
Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. Bei hochsommerlichen Temperaturen feierten tausende Technojüngerinnen und -jünger ausgelassen auf dem Gemündener Tanzinsel Open Air. Stets an die 10.000 Besucherinnen und Besucher hatten sich in den vergangenen Jahren in Gemünden versammelt und auch für die jüngste Auflage gab Projektleiter Michael Streit an, dass vorab 9699 Tickets verkauft worden seien. Das Festival sei damit einmal mehr ausverkauft gewesen.
Also alles beim Alten? Nicht ganz, denn im Vergleich zu den Vorjahren gab es bei der elften Auflage des Festivals zwei entscheidende Änderungen. Die erste Neuerung, der Container Yard als erstmals zweite Bühne, war für alle Gäste offensichtlich, die zweite hingegen organisatorischer Natur.
Veranstalter hatte Personenobergrenze kurzfristig von 9500 auf 6800 reduziert
Wie Tobias Stich, der Leiter des Gemündener Ordnungsamts, berichtet, war die Obergrenze der Personen, die sich heuer gleichzeitig auf dem Festivalplatz am Main aufhalten durften, auf Wunsch des Veranstalters kurzfristig von maximal 9500 auf 6800 reduziert worden. Begründet habe der Veranstalter dies mit einem anfangs eher schleppenden Ticketverkauf.
Projektleiter Streit bestätigt dies, erklärt jedoch, dass der Vorverkauf mit der Werbung für den neuen Container Yard noch einmal deutlich angezogen habe. Dadurch sei man wie in den Vorjahren bei nahezu 10.000 verkauften Tickets gelandet.

Hohe Differenz zwischen Obergrenze und verkauften Tickets war Ordnungsamt nicht bewusst
Knapp 10.000 verkaufte Tickets also für einen Festivalplatz, auf dem sich laut Plan maximal 6800 Personen aufhalten durften. Ein Verhältnis, das Ordnungsamtsleiter Stich auf Anfrage der Redaktion überrascht. "Das ist mir neu und wäre uns das so kommuniziert worden, wären wir schon stutzig geworden", befindet er. "Das wäre schon gut gewesen, wenn wir das gewusst hätten, um das ein bisschen mehr im Auge zu behalten. Weil man im Zweifel, wenn alle kommen, ja definitiv hätten handeln müssen."

Gleichzeitig habe bei dem Event selbst die vom Veranstalter gemessene und alle zwei Stunden an Behörden und Einsatzkräfte kommunizierte Anzahl an eingelassenen Personen die Grenze von 6800 nie überschritten. Darüber hinaus sei auch das Sicherheitskonzept nicht groß von dem der Vorjahre abgewichen. So sei die Zahl der Ordner, Einsatzkräfte von BRK, Feuerwehr und Polizei sowie die Anzahl der Rettungswege fast gleich geblieben und hätte somit auch für die frühere Obergrenze von 9500 Gästen funktioniert. Lediglich die Platzgröße und die Anzahl der mobilen Toiletten sei etwas reduziert worden.
Festgesetzte Obergrenze war laut Veranstalter genau kalkuliert
Aber was wäre passiert, wenn am Abend doch 8000 bis 9000 Menschen gleichzeitig zur Musik der Headliner Nina Kravitz, Chris Liebing oder Klangkuenstler hätten tanzen wollen? "Das wäre nicht passiert. Das wissen wir", stellt Streit auf Nachfrage klar. Nach zuvor zehn Tanzinseln habe man von Organisatorenseite die Erfahrung, die nötige Besucherobergrenze genau kalkulieren zu können. "Manche kommen bereits um 12 Uhr, bis 17 Uhr strömen dann vielleicht wieder 1000 bis 2000 Leute weg, die bis dahin ihren persönlichen Hauptact gehört haben und andere kommen erst um 17 oder 18 Uhr, weil es ihnen vorher zu heiß ist."
Dass die Veranstalter bei der Erstellung des Sicherheitskonzepts zwar eng mit den Behörden und Einsatzkräften zusammenarbeiten, jedoch nie davon sprechen, wie viele Karten sie verkaufen, beschreibt Streit als Standard. "Das hat mit den Behörden gar nichts zu tun. Wir können ja theoretisch 15.000 Tickets verkaufen, solange nur die festgeschriebene Anzahl auf dem Gelände ist. Und das haben wir auf Grundlage unserer Erfahrungen perfekt vorhersagen können."