Vielleicht kommen die Loopings des Karlstadters (Lkr. Main-Spessart) Alfred Hock doch noch ins Guinnessbuch der Rekorde. Das "Rekord-Institut für Deutschland" jedenfalls bestätigt, dass er den Weltrekord als "ältester Looping-Passagier im Segelflugzeug" erzielt hat. Am 1. September vergangenen Jahres hat er sich vom Fluglehrer Florian Zaschka zweimal "auf den Kopf stellen" lassen. Da war Alfred Hock 99 Jahre alt.
Seit Januar ist er 100 und sollte eigentlich diesen Sonntag fürs Fernsehen erneut einen Looping machen. Doch dem Produktionsteam von "South and Browse", das für den Bayerischen Rundfunk auf dem Karlstadter Hausberg, dem Saupurzel, drehte, war das zu heikel. Das "Gottschalk-Trauma" sitzt tief. Keinesfalls sollte Alfred Hock seine Gesundheit für einen Film riskieren.
Selbst bei einem vorsichtig geflogenen Looping wirkt auf die Insassen etwa die dreifache Erdschwere, werden sie durch die Fliehkraft zeitweise dreimal so stark wie normal in den Sitz gedrückt. Auch das Blut sackt in dem Moment nach unten. Arme und Gesicht werden nach unten gezogen. Das Segelflugzeug muss auf 180 km/h beschleunigt werden, um oben "rumzukommen".
"Eigentlich bräucht' ich die Ärztin nit"
"Haben Sie sich untersuchen lassen, bevor sie den Looping mitgeflogen sind?", wollte Reporter Joachim Walther im Interview wissen. Alfred Hock verneinte: "Eine Ärztin kommt jeden Monat einmal zu mir, misst den Blutdruck und fragt, wie's mir geht. Aber eigentlich bräucht' ich se nit." Er lebt alleine im Haushalt, versorgt sich selbst und fährt jedes Wochenende mit seinem roten Kadett zu den Segelfliegern, wo er sich nützlich macht. Er schleift Tische und Bänke für einen Neuanstrich oder repariert als gelernter Polsterer-Meister Tragflächenschoner oder den Fallschirm des Schleppseils.
Am Drehtag wurde der älteste Bürger Karlstadts auch ohne Looping stark beansprucht. Schon morgens wurden Aufnahmen gemacht – von ihm in der Flugzeughalle zum Beispiel. Am späten Nachmittag ging er doch noch in die Luft, wieder mit dem 25-jährigen Ausbildungsleiter Florian Zaschka. Der gönnte seinem Passagier in dem Flugzeugtyp ASK 21 immerhin einige Steilkurven und einen kleinen Parabelflug, bei dem die Insassen für einen Moment schwerelos sind.
Ob ihm schon einmal schlecht geworden sei beim Fliegen, sollte Hock beantworten. "Nein, nie. In der Jugend hab' ich aufm Augsburger Volksfest mit der Überschlagschaukel 20 Loopings hintereinander gemacht." Vielleicht hat ihn das abgehärtet.
Erste Flüge schon 1934
Eine junge Flugschülerin durfte anstelle von Alfred Hock auf dem Passagiersitz Platz nehmen, als Zaschka für Filmaufnahmen mit der mit vier Gopro-Kameras ausgestatteten Maschine einige Loopings drehte. "Mach noch einen", wurde er schließlich aufgefordert, als er schon deutlich an Höhe verloren hatte. "Geht nicht", kam es über Funk zurück. 450 Meter überm Boden ist Schluss. Tiefer darf kein Kunstflug praktiziert werden.
Für maximal 4,5 G, also die viereinhalbfache Erdschwere, ist die in der Rhön gebaute Maschine zugelassen. Seit drei Jahren wird in Karlstadt wieder der Kunstflug geübt. Dafür musste der Luftsportclub eine sogenannte Kunstflugbox genehmigen lassen. Das ist ein Luftraum, der einen Kilometer lang und einen Kilometer breit ist. Nach oben müssen zwei Kilometer freigehalten werden, andere Flugzeuge müssen also außen herum fliegen.
Von 1934 an ist Alfred Hock selbst geflogen, damals noch in einer von den damaligen jungen Fliegerburschen selbst gebauten "Grunau 9". Mit einer Verkehrsmaschine war er indes noch nie unterwegs. "Das interessiert mich nit." An einem Tag ohne Fernsehstress noch einmal im Segelflugzeug einen Looping machen, daran allerdings ist der 100-Jährige höchst interessiert. Und dann wäre es Zeit fürs Guinnessbuch.
Das Bayerische Fernsehen wird das Porträt von Alfred Hock in der Reihe "Heimat der Rekorde" ausstrahlen Der Sendetermin steht noch nicht fest.