecker Fasenachtskomitees (RFK), verantwortete mit seinem Team das Thema Gastro. "Das war ein richtig, richtig geiler Tag", fasst der Rienecker den Ablauf der Veranstaltung zusammen – in Bezug auf seinen Arbeitsbereich und generell. Ein, zwei Rennereien habe es gegeben, als an einem Stand die Becher ausgegangen waren oder am zentralen Festplatz das alkoholfreie Bier ausgegangen sei, "aber ansonsten ist der Tag gastronomisch sowas von rund gelaufen, das war zum Teil schon beängstigend", resümiert Hörnis.
Sein Kassier beim RFK, Sebastian Ullrich und Manuel Müller, die Hörnis als die treibende Kraft hinter der Organisationsarbeit hervorhebt, hatten ein System entwickelt, bei dem Profi-Caterer und Vereine aus der Umgebung die Rienecker unterstützten. Mit insgesamt 15 Verpflegungsständen im Verlauf der einen Kilometer langen Zugstrecke wäre man damit in der Lage gewesen, 7000 Menschen ohne lange Wartezeiten zu bewirten.
Politikerstimmen von der Veranstaltung:
Auch wenn letztlich deutlich weniger Besucherinnen und Besucher ihren Weg nach Rieneck gefunden hatten, habe er vonseiten der Standbetreiber keinerlei Klagen über eine zu geringe Auslastung vernommen. "Das war für alle ein relativ gutes Geschäft", schätzt Hörnis.
Sicherheit: Kreisbrandrat Florian List war auf alles vorbereitet

Florian List, Kreisbrandrat von Main-Spessart, blickt zufrieden auf den Ablauf des Rienecker Fasenachts-Spektakels, das er als Einsatzleiter betreut hatte. "Wir haben gesagt: Entweder es wird eine ruhige Nummer oder es gibt richtig Arbeit, aber tatsächlich ist es eine ruhige Nummer geworden", fasst er die aus Sicht der Einsatzorganisationen erfreulich ereignisarme Veranstaltung zusammen.
Die Bilanz des Einsatzstabs aus Feuerwehr, Polizei, BRK und THW, den List leitete, liest sich für eine (Faschings-)Veranstaltung dieser Größenordnung entsprechend positiv: Keine Einsätze von Feuerwehr und Polizei und lediglich fünf medizinische Versorgungen durch das BRK – eine davon ein medizinischer Notfall, der sich nach dem eigentlichen Umzug ereignet hatte.
List lobt die reibungslose Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Blaulichteinheiten, der Stadt und dem Landratsamt, die sich im Vorfeld der Veranstaltung zu drei Sicherheitsbesprechungen getroffen und einen gemeinsamen Einsatzplan ausgearbeitet hätten. Die 123 Mann starke Truppe aus dem gesamten nördlichen Landkreis wäre dadurch trotz der beengten Verhältnisse im Rienecker Stadtkern auf unterschiedlichste Szenarien vorbereitet gewesen, sagt der Kreisbrandrat – vom Kaminbrand bis hin zu einer Amoklage mit massenhaft Verletzten.