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Rieneck
2000 Mitwirkende und 10.000 Besucher: Andreas Czerny plant in Rieneck für 2025 ein riesiges Fasenachts-Festival
Nach Jahren der Vorbereitung und pandemiebedingter Verzögerung feiert Rieneck am 22. Februar sein spektakuläres "Jubiläumsfest". Ein einzigartiges Konzept soll die Massen in den Sinngrund locken.
In seinem Büroturm mit Blick auf die Burg Rieneck organisiert Andreas Czerny seit einigen Jahren in Vollzeit Rienecks große 'Jubiläums'-Fasenacht.
Foto: Simon Hörnig | In seinem Büroturm mit Blick auf die Burg Rieneck organisiert Andreas Czerny seit einigen Jahren in Vollzeit Rienecks große "Jubiläums"-Fasenacht.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 24.02.2025 02:32 Uhr

Bald vier Jahre ist es her, dass die Main-Spessarter Faschingshochburg Rieneck ein außergewöhnliches Jubiläum feiern wollte: 500 Jahre Fasenacht in Rieneck. Ein riesiger Faschingsumzug sollte dafür 2021 durch den historischen Altort ziehen und Graf Phillips und Gräfin Margaretas angeblich im Jahr 1521 ausgerufenen "großen Narrentag" nachstellen. Knapp zwei Jahre waren die Vorbereitungen dafür bereits angelaufen, als Corona die Organisatoren zwang, einen vorläufigen Schlussstrich zu ziehen und das Event auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Ein Tiefschlag für die Freunde des Rienecker Faschings, die die Idee jetzt jedoch wieder haben aufleben lassen. Am 22. Februar 2025 ist der "Narrentag auf Herrenfastnacht" nun als ein großes Fastnachts-Festival geplant, als dessen Hauptattraktion der langersehnte Umzug nun mit 14 Motivgruppen, 40 internationalen Brauchtumsgruppen, 15 Musikkapellen und insgesamt mehr als 2000 Mitwirkenden durch die Altstadt ziehen soll. Bis zu 10.000 Feiernde möchten die Veranstalter damit in den Sinngrund locken.

Menschen aus dem gesamten Gemündener Raum sind beteiligt

Die drei närrischen Herolde werden als die erste der 14 Motivgruppen den Jubiläumszug anführen.
Foto: Andreas Czerny | Die drei närrischen Herolde werden als die erste der 14 Motivgruppen den Jubiläumszug anführen.

Eine Größenordnung, wie sie die kleine Stadt noch nicht erlebt hat und auch auf Veranstalterseite die Massen mobilisiert. Gut 120 Menschen hatten sich Mitte November zum dritten und vorletzten Infoabend zu dem geplanten Event im großen Saal des Rienecker Bürgerzentrums versammelt und den Ausführungen Andreas Czernys und seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter gelauscht. Der 70-Jährige ist Vorsitzender der Rienecker IG Brauchtum und Kultur und wie er es selbst beschreibt, der "Visionär" der Großveranstaltung.

"Das hätten wir damals gar nicht schaffen können – jetzt sind wir bereit."
Organisator Andreas Czerny über den 2021 geplanten Jubiläumszug

"Das nehme ich für mich in Anspruch", betont der ehemalige Modeunternehmer im Gespräch mit der Redaktion. "Ich bin der Leithammel vornedran und ich mache das, weil es mir Freude macht und weil ich davon überzeugt bin, dass auch kleine Ortschaften so etwas Großes auf die Beine stellen können." Den Kreis der Mitwirkenden hat der Rienecker angesichts des erwarteten Aufwands von vornherein nicht auf seine Heimatstadt beschränkt. Für die Besetzung der historischen Motivgruppen konnten sich etwa Einzelpersonen und Gruppen aus dem gesamten Sinngrund und der näheren Umgebung bewerben.

Diesen Teil des Zugs werden nun Menschen aus Gemünden, Langenprozelten, Gössenheim, Wernfeld und Burgsinn mittragen, zählt Czerny auf. Die 40 Brauchtumsgruppen, angeführt von den "Rienecker Überzügen" stammen wiederum aus ganz Main-Spessart, Unterfranken, Süddeutschland und darüber hinaus. Mit den Thaurer Mullern aus Österreich, Skoromatie Podgrad aus Slowenien und Masopust Hamry, einem immateriellen Unesco-Kulturerbe aus Tschechien, konnten auch drei ausländische Gruppen gewonnen werden.

Maskengruppen aus Unterfranken, Süddeutschland und darüber hinaus am Start

Die Rienecker Gruppe im traditionellen 'Überzug' wird den Zug der international besetzten Brauchtumsgruppen anführen.
Foto: Oliver Sittler (Archivfoto) | Die Rienecker Gruppe im traditionellen "Überzug" wird den Zug der international besetzten Brauchtumsgruppen anführen.

In die Auswahl und Mobilisierung der zahlreichen Brauchtumsgruppen, unter denen sich auch unterfränkische Größen wie die vier Rhöner Formationen aus Weisbach, Oberelsbach, Unterelsbach und Ginolfs finden, hat Czerny einen großen Teil seiner jahrelangen Vorbereitungsarbeit gesteckt. Auch wenn die Geschichte des 500-jährigen Jubiläums, die auf dem 1922 erschienenen Historienroman "Mangold von Eberstein" basiert, anhand der daraus entlehnten Motivgruppen erzählt werden soll, möchte Czerny mit der Veranstaltung auch der traditionellen Maskenfastnacht eine Bühne bieten.

"Uns ist es wichtig, Traditionen zu bewahren und deswegen nehmen wir dieses Jubiläumsfest zum Anlass, den Menschen Brauchtum – besonders auch aus unserer Region – wieder näherzubringen", erklärt der vierfache Vater und fünffache Großvater. Anders als bei anderen großen Brauchtumszügen wie in Greding, die Czerny mit seinem Team vorab für Recherche und Akquise besucht hatte, soll der Fokus jedoch nicht ausschließlich auf Traditionsgruppen aus der Heimat liegen. Dargestellt werden soll vielmehr eine möglichst große Bandbreite des bunten und teilweise grotesken Maskentreibens der Fasenacht, wie sie besonders in Süddeutschland verwurzelt ist.

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Unter den Gruppen aus Main-Spessart befinden sich etwa die Zellinger Bären mit ihrem Strohbären, die Gäßberchhexen aus Laudenbach oder die Bronnbärchfratze aus Obersinn. Moderatoren werden die Besonderheiten der Gruppen während und im Anschluss an den Umzug erläutern. Musikalisch untermalt werden die Darbietungen durch die 15 Spielmannszüge, Guggagruppen und Blaskapellen.

Prominente Politiker beehren den Zug als Graf und Gräfin

Zwar bildet der zweieinhalbstündige Zug, für den man mit Kultusministerin Anna Stolz (FW) und dem gebürtigen Rienecker Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel (SPD) ein prominentes Prinzen- beziehungsweise Grafenpaar gewinnen konnte, den Mittelpunkt der Feierlichkeiten – drumherum wird den Gästen, für die vonseiten der Deutschen Bahn eigens Sonderzüge organisiert wurden, jedoch noch einiges mehr geboten.

Die Musikkapellen, Jongleure, Feuerschlucker und Stelzengänger sorgen am 22. Februar ab 11 Uhr für ein Vorprogramm, für Bewirtung die beiden örtlichen Gasthäuser, Caterer sowie regionale Vereine. Nach dem Umzug folgen an sechs Plätzen innerhalb des Stadtgebiets Vorführungen der beteiligten Gruppen. Abschluss finden diese in einer Lichter-, Laser- und Konfettishow am zentralen Parkplatz, woraufhin die "After Zug Party" im Ortskern noch bis in die späten Abendstunden weitergehen soll.

Veranstaltung steht auf soliden finanziellen Füßen

Vor vollem Haus erläuterte Andreas Czerny Mitte November im Rienecker Bürgerzentrum den aktuellen Planungsstand.
Foto: Simon Hörnig | Vor vollem Haus erläuterte Andreas Czerny Mitte November im Rienecker Bürgerzentrum den aktuellen Planungsstand.

Damit dem Veranstalter-Trio, der Stadt Rieneck, der IG Brauchtum und Kultur sowie dem Rienecker Fasenachtskomitee (RFK) am Morgen danach nicht der Kater droht, hat Czerny das Projekt auf finanziell solide Füße beziehungsweise "Säulen" gestellt. Stehen sollen von diesen fünf Säulen bis Ende des Jahres das Sponsoring, der Zuschuss aus öffentlichen Quellen und die Spenden. Durch die Veranstaltung selbst kommen Eintrittsgelder (Erwachsene fünf, Kinder drei Euro) und Einnahmen durch die Verpflegung hinzu.

Dass das große Jubiläums-Festival, das nun genau genommen 504 Jahre Rienecker Fasenacht feiert, nun mit einigen Jahren Verspätung durchstarten wird, empfindet Andreas Czerny im Rückblick als Glücksfall. "Vor vier Jahren sind wir noch reichlich naiver an dieses große neue Projekt herangetreten. Das hätten wir damals gar nicht schaffen können – jetzt sind wir bereit."

 
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