
Es war ein Kampfflieger aus dem Ersten Weltkrieg, der den Luftsport-Club Karlstadt ins Leben rief. Josef Kroth war als Kaufmann nach Karlstadt gezogen und startete einen Aufruf an alle Interessierten in der Karlstadter Zeitung. Er wurde bei der Gründung am 13. Mai 1922 der erste Vorsitzende in der Geschichte dieses "Fränkischen Vereins für Luftfahrt Ortsgruppe Karlstadt und Umgebung", wie sich der Club anfangs nannte – deutlich umständlicher als das in Karlstadt heute gebräuchliche "die Segelflieger". Rund sechs Wochen nach der Gründung organisierte dieser junge Verein ein Flugmodellwettfliegen auf dem alten Sportplatz am Main.
Noch im selben Jahr wurde ein von Willi Pelzner konstruierter Hängegleiter erworben. Er ähnelt denen, die von Otto Lilienthal bekannt sind. In der zuvor leicht umgebauten Schäferhalle des Schäfers Weckbach wurde das Flugzeug untergebracht. Das "Mäuerle", an dem heute das U&D stattfindet, ist ein Überbleibsel dieser Halle.
Zunächst ließen die Flieger das Gerät wie einen Drachen steigen. Dann durfte der Leichteste von ihnen einsteigen. Die anderen rannten mit dem Schleppseil in der Hand, bis der Hängegleiter rund acht Meter Höhe erreichte. Die Flieger bauten das Flugzeug nach. Mit drei Exemplaren riefen sie zu einer Flugveranstaltung auf. Doch der Wind blieb aus – und die Karlstadter lachten über diese Pleite.

1925 wurde ein Sitzgleiter angeschafft, "ein eleganter Vogel", wie die Flugbegeisterten damals schwärmten. Im selben Jahr veranstalte der Verein gemeinsam mit dem örtlichen Motorsportclub eine Ballon-Verfolgungsfahrt, was die Begeisterung für die Luftfahrt in Karlstadt mehrte. An der Mainbrücke wurde der Ballon mit Stadtgas gefüllt. Nachdem er abgehoben hatte, begann die Verfolgung mit Kraftfahrzeugen – damals in erster Linie mit Motorrädern. 1928 flog Ernst Frank den "Dinort-Sitzgleiter" am Stettener Berg zu Bruch. Kroth konstruierte daraufhin selbst ein Flugzeug, den "J.K.Gleiter".
Mit dem 102-jährigen Alfred Hock lebt ein Zeitzeuge, der als Achtjähriger mit seinen Eltern nach Karlstadt gezogen war und sich schon als Bub für die Fliegerei interessierte. Er erinnert sich vor allem an "die Würzburger", die nach Karlstadt zum Fliegen kamen. Ähnlich wie heute die Gleitschirmflieger nutzten sie den Hangaufwind am Edelweiß. Mit dem damals üblichen Gummiseilstart ging es in die Luft – mit mindestens vier Mann rechts und links am V-förmig gespannten Gummiseil sowie ein bis zwei Mann hinten zum Festhalten. Bis zu fünf Stunden lang seien die da in der Luft geblieben.
Die Landungen erfolgten bei Karlburg auf der anderen Mainseite. Die Flugzeuge wurden dort demontiert, auf einen Transportwagen geladen und mit einem Auto über die Mainbrücke wieder nach Karlstadt zur Schäferhalle gezogen.
Als Alfred Hock selbst mit 16 Jahren zur Fliegerei kam, hatte schon die Zeit der Flieger-HJ begonnen. Die Nationalsozialisten hatten aus dem "Fränkischen Verein für Luftfahrt" den "Stützpunkt Karlstadt im Deutschen Luftsportverband" gemacht. Der Name klang weiterhin nach Sport. So sahen es sicherlich auch viele der flugbegeisterten Karlstadter Jungs, die da mitmachten. Zu ihnen gehörten beispielsweise Alfons Obert, Otto Ringelmann und Otto Schäfer, die später übrigens alle drei im Stadtrat saßen. Dahinter steckte jedoch die vormilitärische Ausbildung im damaligen Hitler-Deutschland.

1935 wurde eine "Grunau 9" angeschafft. Der Stadtrat stellte den Fliegern das Gelände im Umkreis von 500 Metern um den Saupurzel sowie ein Gelände am Rehnütz zur Verfügung. In der Werkstatt der Schneiderei Wehner in der heutigen Neuen Bahnhofstraße bauten die Jungs eine "SG 38" selbst. Transportiert wurde sie per Hand mit einem zweirädrigen Karren mit Schubkarrenrädern.
Der Flugunterricht begann damit, dass sich der Flugschüler vorne auf die Maschine setzte – eine Cockpitverkleidung gab es nicht. In dem gegen den Wind ausgerichteten Flugzeug musste er mit dem Querruder das Gleichgewicht halten lernen. Es folgten kleine "Rutscher" und schließlich kleine "Sprünge". In Hocks Flugbuch sind diese mit "R" und "Spr" notiert. So tasteten sich die Schüler ans Fliegen heran. Für die A-Prüfung mussten sie eine Minute in der Luft bleiben.
Aus ganz Unterfranken kamen Gruppen zur Schulung nach Karlstadt. Untergebracht waren sie in der Frankenbräu. Der Unterricht erfolgte teilweise im heutigen Sparkassengebäude. Geplant war eine größere Segelflugschule nach Plänen von Hanns Habinger. Bis zum Bau des oberen Hochbehälters auf dem Saupurzel waren dort noch die Fundamente zu sehen.
Gegen Kriegsende brannte der Schafstall am Saupurzel mitsamt den Flugzeugen ab. Eine Legende besagt, dass ein polnischer Fremdarbeiter der Brandstifter war. Nach einer anderen wollte einer der Flieger verhindern, dass die Maschinen in die Hände der Amerikaner fallen.
Nach dem Krieg war den Deutschen die Fliegerei zunächst verboten. 1949 wurde die Modellfliegerei wieder zugelassen. Im Frühjahr 1950 gründeten die Flugbegeisterten erst den "Verein der Saupurzelfreunde", aus dem im Herbst der "Aero-Club Karlstadt/M e.V." und im Folgejahr der "Luftsportclub Karlstadt" wurde. Vorsitzender wurde Richard Koch. 1951 wurde das bemannte Segelfliegen wieder erlaubt, und die Segelflieger holten am Bahnhof ein Hochleistungsflugzeug "S 18", einen Zögling "Karpf" und einen Transportwagen mit Schleppwinde ab. Schweizer Fluggruppen hatten das Material zur Verfügung gestellt.
Die Flieger bezogen ihren heutigen Standort auf dem "Heidegelände" und bauten dort ihre Halle. Überschattet wurde das Jahr 1953 durch den tödlichen Absturz des 24-jährigen Würzburgers Gottfried Demar. Doch die Fliegerei ging weiter. Im Herbst desselben Jahres taufte der Verein einen Zweisitzer "ES 49" mit einer Flasche Karlstadter Löwenbräu.
Nach langem Hin und Her wurde eine erste Schleppwinde gebaut, der ein ausgedienter Mannschaftswagen der Feuerwehr als Untersatz diente. Ende der 1950er Jahre wurde diese gegen eine andere Winde auf einem ehemaligen Bundesgrenzschutzfahrzeug getauscht.
1958 stellte Hermann Gehring mit sieben Stunden und 13 Minuten in der Luft einen Rekord auf. Er nutzte hauptsächlich den Hangaufwind am Edelweiß. Bis August hatte der Verein bereits 1300 Starts zu verzeichnen. Ein Doppelsitzer "Ka 7" und ein Einsitzer "Ka 8" wurden angeschafft.

Für Schlagzeilen sorgte 1960 ein Irrflug des damals 23-jährigen Max Stadter. Er wollte eigentlich Bamberg erreichen, landete aber bei Schönbrunn südöstlich von Suhl in der DDR. Nach zwei Nächten durfte er am Schlagbaum samt Maschine abgeholt werden. Thüringer Segelflieger hatten ihn dorthin gebracht. Er sorgte für fröhliche Schlagzeilen, als er auf dem Marktplatz mit seiner frisch Angetrauten Waltraud Englinski in einem Segelflugzeug Platz nehmen durfte. Umso trauriger war sein tödlicher Absturz 1991 in Unterwössen.
Höhepunkte in der Geschichte des Luftsportclubs Karlstadt waren die Flugtage, der erste fand 1967 statt. Der zweite Flugtag gleich im nächsten Jahr lockte fast 10.000 Menschen auf den Saupurzel. Düsenjäger, Schweinfurter Fallschirmspringer, Karbacher Modellflieger, die Burda-Staffel, exotische Flugzeuge wie zum Beispiel ein alter Doppeldecker und ein Nurflügler zogen die Menschen in ihren Bann. Max Stadter zeigte Kunstflug im Segelflugzeug "Blanik", einem Aluminium-Zweisitzer. Der Würzburger Weltmeisterschaftsteilnehmer Norbert Holzberger führte mit seiner "Zlin 326" erstmals bei einem öffentlichen Flugtag das Flachtrudeln vor. Später wurde dieses verboten.
1969 wurde der erste doppelsitzige Motorsegler gekauft und die Landebahn auf 450 Meter verlängert. Weiter ging es Schlag auf Schlag: 1971 kam das erste Motorflugzeug. 1972 wurde das neue Clubheim eingeweiht. Im Jahr darauf folgte eine zweite Start- und Landebahn - diesmal in Ost-West-Richtung
1974 erwarb der Verein das erste Kunststoff-Segelflugzeug. 1980 tauchte erstmals die Idee eines Sonderlandeplatzes mit asphaltierter Landepiste auf. Die Karlstadter sammelten 750 Unterschriften dagegen. In den 1990er Jahren stimmte schließlich die große Mehrheit der Mitglieder im LSCK dagegen.
Flugtage gab es auch 1983 und 1987, letzterer zum 65-jährigen Bestehen und sogar noch einmal mit Beteiligung von Alpha-Jets. Neben Kunstflug erlebten die Gäste auch den Start eines Heißluftballons. Doch die Flugtage fielen mit der Zeit weniger spektakulär aus als die in in den 1960ern. Die Vorschriften wurden strenger – aus guten Gründen. Walter Fresenius, der lange Vorsitzender war, gestand einst, es sei ein Riesenglück gewesen, dass auf dem Saupurzel kein größerer Unfall passierte. Er erinnerte sich speziell an ein Vorkommnis: Beim Flugtag in den 1970er Jahren sei ein amerikanisches Jagdflugzeug beim Anflug zu langsam gewesen und dabei fast abgeschmiert.
Die erweiterte Flugzeughalle wurde 1992 zum 70-jährigen Bestehen ihrer Bestimmung übergeben. Im Jahr darauf wurde die Ost-West-Landebahn 1993 samt Sicherheitsstreifen fertiggestellt. Dafür waren einige Erdbewegungen nötig. 1995 nahm die Tankanlage ihren Betrieb auf.

Einen letzten Flugtag gab es 1997 mit Beteiligung von Segelflugzeugen vom Oldtimer SG 38 bis zum Hochleistungssegler ASH und einem Bücker-Doppeldecker, jedoch ohne spektakuläre Kunstflugvorführungen.
Im März 2018 kam ein auswärtiger Flugneuling auf dem Saupurzel zu Tode. Der Mann aus Wernigerode wollte mit einem eben erworbenen Ultraleichtflugzeug nach Hause fliegen und stürzte direkt nach dem Start aufgrund eines Flugfehlers ins benachbarte Feld.
Im selben Jahr meldete der LSCK erstmals eine "Kunstflugbox" an. Das ist ein Luftraum, der für die Dauer der Kunstflüge für andere Flugzeuge gesperrt ist. Seit diesem Kunstfluglehrgang im darauffolgenden Jahr hat der Verein sechs aktive Kunstflieger.
In seinem Jubeljahr hat der Verein aktuell 105 Mitglieder, davon 38 aktive Männer und drei aktive Frauen. Er verfügt über drei Motorflugzeuge, die sich allesamt zum Schleppen von Segelflugzeugen eignen: ein Ultraleichtflugzeug, einen Reisemotorsegler und eine viersitzige "Jodel". Im Flugzeugpark sind vier Segelflugzeuge: ASK 21 und Duo Discus (beides Doppelsitzer), LS4b und DG300 (beides Einsitzer).